Kompakt

Wer „Bakuman“ geliebt hat, bekommt hier das Pendant für die Literaturwelt, auch wenn die Serie weitaus abgedrehter ist und damit einiges an Spaß verspricht. Die Überlegungen zum Schreiben und zur Einstellung, die man als Autor haben kann, sind dabei nur der Anfang dessen, was äußerst spannend ist und an die Handlung fesselt: Auch die verrückte Konstellation der Figuren macht neugierig auf mehr.

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Hitoma Iruma, Hiroto Ida – Ein irrer Flitzer – Band 1 Originaltitel Baka ga zenra de yattekuru, vol. 1
Autor Hitoma Iruma
Illustration Hiroto Ida
Übersetzung Naoya Fujikawa
Verlag Tokyopop
Erschienen November 2014
ISBN 978-3-8420-1129-8
Seitenanzahl 200 Seiten
Altersgruppe Ab 15 Jahren

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Inhalt

Unser Held, Brillenträger und untalentierter, dafür aber umso begeisterterer Autor, will eigentlich nur in Ruhe seinen Frust im Alkohol ertränken: Seine eingesandte Geschichte wurde wieder einmal nicht in eine Zeitschrift aufgenommen. Da stürmt ein nackter Flitzer in das Lokal, lädt sich kurzerhand selbst an seinen Tisch ein und besäuft sich dermaßen, dass er am Ende das Bewusstsein verliert. Brille besitzt mehr Mitgefühl als gedacht und nimmt den Flitzer kurzerhand mit nach Hause, wo er sich ausschlafen soll. Als er wieder zu sich kommt, macht der Flitzer Brille einen überaus abgedrehten Vorschlag: Wenn er nicht weiß, wie er gut schreiben soll, muss er sich eben an die talentierte Jungautorin Shoko Kai heranmachen und sie als Mentorin gewinnen! Leichter gesagt als getan, doch Brille entdeckt dank der Unterstützung des Flitzers eine ungeahnte innere Stärke, die ihn nicht aufgeben lässt …

Stil

Drei Farbseiten und ein Inhaltsverzeichnis leiten in die Handlung ein, die gleich mit dem ungewohnten Anblick eines nackten Mannes in einer belebten Fußgängerzone startet. Die verständlichen Reaktionen der Umstehenden – fassungsloses Entsetzen, Ekel oder Amüsement – werden gut in Szene gesetzt. Durch diesen Einstieg fragt man sich natürlich, was diesen Mann dazu gebracht hat, sich in dieser Verfassung nach draußen zu wagen. Interessanterweise werden weder der Name des Protagonisten noch der des Flitzers erwähnt, so dass der Unterscheidung halber weiter von „Flitzer“ und „Brille“ die Rede sein wird.

Danach wechselt die Szenerie zu der einer Bar, in der Brille sitzt und in Gedanken sein Versagen Revue passieren lässt. Die Geschichte wird aus seiner Sicht dargestellt, so dass die rechteckigen Kästen mit Beschreibungen oder die in die Panels eingefügten Gedankengänge immer ihm zugeordnet werden können. Er leidet unter äußerst niedrigem Selbstbewusstsein, das sich aber durch die zahlreichen Ablehnungen seiner Geschichten gut erklären lässt. In der Universität scheint er einigermaßen gut zu sein, was aber nicht weiter thematisiert wird, denn der Fokus liegt auf seiner Entwicklung als Autor. Nur seine Fähigkeiten als „Hausfrau“ kommen zur Geltung, denn er bekocht schließlich unseren Flitzer.

Während Flitzer immer wieder nackt durch das Bild spaziert, wobei der Zeichner sehr einfallsreich vorgeht, um nie alles bis ins letzte Detail zeigen zu müssen, trägt Brille so gut wie immer Kleidung. Auch die anderen Figuren treten auf normale Art und Weise auf. So ist es ziemlich amüsant zu beobachten, dass man den Flitzer eigentlich gar nicht mit Kleidung sieht, woran man sich im Lauf des Bandes so gewöhnt, dass es ungewöhnlich ist, wenn er mal etwas angezogen hat.

Witzige Episoden sind die mit Yoshino und ihrer Mutter, die im gleichen Haus wohnen wie Brille. Vor allem Yoshinos Begegnungen mit dem Flitzer und mit Brille sind herrlich und bringen zum Lachen.

Die Überlegungen, was einen Autor ausmacht und inwiefern Talent und Durchhaltevermögen eine Rolle spielen, werden jedem Künstler schon einmal durch den Kopf gegangen sein. Shoko Kai repräsentiert in diesem Band diejenige, die sich darauf versteift, dass man Talent besitzen muss, um es in der Welt der Literatur zu etwas zu bringen. Sie ist Jungautorin und bereits so berühmt, dass ihr in der Buchhandlung, in der Brille nebenbei arbeitet, eine eigene kleine Abteilung gewidmet ist. Interessanterweise wird sie in den Treffen mit Brille oft in einer Position dargestellt, die denen der Helden in Brilles Geschichten ähnelt. Als Mentor tritt zu Beginn eigentlich eher der Flitzer auf, der Brille unterstützt und ihm den Mut zuspricht, den er braucht, um Shoko Kai anzusprechen.

Die Zeichnungen sind solide und stellen die verschiedenen Charaktere so dar, dass man sie leicht auseinanderhalten und erkennen kann. Von der Statur her ähneln sich Brille und der Flitzer, doch ihre Gesichtszüge und Mimik sind sehr unterschiedlich. Shoko Kai wirkt sehr jung dank ihrer großen Augen und der frechen Art, in der sie mit Brille umgeht.

Die Umgebung wird sehr oft ausgelassen, aber mit genügend Einzelheiten bei Ortswechseln versehen, so dass man weiß, wo man sich aufhält. Sehr oft werden auch Rasterfolien als Unterstützung für bestimmte Emotionen eingesetzt.

Die Geräuschworte wurden ins Deutsche übersetzt und im Original belassen. Die Panels sind durch weiße Stege voneinander getrennt, was das Lesen leicht macht.

Aufmachung

Das größerformatige Taschenbuch besitzt eine Klappbroschur, und auf dem Cover wurden mit Spotlack die Figur des Flitzers, auf dem ein „Zensiert“-Kleber angebracht ist, und der Titel hervorgehoben. Auf der hinteren Umschlagklappe befindet sich ein Kommentar des Zeichners. Die Rückseite zeigt Brille, den Flitzer und Shoko unterhalb der Inhaltsangabe.

Ähnliche Titel

Bakuman“ (Tsugumi Ohba, Takeshi Obata – Manga, Anime); „Train Man“ (Hitori Nakano, Hidenori Hara – Manga; Roman); „Love Love Mangaka“ (Yuu Yabuuchi – Manga); „Solanin“ (Inio Asano – Manga)

Herzlichen Dank an den Tokyopop-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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