Kompakt

Ein packender Thriller über den Albtraum aller Eltern: In Stockholm verschwindet ein kleiner Junge mitten in einer belebten U-Bahn-Station. Jahrzehnte später scheint seinen jüngeren Bruder ein ähnliches Schicksal zu ereilen. Spannend bis zur letzten Seite, voller unvorhergesehenen Wendungen – macht süchtig!

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Carl-Johan Vallgren – Schattenjunge Originaltitel Skuggpojken
Autor Carl-Johan Vallgren
Übersetzung Christel Hildebrandt
Verlag Heyne Hardcore
Erschienen September 2014
ISBN 978-3-453-26946-0
Seitenanzahl 400 Seiten

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Inhalt

Stockholm, 7.6.1970: Als Jan Klingberg mit seinem 7-jährigen Sohn Kristoffer und dem kleinen Joel im Kinderwagen von einer Geburtstagsfeier nachhause fährt, erlaubt er einer fremden Frau, mit Kristoffer die Rolltreppe zur U-Bahn-Station zu nehmen. Doch die beiden kommen dort niemals an … 32 Jahre später verschwindet Joel Klingberg spurlos. Seine Ehefrau Angela beauftragt Danny Katz damit, ihn aufzuspüren. Der ehemalige Studienfreund findet sich bald in einem Komplott wieder, das ihm schnell die Rolle des Schuldigen zuweist.

Stil und Charaktere

Carl-Johann Vallgren beginnt seinen ersten Krimi mit einer kurzen Ouvertüre über die Ereignisse 1970, die er aus der Sicht des verzweifelten Vaters schildert. Danach steigt er direkt in die Gegenwartshandlung ein. Die Geschichte unterteilt er dabei rund um inhaltlich einschneidende Ereignisse in drei Teile, die proportional an Spannung zunehmen und den Plot vertiefen.

Vallgren erzählt direkt aus der 3. Person, vorrangig aus der Perspektive seines Protagonisten Danny Katz – mit einigen kurzen Unterbrechungen von Eva Westin. Dabei erlebt der Leser gemeinsam mit den Protagonisten was passiert. Diese Art „Echzeit“-Berichterstattung ist nicht nur ein gelungenes Mittel, um die Spannung zu steigern, sondern schafft auch ein Gefühl der Nähe zu den Hauptfiguren.

In der ersten Szene begegnet der Leser Danny Katz am Tiefpunkt seines Lebens. Der ehemalige Heroinsüchtige ist gerade dabei, sich nach langjähriger Abstinenz wieder einen Schuss zu setzen. Für diese, im Erzählen an einen Bewusstseinsstrom angelehnten Passage, braucht man starke Nerven. Aber das gilt eigentlich für den ganzen Roman, der sich den menschlichen Abgründen widmet, von denen schon Georg Büchner meint, „es schwindelt einem, wenn man hinabsieht“. Obdachloser, Junkie, Problemkind und Hochbegabter -­ das sind alles Begriffe, die auf diesen Charakter zutreffen. Während der rund 400 Seiten gibt Danny Katz zwar viel von seiner Vergangenheit preis und erweckt dabei den Eindruck eines „hard-boilded detective“, dennoch besitzt er auch ein paar kleine Schwächen, wie zum Beispiel Eva Dahlmann.

Die Staatsanwältin ist die zweite Erzählstimme und Jugendliebe von Katz. Sie wird im ersten Teil der Geschichte kurz erwähnt, nimmt aber erst im zweiten aktiv daran teil. Eva Dahlmann ist geschieden, hat zwei Kinder und einen Ex-Mann, der mit ihr ums Sorgerecht streitet. Eigentlich lautet ihr Auftrag herauszufinden, warum 50 Millionen Kronen von Klingberg Aluminium auf ein Konto auf den Jungferninseln überwiesen wurden. doch als Danny Katz als Verdächtiger im Fall Klingberg auftaucht, wird es auch für sie persönlich. Genau wie Danny leidet Eva in gewissen Aspekten unter ihrer Vergangenheit. Von ihrem Ex anfangs als exotisch befunden, gilt diese nun als problematisch, weil Eva ihre Pflichten als Mutter nicht zu dessen Zufriedenheit erfüllt. Der Leser sieht jedoch beide Seiten der Medaille. Das macht die Figur nicht unbedingt sympathischer, aber verständlicher.

„Schattenjunge“ liefert ein komplexes Bild der menschlichen Psyche und stellt immer wieder die Frage, wer Täter und wer Opfer ist. Die Geschichte reißt von der ersten Seite an in ihren Bann. Und immer dann, wenn man als Leser glaubt zu wissen, worum es geht, zieht einem Vallgren den Boden – oder besser die Buchstaben – unter den Füßen weg. Bis zum Schluss kostet er jede Möglichkeit aus zu zeigen, dass nichts ist, wie es scheint.

Auch wenn die Fäden erst ganz am Ende zusammenlaufen und Vallgren etwas weit ausholt, um sie zusammenzuführen, schmälert das nicht das Lesevergnügen. Durch ihre Präsenz gewinnen die Figuren die Oberhand – und das ist, was zählt. Vielleicht gibt es von Danny Katz in Zukunft noch mehr zu lesen. Wünschenswert wäre es jedenfalls.

Aufmachung

Das Hardcoverbuch besitzt einen schlicht gestylten, aber haptisch ansprechenden Schutzumschlag. Das matte Dunkelrot wird auf Vorder- und Rückseite von einem schwarzen X aus Spotlack geziert. Auf der vorderen Umschlagklappe befindet sich eine ausführlichere Inhaltsangabe, auf der hinteren ist eine Vita samt Foto des Autors angebracht. Der Krimi gliedert sich in einen Prolog sowie drei Teile, die durch Leerseiten deutlich gekennzeichnet sind.

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Herzlichen Dank an den Heyne-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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