Kompakt

Der zweite Teil der Carnivia-Trilogie bietet eine – ja, das ist wirklich möglich! – noch komplexere Verschwörungstheorie als das letzte Mal, die sich dem Verhältnis zwischen Italien und den USA widmet und schockierenden Gedankengänge nachgeht.

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Jonathan Holt – Folter Originaltitel The Abduction
Autor Jonathan Holt
Übersetzung Bettina Spangler
Verlag blanvalet
Erschienen Februar 2015
ISBN 978-3-442-38285-9
Seitenanzahl 576 Seiten

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Inhalt

Capitano Katerina Tapo und Holly Boland wohnen zwar nicht mehr zusammen, müssen aber dennoch einem Fall gemeinsam nachgehen: Die 16-jährige Mia Elston, Tochter eines Kommandanten der US-Militärbasis nahe Venedig, wurde entführt. Eine willkommene Abwechslung für Kat, die durch das Verfahren gegen ihren Ex-Vorgesetzten Aldo Piola sehr in Misskredit bei ihren Kollegen geriet. Während die Carabinieri und das Militär rätseln, wer Mia gefangen halten und welche Lösegeldforderungen er stellen könnte, erhält Daniele Barbo mehrere anonyme Nachrichten auf Carnivia. Diese zeigen neben Textausschnitten aus CIA-Dokumenten Videos mit Mia, anhand derer demonstriert wird, wie jemand nicht gefoltert wird …

Stil und Charaktere

Wer den ersten Teil der Carnivia-Trilogie nicht kennt, kann ohne Probleme in die Serie einsteigen; die Bücher enthalten jeweils eine abgeschlossene Geschichte. Jonathan Holt resümiert zu Anfang kurz die Handlung von „Marter“, die auch dem Neueinsteiger die Figuren und ihre Konstellation nahe bringen.

Die Charaktere sind wie gewohnt gut beschrieben und geben mehr von sich preis als früher, der Fokus liegt dabei allerdings auf der dunkleren Seite ihrer Persönlichkeit. So haben sich Holly und Kat, die am Ende des letzten Bandes eigentlich zusammengezogen sind, zerstritten – etwas, das man bei ihrer harmonischen Beziehung am Ende von Band 1 nie erwartet hätte. Wieso, warum, weshalb wird auch erst spät aufgeklärt, aber Gott sei Dank gibt es Andeutungen auf eine Versöhnung. Und auch Holly und Daniele kommen sich näher …

Jonathan Holt lässt seinen Roman erneut auf real existierenden Verschwörungstheorien basieren, die sich diesmal um Italien, die Kommunisten und den Beginn des Kalten Krieges drehen. Die Handlung ist dementsprechend komplex, sodass ein Diagramm der Figuren und ihrer Beziehungen zueinander gut getan hätte, da die vielen Namen – und ihre mehr oder weniger häufigen Auftritte – doch verwirren.

Der Schwerpunkt der Handlung von „Folter“ liegt auf Mias Entführung, die anhand der immer häufiger auftauchenden Videos erzählt wird. Diese wechseln sich mit dem Erzählstrang rund um die Ermittlungen ab. Der gelungene Twist ist, dass der Leser zuerst aus Mias Sicht – oft unvollständig – erfährt, was geschieht bzw. geschehen soll, und danach die Videos den anderen Figuren vorgeführt werden. Das lässt das Lesen sehr aufreibend werden, denn das von Jonathan Holt beschrieben Bildmaterial wirkt bereits schriftlich sehr heftig, wird aber durch das Wissen um Mias Emotionen weiter aufgeheizt. Dabei arbeitet der Autor mit Typographie, um Zeitungsausschnitte oder Nachrichtenschnipsel zu visualisieren. Die Erzählperspektive verbleibt durchgehen in der dritten Person.

Die Auflösung mündet schließlich in ein dramatisches und überraschendes Finale. Dieses wird im Vergleich zum restlichen Inhalt leider eher kurz abgehandelt. Die verbleibenden losen Fäden werden zwar zusammen geführt und entlarven den Hauptschuldigen hinter der aktuellen Verschwörung, das allerdings in einem allzu rasanten Tempo.

Dennoch vermag es „Folter“ wieder einmal zu fesseln: Durch die – moralisch wie psychologisch – spannenden Fragestellungen, den aktuellen politischen Bezug (Stichwort Guantanamo, CIA-Verhörmethoden, Afghanistan) und seine sympathischen Charaktere. Im Vergleich zum ersten Band haben sowohl die Handlung als auch die Figuren eine deutliche Steigerung erfahren. Und wenn das so weitergeht, wer weiß, was die Leser bei Band 3 erwartet  …

Aufmachung

Das umfangreiche Taschenbuch besitzt wie sein Vorgänger ein schlichtes, in grau gehaltenes Cover, das mit der goldenen Karnevalsmaske ein Motiv aus der Erzählung aufgreift. Auf der Rückseite befindet sich der Klappentext – der leider recht viel spoilert – sowie ein Zitat aus dem „Library Journal“, das dem Buch einen komplexen Plot für Fans intelligenter Thriller konstatiert.

Der Handlung ist ein Zitat von Thomas von Aquin vorangestellt und beginnt mit einem Prolog, der sich Mias Entführung widmet. Der Roman umfasst 84 nummerierte Kapitel, die einen Zeitraum von knapp zwei Wochen abdecken. Das Ende bilden historische Anmerkungen, die die dem Thriller zugrundeliegenden Verschwörungstheorien behandelt, sowie eine Danksagung.

Reihenfolge

Band 1: Marter (The Abomination)
Band 2: Folter (The Abduction)
Band 3: The Traitor

Ähnliche Titel

„Todesurteil“ (Andreas Gruber – Thriller); „Furia“ (Raymond Khoury – Thriller); „Trophäe“ (Steffen Jacobsen – Thriller); Rizzoli-Isles-Thriller von Tess Gerritsen; Millenium-Trilogie von Stieg Larsson

Herzlichen Dank an blanvalet für das Rezensionsexemplar.

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