Derzeit sprechen sehr viele über K.K.Edin’s Buch „The Measurements of Decay“. Es handelt sich dabei um ein großes Werk, das Philosophie mit Dystopie und Science-Fiction verbindet. Zeit, ein paar Antworten von diesem sehr spannenden Autor zu erhalten.
Was hat Sie dazu inspiriert, „The Measurements of Decay“ zu schreiben?
Dafür gab es viele Inspirationsquellen. Vielleicht zu viele. Ich habe damit angefangen, als ich 20 Jahre alt war und mich mit den Klassikern in der Philosophie beschäftigt habe. Ich erinnere mich, dass sich das Hauptthema aus einer Reihe von Gedanken herauskristallisierte, die ich zu der Zeit zu Descartes‘ „Meditationes de prima philosophia“ hatte. Teile von Descartes‘ Werk schienen mir damals sagen zu wollen, dass vollkommene Sicherheit über etwas nur erreicht werden kann, wenn man dieses Etwas ist. Aber man kann ja nur man selbst sein. Wenn das also das Kriterium für „Wissen auf dem absoluten Höhepunkt“ ist, würde das daher bedeuten, dass alles, was man nicht selbst ist, dem Zweifel unterliegt. Aber was würde es benötigen, um diese Art von Sicherheit und diese Bedingungen auf andere Dinge und Leute auszudehnen, oder damit sogar die Grundlage für Wissenschaft zu legen? Welche politischen und moralischen Auswirkungen würde das haben? Meine weiteren Überlegungen brachten mich rasch zu einem Punkt zwischen Absurdität und Alptraum. Anders gesagt: Perfektes Material für Science-Fiction. Mein Studium der Philosophie färbte weiter auf den Roman ab, besonders als viele Probleme, die mit der Spannung zwischen Objektivität und Subjektivität zu tun haben, offensichtlich wurden. Das ist einer der Schlüsselkonflikte der Philosophie: Wie kann das Individuum Sinn in einer Welt finden, die es sich mit anderen teilt? Inwiefern beeinflusst unsere limitierte und einzigartige Perspektive unsere moralischen Entscheidungen, unsere Fähigkeit wissenschaftlich zu handeln oder unser Verständnis von Bewusstheit und Sein? Mehr noch, wie können wir Pflicht, Freiheit und Wissen im Schatten dieser subjektiv-objektiv-Spannung Sinn verleihen?
Das sind die Themen, die ich ansprechen wollte, aber ich wollte sie im großen Stil, wie Melville, ansprechen. Ich wollte die spekulative Macht der Science-Fiction, die psychologischen Untersuchungen, die Autoren wie Dostojewski oder Hamsun vorgenommen haben, und die bereits angesprochenen Probleme während meines Philosophiestudiums miteinander kombinieren. Und ich wollte daraus ein wunderschönes, wenn auch düsteres und gewagtes Werk machen.
Welchen Rat würden Sie Lesern geben, die „The Measurements of Decay“ lesen möchten? Wie sollten sie sich dem Roman nähern?
Auf jeden Fall mit Geduld. Ich habe den Roman in einem sehr kunstvollen Stil geschrieben, der im Gegensatz zum Minimalismus-Trend steht. Das allein bedeutet, dass man sich mehr auf die Sprache konzentrieren muss und den Plot nicht einfach verschlingen kann, der bereits selbst kompliziert und verschlungen ist. Der Grund dafür ist, dass die Sprache selbst ein unglaublich wichtiger Teil der Geschichte ist – aus Gründen der Philosophie, der Thematik und der Charaktere. Der umfassende Plot entwickelt sich währenddessen ziemlich langsam. Viele Leser haben mir gesagt, dass sie zu Beginn bei der ersten Hälfte ziemlich zwiegespalten waren, danach aber vom Plot gefangen waren und im Rückblick den langsamen Anstieg zu schätzen wussten. Zusätzlich kann der philosophische Inhalt des Buches ziemlich intensiv sein, besonders für jemanden, der sich in diesem Bereich nicht auskennt – aber ich halte es nicht für unmöglich. Zu guter Letzt würde ich sagen, dass der Leser den Erzähler als einen Charakter mit einer eigenen eigenwilligen Weltsicht betrachten sollte. Er hat eine eigene Sprache und einen eigenen Willen. Ein Großteil des Romans ist eine Erforschung seiner Psyche und seiner philosophischen Probleme. Den Roman zu verstehen ist ein Versuch, den Erzähler zu verstehen.
Wer sind Ihre Lieblingsautoren?
Herman Melville, Fjodor Dostojewski, Cormac McCarthy, Thomas de Quincy, Dan Simmons, Alfred Bester, Ursula K. LeGuin, Sylvia Plath, Emily Dickinson, Gene Wolfe, Edgar Allan Poe, H. P. Lovecraft, J. R. R. Tolkien (besonders „Das Silmarillion“).
Wann finden Sie die Zeit zu schreiben?
Normalerweise spät in der Nacht, aber nicht immer. Ich neige dazu zu schreiben, wann immer ich mindestens eine Stunde pro Tag Zeit habe und alle anderen Aufgaben erledigt sind.
Wer oder was hat Ihren Schreibstil beeinflusst?
Ich fühle mich von schöner und wagemutiger Sprache angezogen, von intellektuellen Ideen und ergreifenden Charakterisierungen. Die Romane, die ich am meisten genieße, sind normalerweise kunstvoll geschrieben, poetisch und philosophisch.
Bei der Fiktion orientiere ich mich an den psychologischen Darstellungen von Dostojewski, Knut Hamsun und Thomas de Quincy, dem unsterblichen Meisterstück „Moby Dick“, der Macht der Möglichkeit der Science-Fiction von Alfred Bester und Ursula K. LeGuin und der großartigen Prosa von Cormac McCarthy.
Die meisten meiner Ideen basieren auf Themen, die ich aus der Geschichte der Philosophie ziehe, wenn auch nicht immer.
Woran arbeiten Sie jetzt?
Ich habe für drei weitere Romane Ideen, die alle sehr verschieden und anders sind als „The Measurements of Decay“. Ich konzentriere mich auch sehr auf meine berufliche Karriere und mein Privatleben, so dass ich derzeit weniger Zeit zum Schreiben habe.
Haben Sie einen Rat für angehende Schriftsteller?
Entscheidet euch von Anfang an, ob ihr hauptsächlich für aus künstlerischen, unterhaltenden oder kommerziellen Gründen schreibt. Wenn ihr euch entscheidet, hauptsächlich das Künstlerische in den Fokus zu nehmen, solltet ihr euch mit nichts als einem absoluten Meisterwerk zufrieden geben. Höchstwahrscheinlich werdet ihr dabei versagen, aber das wird vermutlich die Qualität eurer Arbeit verbessern. Setzt euch hohe Ziele, wie man so schön sagt.
Bezüglich des Schreibens an sich halte ich den ersten Entwurf für den Prozess, Marmor aus Stein herauszuschlagen. Nachdem der Marmor vorbereitet wurde, kann man mit der Skulptur beginnen. Ich glaube auch nicht daran, dass Inspiration ein notwendiger Bestandteil des Schreibprozesses sein muss. Ich finde, Inspiration macht nur den Anfang leichter und hilft dabei, Ideen zu finden. Für die Qualität ist sie nicht besonders hilfreich.
Wenn ihr für rein künstlerische Zwecke schreibt, würde ich auch sämtliche Informationen über die Geschäftspraktiken der Verlagswelt meiden, bis ihr mit mindestens dem zweiten Entwurf fertig seid. Das Wissen könnte eure Vision vergiften. Auf der anderen Seite heißt das, dass ihr, wenn ihr hauptsächlich zur Unterhaltung oder aus kommerziellen Gründen schreibt, so viel wie möglich über die Verlagswelt und besonders über die Vorgaben eures jeweiligen Genres lesen solltet.
Vielen Dank für das Interview.