Zoe Held ist derzeit mit zwei Romanen in den Regalen der Buchhandlungen zu finden. Das eine ist „Fesseln der Freiheit“, während ihr zweiter Roman, „Wilde Spiele“, unter dem Pseudonym Isabella Frey erschienen ist. Trotz des Stresses der Weihnachtszeit hat sie sich freundlicherweise bereit erklärt, in einem Interview ein paar Fragen zu beantworten. (Foto: Copyright Zoe Held)
Derzeit ist Dein „Fesseln der Freiheit“ in den Regalen der Buchhandlungen zu erstehen und wurde bereits sehr positiv besprochen. „Wilde Spiele“ unter dem Pseudonym Isabella Frey erschien kurz danach. Wie schaffst Du es, das alles unter einen Hut zu bringen? Bist Du sehr organisiert?
Vielen Dank erst mal für die Einladung zum Interview! Und was die Organisation angeht: ein definitives Ja. Ich versuche, jede Woche drei bis vier Schreibzeiten von ca. zwei Stunden neben meinem Brotjob und den anderen Hobbys unterzubekommen – und ziehe den Plan dann auch durch. Selbst wenn das heißt, bis eins wach zu bleiben und morgens um fünf wieder aufzustehen, um in die Arbeit zu fahren. 😉 Nein, im Ernst: Ich glaube schon, dass es einen gewissen Organisationsgrad braucht, um das Schreiben und das normale Leben zu vereinbaren. Aber das geht ja nicht nur mir so.
Dass die Veröffentlichungszeitpunkte dieser beiden Bücher nun aber so eng zusammen liegen, hat allerdings nichts mit mir und meinem Multitasking zu tun, sondern war purer Zufall. Das Manuskript zu den „Fesseln“ habe ich schon 2010/11 geschrieben und Anfang 2012 verkauft. Das Manuskript zu den „Spielen“ ist im Wesentlichen Ende 2012/Anfang 2013 entstanden, die Idee selber stammt in ihren Grundzügen aber auch schon aus 2010. Große Verlage haben bisweilen lange Vorlaufzeiten, die man als Autor natürlich nutzen kann, um munter an anderen Projekten zu arbeiten. Was ich in der Regel auch tue, weil ich einfach nicht nicht schreiben kann.
Wie kam es dazu, dass Du verschiedene Pseudonyme angenommen hast?
Zum einen natürlich, weil die Manuskripte an verschiedene Verlage gingen, zum anderen, um die Geschichten auch inhaltlich zu trennen. Selbstbewusste Frauen, Erotik und BDSM spielen immer eine sehr starke Rolle bei mir, aber es gibt dann doch Unterschiede: Zoe schreibt die etwas härteren Sachen, die ich eher Leserinnen empfehlen würde, die wissen, dass sie mit SM-Szenen klarkommen. Isabella darf die sanfteren Plots haben, die auch für Leserinnen ganz gut geeignet sind, die einfach mal in solche Plots hineinschnuppern wollen. Da kam es mir ganz gelegen, das sowohl verlagstechnisch als auch namenstechnisch zu trennen. Aber eines haben beide gemeinsam: Ohne viel Erotik und ohne viel Romantik geht es bei keiner ab.
Gerade erst ist der National Novel Writing Month 2013 zu Ende gegangen, innerhalb dessen man in einem Monat einen Roman von 50.000 Wörtern verfasst. Wie hast Du ihn erlebt?
Wahninn. Das beschreibt es am Besten.
Für alle, die vielleicht nicht wissen, was der NaNo (National Novel Writing Month) ist: Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach. Schreib einen Roman in einem Monat, mindestens aber 50.000 Wörter. Das ist je nach Schreibgeschwindigkeit natürlich mehr oder weniger viel, bei mir bedeutet es im Schnitt ca. 2 Stunden reines Schreiben am Tag. Das ist natürlich eine Herausforderung neben dem Job. Man kommt gar nicht mehr zum Denken, sondern schreibt die Geschichte so, wie die Figuren es wollen, und überrascht sich dann selbst. Ich bin sowieso ein Plotlos-Schreiber, d. h. ich plane nicht sehr viel vor, und im NaNo treibe ich das dann auf die Spitze. Es ist einfach ein Monat Schreiben pur, ohne sich mit Recherche etc. zu belasten. Und schlicht und ergreifend ein riesiger Spaß. Diesmal habe ich es tatsächlich zum ersten Mal geschafft, die Geschichte im November auch bis zum Ende zu schreiben – und muss sagen, ich bin ganz zufrieden mit dem Ergebnis.
Die deutsche Autorenszene kennt sich oft untereinander. Was war Deine denkwürdigste Begegnung mit einem deutschen Autor?
Ja, man kennt sich. 😉 Denkwürdig ist vielleicht etwas hochgegriffen, aber ein sehr, sehr cooler Moment war auf dem BuCon letztes Jahr das Zirkler-Foto (Anm.: sie bezieht sich auf die Autorengruppe „Tintenzirkel“; s. auch unten). Fast fünfzig Menschen auf einer Treppe, und etliche verwunderte Blicke darüber, was diese Verrückten mit den Namensschildchen da jetzt wieder tun.
Gibt es eine Lieblingsstelle in einem Deiner aktuellen Bücher?
Ja, immer. Aber sie wechselt regelmäßig. Ich gebe zu, ich bin immer ein klein wenig verliebt in meinen aktuellen männlichen Protagonisten, und meistens hat die Szene irgendwas mit ihm zu tun. Aktuell ist es eine Szene aus einer kleinen Weihnachtsnovelle, an der ich für meine beiden treuen Testleserinnen schreibe.
Woran arbeitest Du gerade, auf das sich Deine Fans schon jetzt freuen dürfen?
Zoe schreibt eine Fortsetzung zu den „Fesseln“, die wahrscheinlich 2015 erscheinen wird. Ich will gar nicht so viel darüber verraten, nur das: Diesmal geht es um Bondage und um einen Kerl zum Niederknien. Für die Leserinnen der „Fesseln“: Ich sage nur – Danny. Ein äußerst selbstbewusster Banker trifft eine toughe Steuerfahnderin. Ich weiß immer noch nicht, wer von den beiden nun eigentlich seinen Meister gefunden hat *lach*. Vielleicht gibt es auch schon früher als 2015 eine kleine Novelle oder etwas in der Art – aber darüber kann ich wirklich noch gar nichts sagen. Ein paar Geheimnisse müssen ja auch sein.
Isabella ärgert sich gerade mit einer Fortsetzung zu den „Spielen“ herum, bei der die Hauptfiguren nicht ganz so wollen wie die Autorin. Das Buch ist für September 2014 angekündigt und hat sogar schon ein wunderbares Cover („Lust“, Ullstein Verlag). Inhaltlich geht es darin um Figuren, die bereits im ersten Teil aufgetaucht sind, um Felicitas und Markus. Beide haben verdammt gute Gründe, niemals eine Beziehung zu wollen, und mein Job ist es jetzt, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Aber ich habe die begründete Hoffnung, dass ich das hinbekomme.
Gibt es Buchempfehlungen, die Du Deinen Lesern geben würdest?
Oh, da gibt es so viele gute Sachen im Erotikbereich. Ich persönlich mag die Bücher von Kat Marcuse recht gerne, auch Nina Jansen hat es mir angetan. Ganz besonders ans Herz legen würde ich euch aber Jazz Winter. Einfach nur zum Träumen. Oder die „Seidenfessel“ von Kira Maeda – ich habe das Buch geliebt, als ich es gelesen habe. Und sollte es mal wieder auf die Re-read-Liste setzen…
Ja, „Seidenfessel“ ist wirklich einen zweiten Blick wert. 🙂
Du hast bereits an einem Schreibseminar teilgenommen. Was ist das Wichtigste, das Du davon mitgenommen hast?
Dass immer auch Glück dazu gehört. Das Seminar war für mich der Türöffner zu Bastei Lübbe und hat mir geholfen, meine „Fesseln“ in einem großen Verlag unterzukriegen. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Agenturvertrag, Vertrag für die „Spiele“, Verträge für die Fortsetzungen… aber ohne ein Quäntchen Glück hätte es wohl nicht funktioniert.
Du bist Teil des Tintenzirkels. Was gefällt Dir besonders daran, Teil einer Gemeinschaft von Autoren zu sein?
Ohne den Zirkel wäre ich nie so weit gekommen. Ich hätte mich niemals getraut, irgendetwas irgendwo einzuschicken, wenn nicht ein paar Leute aus dem Forum mich sanft gestupst hätten. Das Schöne bei uns im Zirkel ist diese Art von Unterstützung. Niemand ist neidisch oder eifersüchtig, sondern man freut sich miteinander, wenn einer von uns es schafft, ein Buch zu platzieren. Und falls sich jemand fragt, was ich in einem Forum für Fantasyautoren mache: Ja, das waren meine schreiberischen Anfänge, und ich schreibe heute immer noch zur Entspannung zwischendurch Fantasy in allen ihren Facetten. Insofern ist der Zirkel für mich einfach auch ein Stück zuhause. Schreiberisch wie menschlich.
Möchtest Du Deinen Lesern noch etwas mitteilen?
Lest, liebt und habt Spaß am Leben. Und lasst euch von niemandem vorschreiben, wie ihr das zu tun habt. 🙂
Vielen Dank für das Interview.