Kompakt

Endlich sind die ersten Abenteuer der couragierten Stewardess auch wieder im deutschen Raum erhältlich. Jeder Fan der Reihe, der schon immer das komplette Werk im Haus haben wollte, sollte hier unbedingt zugreifen.

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Originaltitel Natacha, Intégrale, tome 1
1 – Natacha hôtesse de l’air
2 – Natacha et le Maharadjah
3 – La mémoire de métal
Autor Gos (1 und 2), Marc Wasterlain (3 Bombe an Bord), Etienne Borgers (3 Gefährliche Fracht)
Illustration Francois Walthéry
Übersetzung Melanie Habermann
Verlag Salleck Publications
Erschienen August 2011
ISBN 978-3-89908-396-5
Seitenanzahl 160 Seiten
Altersgruppe Ab 10 Jahren

Inhalt

„Natascha und die Kopfjäger“: Die abenteuerlustige und äußerst intelligente Stewardess Natascha landet mit ihrem Kollegen Walter und der kompletten Crew des Flugzeugs mitten im Dschungel. Gangster haben den Platz der Passagiere eingenommen und das Kommando übernommen, um sich mit einer Ladung Gold abzusetzen. Doch da haben sie die Rechnung ohne Natascha gemacht.

„Natascha und der Maharadscha“: Endlich im Besitz ihres Pilotenscheins erlebt Natascha mit, wie der Maharadscha Mamoud Zarrad einen Fallschirmjägertrainer anwerben will. Dahinter steckt ein finsterer Plan, den sie unbedingt vereiteln will. Natürlich ist mal wieder Walter mit von der Partie.

„Natascha und die gefährliche Fracht“ (Bombe an Bord / Gefährliche Fracht): Natascha ist mit der Concorde auf dem Weg nach New York, als die Nachricht eintrifft, dass eine Bombe an Bord sein soll. Gelangt das Flugzeug unter eine bestimmte Höhe, explodiert es … Der zweite Teil des Bandes handelt von Marty, Nataschas Freundin, die sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen hat: Diamantenschmuggel. Nun sind Gangster hinter ihr her, denn sie hat die Aufbewahrungsschatulle aus Versehen kaputt gemacht und ausgetauscht. Natascha gerät ins Kreuzfeuer und muss herausfinden, weshalb die Schatulle wichtiger als die Diamanten ist.

Stil

Wunderbar informativ und zugleich spannend geschrieben sind die einleitenden Seiten, auf denen die Entstehungsgeschichte von Natascha erzählt wird. Viele Ausschnitte aus Skizzenbüchern, Coverseiten von Magazinen und Fotos untermalen die Darstellungen. Bei der ersten Auflage hat sich eine dänische Originalseite in den Druck geschlichen, der allerdings die deutsche Übersetzung als Zusatzseite beigelegt ist, so dass dem Leser nichts entgeht. Danach werden die einzelnen Bände, die enthalten sind, von grün umrandeten ganzseitigen Illustrationen eingeführt.

In „Natascha und die Kopfgeldjäger“ treffen wir das erste Mal auf Natascha und ihren Kollegen Walter. Natascha ist eine adrett aussehende und kompetent wirkende Frau, der die Uniform der Stewardess perfekt steht. Ihre Rundungen lassen sie sehr sexy wirken – ein Novum der damaligen Zeit, denn der erste Band wurde 1970 veröffentlicht, als es üblicher war, männliche Helden zu haben, bei denen die Damen nur schöne Nebenfiguren waren. Aber hinter Nataschas Stupsnase und den großen Bambi-Augen verbirgt sich eine durchgreifende Persönlichkeit, auf die sich jeder verlassen kann. Walter hingegen ist ein etwas schusseliger Kollege mit breiten Schultern, aber einem etwas dümmlich wirkenden Gesichtsausdruck, dessen Aktionen Natascha öfter in Probleme stürzen als umgekehrt. Die Hintergründe sind, wie bei franko-belgischen Comics meistens der Fall, großteils sehr gut ausgearbeitet. Sei es der Flughafen, die Großstadt oder der Dschungel – alles besitzt eine wunderschöne Detailvielfalt, wodurch das Verfolgen der Geschichte großen Spaß macht. Die Nebenfiguren werden oft wie befreundete Comiczeichner von Walthéry gezeichnet, wodurch es einige Insider-Gags gibt, die Kenner der Szene erheitern dürften. Auch „Asterix“-Lesern müssten ein paar Gesichter bekannt vorkommen, wie auch der Gag: „Großer Gott, Natascha! Das wird ja unerträglich! Es ist schwül, aber es regnet nicht! Hilf mir, tu doch irgendwas! Sing zum Beispiel!“ (S. 48). Die Farben sind allgemein sehr strahlend und kräftig – zwischendurch merkt man, dass Walthéry auch als Zeichner bei „Benni Bärenstark“ mitgearbeitet hat, denn die Haltungen der Figuren oder der Sitz ihrer Hosen erinnern stark daran. Peyo war allgemein ein sehr guter Lehrer. Später geht Walthéry eigenere Wege, auch in der Verteilung der Panels, aber im ersten Band sind sie noch sehr klar strukturiert und durch weiße Stege voneinander getrennt. Die Geräusche wurden allgemein im üblichen Comicjargon gehalten, der jedem Comicleser vertraut sein dürfte.

In „Natascha und der Maharadscha“ führt eine Szene auf dem Flugplatz in die Geschichte ein. Während Natascha ihre Flugstunden nimmt und Walter mal wieder ein Malheur nach dem anderen passiert, werden zugleich Verhandlungen beim Maharadscha geführt, wodurch in den Panels zwei Geschichten zugleich geschehen, die die Aufmerksamkeit des Lesers fesseln und ihn zum Lachen bringen. Die Landung in Kajastan, die später erfolgt, erlaubt einen spannenden Blick auf den Markt einer orientalischen Stadt, den Natascha sofort für ihre Zwecke nutzt. Einfallsreich weiß sie die Gassen und verschiedenen Händler zu nutzen, wodurch der Leser unter anderem Stoffhändler und Barbiere zu sehen bekommt. Die Reise durch die Wüste und ins Gebirge bringt schließlich noch weitere packende Abenteuer zum Vorschein, wie auch neue Hintergründe, in denen sich Walthéry austoben kann. Die Bewohner von Kajastan erhalten eine dunklere Gesichtsfarbe als Natascha und Walter. Vor allem ein kleiner Junge ist auf den meisten Panels zu sehen, wodurch der Leser ein kleines Ratespiel miterleben darf, wo sich der Kleine nun schon wieder herumtreibt und mit welchem Gesichtsausdruck.

„Bombe an Bord!“ beginnt eher harmlos, denn Walte, abgespannt und müde, freut sich auf seinen wohlverdienten Urlaub mit seinen geliebten Jazz-Platten. Natascha hingegen hat einen Flug nach New York vor sich und zwar mit Kapitän Turbo, einem späteren Stammgast in ihren Abenteuern. Er zeichnet sich durch einen blasierten Gesichtsausdruck und den üblichen Satz „Kenn ich doch alles!“ (u.a. S. 115) aus. Ein kleiner Blick in Walters Wohnung, die dem Studio von Walthéry als Assistent von Peyo nachempfunden wurde, wurde in so schmalen Panels angebracht, dass allein dadurch schon die Beengtheit deutlich wird. Ein kleiner Gag, der sich durch die Handlung zieht, ist ein Flugzeug, das über die Concorde fliegt (S. 116) und mit kleinen Sprechblasen versehen wurde. Darauf freut man sich als Leser immer wieder. Actionreiche Handlungen lockern die Gespräche auf, die allerdings ebenfalls viel Humor enthalten. Wie gespannt die Nerven der Stewards und Kapitäne sind, die in der mit einer Bombe versehenen Concorde fliegen, zeigt sich in der Reaktion Nataschas auf eine versuchte Flugzeugentführung (S. 123).

„Gefährliche Fracht“, der zweite Teil des dritten Bandes, stellt Marty vor, eine indianisch wirkende Frau, die Nataschas Hilfe sucht. Ihre Mimik macht deutlich, wie dringend sie Unterstützung benötigt. In der Geschichte überwiegen anfangs die Dialoge, was den Lesefluss verlangsamt, bis man die Grundidee durchschaut hat. Hier sind die Panels sehr unterschiedlich in der Größe, was eine enorme Geschwindigkeit verursacht, als die Dinge in Bewegung geraten. Dadurch erreicht Walthéry nicht mehr den Detailgrad, den er in den ersten Bänden bei der Gestaltung der Umgebung erreicht hat. Da der Fokus aber sowieso auf den Actionelementen liegt, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Gegen Ende überwiegen wieder die Erklärungen, die Natascha erhält.

Aufmachung

Die wunderschöne Aufmachung des Hardcoverbandes zeigt das Cover des ersten Bandes als Titelbild. Das Vorsatzpapier stammt direkt aus Walthérys Skizzenbuch: diverse Entwürfe von Natascha in unterschiedlichen Kostümen. Auf der Rückseite sind die Originaltitelbilder der drei enthaltenen Bände zu sehen sowie eine knappe Erklärung, wer Natascha eigentlich ist.

Ähnliche Titel

Yoko Tsuno (Comic); Rubine (Comic); Saftschubse (Roman)

Herzlichen Dank an den Salleck Publications-Verlag für das Rezensionsexemplar.