Kompakt

Der Klassiker in neuem Gewand und zusätzlich mit einer weiterführenden Geschichte. Fans des Films können hier das ursprüngliche Werk bewundern und sich inspirieren lassen vom bildhaften Stil Beagles.

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Originaltitel The Last Unicorn / Two Hearts
Autor Peter S. Beagle
Übersetzung Jürgen Schweier und Cornelia Holfelder-von der Tann (Zwei Herzen)
Verlag Klett-Cotta
Erschienen März 2012
ISBN 978-3-608-93920-0
Seitenanzahl 304 Seiten

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Inhalt

„Ds Letzte Einhorn“: Das Einhorn lebt als letztes in einem Wald, bis es davon erfährt, dass seine Artgenossen verschwunden zu sein scheinen. Es macht sich auf die Reise, deren Verbleib herauszufinden. Auf dem Weg trifft es auf den Zauberer Schmendrick, der seine Magie nicht unter Kontrolle hat, und Molly Grue, eine Räuberbraut. Gemeinsam stellen sie sich dem Roten Stier und König Haggard, wobei das Einhorn in einen Menschen verwandelt wird. Als Lady Amalthea begibt sie sich in Haggards Schloss, in dem die Einhörner vermutet werden, doch die größte Gefahr geht für sie von Prinz Lír aus, der rasch in Liebe zu ihr entbrennt. Dem Einhorn bleibt nur wenig Zeit, seine Artgenossen zu finden, bevor es als Amalthea alles vergisst, was es ausmacht …

„Zwei Herzen“: Die kleine Sooz wendet sich voller Hoffnung an König Lír, denn in ihrem Dorf werden immer wieder Kinder von einem Greif gefressen. Sie begegnet Molly Grue und Schmendrick und schließlich auch Lír. Lír, inzwischen älter, aber immer noch ein ritterlicher Mann, stimmt zu, den Greif für Sooz zu erlegen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg …

Stil und Charaktere

Seit Jahren bildet „Das Letzte Einhorn“ einen integralen Teil der Fantasy-Literatur und kann getrost als Klassiker bezeichnet werden. Die Originalgeschichte wurde bereits 1961 verfasst, am bekanntesten wurde sie aber durch den gleichnamigen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1982. Die zweite Geschichte, „Zwei Herzen“, stammt aus dem Jahr 2005, besitzt aber die gleiche Magie. Beagle schreibt in einem bildhaften und sehr detailreichen Stil die Abenteuer des Einhorns. Seine Figuren sind dabei immer individuell und sehr liebenswert ausgearbeitet.

Schmendrick wird dargestellt als „großer, hagerer Mann, der eine Niene voll wirrer Entschlossenheit zur Schau trug. Er hatte einen alten schwarzen Mantel an, und seine Augen waren grün.“ (S. 19) Molly Grue erhält eine wunderbare Beschreibung: „Das Gesicht dieser Frau hier war wohl nicht schön, aber es war ein Gesicht, an das man ich in einer kalten Nacht ankuscheln möchte.“ (S. 262) Ihr liebenswertes Wesen zeigt sich in allen ihren Handlungen. Sie bildet einen schönen Gegensatz zu Lady Amalthea: „Einen Moment lang musterten sich die beiden Frauen, die eine fein und fremd in dem niedrigen kalten Raum, die andere – daheim in dieser Umgebung – ein zorniger kleiner Käfer von eigentümlicher Küchenschönheit“ (S. 160). Prinz Lír und König Haggard erhalten ebenfalls Aufmerksamkeit, während das Einhorn hinter die charakterstarken und charismatischen Figuren zurücktritt, aus deren Sicht die Handlung berichtet wird. Da diese auch mehr Emotionen zeigen, sind sie diejenigen, mit denen sich der Leser am ehesten identifizieren kann. Der allwissende Erzähler zeigt sich schon auf der ersten Seite: „Das Einhorn lebte in einem Fliederwald, und es lebte ganz allein. Es war sehr alt, ohne etwas davon zu wissen“ (S. 5).

Bei „Zwei Herzen“ hingegen wird die Handlung von Sooz als Ich-Erzählerin berichtet. Ihre Schilderungen stammen aus einer Zeit, in der sie ein wenig älter ist. Die Liebenswürdigkeit von Schmendrick und Molly Grue ist bereits bekannt, wie auch Lírs Güte und Mut. Alle drei leisten ihren Beitrag in dieser auf 50 Seiten doch knapp geratenen Geschichte, die einen herrlichen Abschluss für die Sage um das letzte Einhorn bildet.

Insgesamt fügt sich die neuere Geschichte wunderbar ein, was erstaunlich ist wegen des großen Zeitabstandes. Die Handlung fließt ruhig, aber zugleich spannend dahin. Wer den Film kennt, wird ein paar neue Szenen entdecken, denn vor allem das nahe dem Schloss gelegene Städtchen Hagsgate wurde komplett unterschlagen (s. die Rezension zur Graphic Novel). Sonst jedoch gibt es fast wörtlich übernommene Sequenzen, bei denen die Dialoge dem Fan der Verfilmung bekannt vorkommen. Wenn der Leser das Ende erreicht, wird er das Buch mit einem träumerischen Blick zuklappen und das Bedürfnis haben, sich gleich noch mal den Film anzusehen.

Aufmachung

Das etwas größerformatige Taschenbuch zeigt auf dem Cover ein sehr schön gestaltetes Fantasy-Bild, das jedoch der Beschreibung von Beagles Einhorn widerspricht – wie jeder Leser des Buches sofort erkennen kann. Die Rückseite führt die Wiese, auf der das Einhorn steht, fort und enthält die Inhaltszusammenfassung. Zusätzliche Informationen oder Inhalte sind nicht geboten, aber auch nicht notwendig.

Ähnliche Titel

Das Letzte Einhorn (Film; Graphic Novel); Sophie im Schloss des Zauberers (Roman; umgesetzt als Film „Das wandelnde Schloss“); Erdsee (Roman)

Herzlichen Dank an den Klett-Cotta-Verlag für das Rezensionsexemplar.