Kompakt

Rezan Aslan versammelt in seinem Buch den aktuellen Stand zur historischen Figur von Jesus von Nazaret. Obwohl er dabei weder neue noch ungewöhnliche Argumente anbringt, sorgen sein ansprechender Schreibstil und der aktuelle Skandal, den er einem verunglückten Interview im amerikanischen Fernsehen verdankt, für großes Interesse.

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Aslan_Zelot Originaltitel Zealot
Autor Reza Aslan
Übersetzung Henning Dedekind und Karin Schuler (Fließtext)
Norbert Juraschitz und Thomas Pfeiffer (Anmerkungen)
Verlag Rowohlt Verlag
Erschienen Dezember 2013
ISBN 978-3-498-00083-7
Seitenanzahl 384 Seiten

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Inhalt

Der Unterschied zwischen unserer Kenntnis des Jesus Christus aus der Bibel und der historischen Gestalt, auf der er wahrscheinlich basiert, hat schon immer Neugier und Faszination hervorgerufen. In diesem Buch liegt die Konzentration auf dem geschichtlich verbürgten Menschen und dem Weg, den seine Botschaft über die Jahrzehnte und Jahrhunderte nach seinem Tod durchlaufen hat, so dass aus dem Nazarener Jesus der Sohn Gottes Jesus Christus werden konnte.

Stil und Verständnis

Reza Aslan hat bereits im Voraus dank eines unglücklichen Interviews mit Lauren Green vom amerikanischen Sender FOX einiges an Interesse für sein neues Buch geerntet. Dadurch wurde „Zelot“ wohl mit weitaus mehr Erfolg in den Buchhandlungen verkauft als es vielleicht anderweitig der Fall gewesen wäre.

Allerdings darf sich der Leser der Ausgabe dennoch auf ein sehr spannendes Buch freuen – für ein Sachbuch eine doch etwas ungewöhnliche Sache. Aslan beherrscht es – wie so viele seiner amerikanischen Landsleute -, seine Darlegungen wie einen Roman auszuarbeiten, so dass man gefesselt seinen Ausführungen folgt.

Zu Beginn geht er dabei auf seine eigene Lebensgeschichte ein und wie er für einige Jahre vom Islam zum evangelikalen Christentum konvertierte, bevor er wieder zum Islam zurückkehrte. Für die interessierten Leser, die sich genauer mit den wissenschaftlichen Debatten und den Gegenargumenten auseinandersetzen wollen, die Aslans Ausführungen entgegenstehen könnten, findet sich am Ende des Buches ein sehr ausführlicher Anhang. Leider sind einige der angegebenen Werke nur auf englisch verfügbar und so für einzig deutsch verstehende Leser nicht hilfreich. Alle anderen können in Ruhe die vorherigen Kapitel lesen und müssen sich nicht durch Fußnoten oder andere Markierungen im Lesefluss stören lassen.

Zu Beginn des Buches bieten eine Karte Israels und eine Darstellung des Tempels in Jerusalem dem Leser einen kleinen Blick in die historischen Gegebenheiten der Zeit Jesu. In der Einführung berichtet Aslan darüber, welche historischen Quellen Forschern zur Verfügung stehen und wie es dazu kommen konnte, dass sich sowohl das Judentum wie auch das spätere Christentum bemühten, sich von dem revolutionären Eifer zu distanzieren, der zur Zerstörung des Tempels und Jerusalems 70 n.Chr. durch die Römer führte und damals vorherrschte.

Vor den eigentlichen Texten, die in drei Teile untergliedert sind, gibt es eine Chronologie von 164 v.Chr. bis 393 n.Chr., so dass man als Leser weiß, was um Jesu Leben und der Entstehung der Texte herum, die wir als Bibel kennen, geschehen ist.

Bereits der erste Satz zeigt Aslans Talent, den Leser gefangen zu nehmen und direkt in die Ereignisse einzubinden, wie es manch guter Thrillerautor beherrscht: „Der Krieg gegen Rom beginnt nicht mit Schwerterklirren, sondern mit dem Blitzen eines Dolches, den ein Attentäter unter seinem Mantel hervorzieht.“ (S. 33) Obwohl Aslan nur wenige Absätze macht, ist man durch seine Darstellungen so fasziniert, dass man förmlich mitten in der Geschichte steckt und den Text regelrecht verschlingt. Man fühlt sich einbezogen und zugleich auf spannende Art informiert, so dass es kein Wunder ist, dass selbst Leser, die normalerweise nicht zu Sachbüchern greifen, sich für dieses Buch interessieren.

Die meisten von Aslans Argumenten sind nicht neu und Kennern der aktuellen Veröffentlichungen in diesem Bereich bekannt. Er sammelt die Forschungen anderer und setzt sie auf ansprechende Weise um, so dass jeder Leser sich dieses Buch zu Gemüte führen kann. Nimmt man dazu noch einige der anderen Werke zur Hand, die es zur historischen Figur von Jesus von Nazaret gibt, kann man sich aber als äußerst informiert betrachten.

Aufmachung

Das graue Hardcoverbuch wurde mit einem Schutzumschlag versehen, dessen vordere Klappe eine ausführliche Inhaltsangabe und die hintere ein Foto und eine Vita des Autors enthalten. Auf der Rückseite befindet sich eine weitere Inhaltsangabe. Das Inhaltsverzeichnis, die Gliederung und der Anhang bieten dem interessierten Leser zusätzliche Informationsquellen und einen guten Überblick.

Ähnliche Titel

„Die Welt zur Zeit Jesu“ von Werner Dahlheim; „Der Schatten des Galiläers“ von Gerd Theißen; „A Marginal Jew“ von John P. Meier

Herzlichen Dank an den Rowohlt-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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