Vom 6. bis 8. September stand Kassel wieder im Zeichen der Connichi. Wenn der Aufmacher der Tageszeitung dort bunte Menschen mit Kostümen zeigt, weiß auch der letzte Mensch in Kassel, dass es wieder Zeit für Anime und Manga ist und die Stadt mit Cosplayern geflutet wird.

Natürlich war auch ich wieder vor Ort. Die Connichi hat sich inzwischen als feste Größe etabliert in meinem Kalender, denn vor der Winterpause gibt das noch einmal Auftrieb, um bis zur Leipziger Buchmesse gewappnet zu sein und sich noch eine Runde „normale Menschen“ zu geben, bevor es zurück in die Welt der „stinknormalen Menschen“ geht, wie Shinji Schneider es in seinem Vortrag am Sonntag so schön formuliert hat.

Dragonball Cosplay

Dragonball Cosplay auf der Connichi

Da sich die Orga vom letzten Jahr her gewechselt hat, war ich besonders gespannt, ob man als Besucher davon etwas mitbekommt. Was mir sehr schwer fiel war, dass es diesmal kein Anime-Kino gab. Als Trostpflaster gab es jedoch endlich mal wieder einen Detektiv Conan-Film auf großer Leinwand. Im 22. Film muss sich Conan mit der Abteilung Zero auseinandersetzen, Kogoro Mori wird angeklagt, einen Anschlag verübt zu haben, und Professor Agasa hat eine Drohne erfunden. Wie das alles miteinander zusammenhängt, erfährt man, wenn man sich den Spaß macht, den Abenteuern meines kleinen Lieblingsdetektivs zu folgen. Am Stand von KAZÉ konnte man sich daraufhin gleich mit den aktuellen Boxen der TV-Serie und genau diesem Film versorgen.

Auch neu bei KAZÉ erschienen ist die Box von „Welcome to the Ballroom“, das ich auf Amazon begeistert verfolgt habe. Standardtanz im Manga sah noch nie so gut aus und verpackt den Ehrgeiz unserer wunderbaren Shonen-Helden mit der wettbewerbsorientierten Welt des Tanzsports. Nachdem ich die Serie gesehen habe, musste ich mir die Mangas gleich noch besorgen, so dass ich jetzt besonders glücklich bin, dass KAZÉ die Reihe auf BluRay veröffentlicht.

Zelda – Link’s Awakening konnte ausprobiert werden

Neben den üblichen Planungspunkten nutze ich die Convention auch immer dazu, Freunde und Bekannte zu besuchen, so dass viel Zeit auch mit Unterhaltungen über Verkaufstische hinweg und im angrenzenden Hotel stattfanden, wo man sich an seinem Kaffee festhielt und neben Umarmungen auch den neuesten Klatsch und Tratsch austauschte.

Freitag trat am frühen Abend die Showgruppe Horo mit „Shrek 2: Der tollkühne Held kehrt zurück“ im Blauen Saal auf. Es gelang ihnen hervorragend, den Film auf die Bühne zu bringen und mit musikalischen Einlagen zu versehen. Spätestens als dann der Abspann lief, waren die Zuschauer auf den Beinen und sangen begeistert mit.

Samstag ging es richtig los mit den Workshops und einem vollen Tagesprogramm. Besonders schön und informativ war „Fanfictions: Die 7-Punkte-Plot Methode“ von kerimaya, bei dem die Teilnehmer viel zu lachen hatten. Die letzten Jahre hielt sie immer den Vortrag über „Lustgrotten und Liebesspeere“ mit dem Fokus auf erotischer Literatur, so dass alle gespannt waren, wie es diesmal – etwas seriöser – vonstatten gehen würde. Aber wir hatten uns umsonst gesorgt, denn lautes Lachen war inbegriffen, als die Teilnehmer eine Geschichte über wilde Flughörnchen, Eichhörnchen, die auf Seegurken reiten, und Erfindungen von Erdnussbutter schießenden Waffen erfanden, die bei der Erdnussallergie der Eichhörnchen besonders effektiv waren.

Horizon Zero Dawn Connichi 2019

„Horizon Zero Dawn“ Cosplay

Am Abend lieferten Tsuki no Senshi mit „You’re my Loveprize in Viewfinder II“ ein überragendes Spektakel ab. Ayano Yamane, die Schöpferin des gleichnamigen Manga, das bei Tokyopop erscheint, ist dafür bekannt, besonders heiße Sexszenen zu zeichnen, so dass ich gleichermaßen mit Neugier und etwas Angst in den Festsaal ging, wo sich schon eine große Menge Leute versammelt hatte. Aber ich hätte mir gar keinen Kopf machen müssen, denn die seit 21 Jahren auf der Bühne stehenden Veteranen von Tsuki no Senshi boten ein mitreißendes Stück mit hervorragenden Choreographien, spannenden Umsetzungen von Popsongs wie „Toxic“ und geschmackvollen Darstellungen der Sexszenen, so dass jeder, mit dem ich danach gesprochen habe, voll des Lobes war und aus dem Schwärmen nicht mehr rauskam.

Sonntags ging es schon an die Abschiedsrunde bei sämtlichen Bekannten und Freunden, letzte Shoppingrunden und noch die Höhepunkte abgreifen, die noch anstanden. Dazu gehörte unter anderem Para Para Connection, die einen Showact von „Akatsuki no Yona – Legende einer Heldin“ zeigten. Das dazugehörende Manga wurde von Tokyopop veröffentlicht, der Anime erscheint bei KSM Anime. Die Umsetzung gelang ihnen so gut, dass ich tatsächlich mit den Tränen zu kämpfen hatte – und mir prompt vorgenommen habe, den Anime doch noch mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bevor mein letzter Punkt auf meiner Agenda auf die Bühne kam – Shinji Schneider –, war ich bereits im Blauen Saal und warf einen Blick auf MYUgaku alias Momo und Yuu, die mit ihrer Tour „Original Resonance“ auftraten. Erst etwas skeptisch war ich am Ende großer Fan, denn die beiden Ladys singen nicht nur japanische Openings und Endings von Anime, sondern auch Songs von Idols und schreiben für japanische Titel deutsche Texte, die wirklich hervorragend sind.

Daran anschließend trat Shinji Schneider in einem übervollen Blauen Saal auf. Seine sehr pointierten und treffenden Worte zu Conventions und den Besuchern und Helfern dort riefen Beifall und schallendes Gelächter hervor. Und als am Ende die gesamten Leute zur Melodie von „We are the World“ „Wir sind die Con“ sangen, waren wir doch alle ein wenig gerührt und ergriffen, dass wir Teil einer so herrlichen Community von Menschen sind.

Übervoll mit Eindrücken und – hüstel – Einkäufen kehre ich also zurück und weiß jetzt schon sicher, dass ich am 4.-6. September 2020 wieder da sein werde – auch wenn ich hoffe, dass es wieder ein Anime-Kino geben wird.