Kompakt

Die Geschichte ist bedrückend, zwischendurch fast schon zu Tränen rührend und immer zu Herzen gehend. Zahlreiche Überraschungen warten bei der Lektüre auf den, der sich darauf einlässt, und sie wird den Leser nicht kalt lassen, denn sie regt dank der schönen Sprache zusätzlich zum Nachdenken an.

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Mare Kandre – Der Teufel und Gott Originaltitel Djävulen och Gud
Autor Mare Kandre
Übersetzung Charlotte Karlsson-Hager
Verlag Septime Verlag
Erschienen August 2014
ISBN 978-3-902711-27-4
Seitenanzahl 200 Seiten

Inhalt

Der Teufel ist ein kleiner Junge, der von allen verstoßen wird und alleine aufwächst. Sein unansehnliches Äußeres sorgt zusätzlich dafür, dass er keinen Anschluss an die Menschen findet und sich zurückzieht. Währenddessen lebt der Junge Gott als verwöhntes Bürschchen und regiert launenhaft über die Menschen, bis er keine Lust mehr hat, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Stil und Charaktere

Mare Kandre ist eine schwedische Autorin, deren Werk sich vor allem auf die Zeit bezieht, in der ein Kind zum Erwachsenen heranreift. Auch in diesem Buch wird das deutlich, denn es wird der Entwicklung von Teufel und Gott viel Zeit gewidmet.

Die Idee, die beiden mächtigsten Figuren im religiösen Kontext als Kinder zu zeigen, die sich komplett anders verhalten, als man es gewohnt ist, ist äußerst spannend. Während John Niven die Figur Jesus in seinem Roman „Gott bewahre“ in die heutige Zeit versetzt und dabei doch das Kunststück vollbringt, den Charakter unverändert wirken zu lassen, lässt Kandre ihre beiden Protagonisten in fast schon märchenhaften Gegenden agieren, die sie mit wenigen Worten vor dem Auge des Lesers zu malen versteht:

„Und die frühere Welt, von der ich hier erzähle
(die wir jetzt die obere Welt nennen und an die wir uns mit Schrecken erinnern),
war damals schon ziemlich düster, weil die Menschen sich ihrer bedient hatten.“ (S. 5)

Ungewöhnlich ist die Aufteilung der Sätze auf den Seiten. Es ist fast schon ein eigener Kunstgriff, wie die Sätze durch Zeilenumbrüche voneinander getrennt werden und doch eine Einheit bilden, da man automatisch weiterliest, solange noch kein Punkt aufgetaucht ist. Die Handlung wird in der Vergangenheit erzählt und erhält eine zeitliche Einordnung durch die Ich-Erzählerin (s. Zitat oben), die sich aber meist zurücknimmt, um die Figuren agieren zu lassen. Dadurch gelingt es Kandre, sich in die einzelnen Charakteren zu versetzen und den Leser direkt zu erreichen.

Allein die Beschreibungen der herzzerreißenden Einsamkeit des Teufels, die Arroganz Gottes zu Beginn – die sich rasch als eine anders geartete, aber ebenso tiefe Einsamkeit entpuppt – und die Entwicklung, die beide mit der Zeit durchlaufen, geht so an die Nieren, dass sich zartbesaitete Leser nicht wundern dürfen, wenn Tränen fließen.

Sehr spannend ist ihre gegensätzliche Darstellung der Figuren geworden: Der Teufel ist ein liebenswerter kleiner Kerl, der durch seine angeborene Unansehnlichkeit, seinen Gestank und auch der Tatsache, dass er nur Vergammeltes oder Verrottetes zu sich nehmen kann, wovor er sich selbst ekelt, die Sympathien auf seiner Seite hat. Gott hingegen ist ein kleiner Tyrann, der seine drei Engel, die ihm wie folgsame Hundchen folgen, meist ignoriert und in der Erkenntnis schwelgt, dass er der Herrscher und Schöpfer von allem ist, was es gibt. Allerdings wird sein Selbstverständnis im Lauf der Handlung und seines Erwachsenwerdens kräftig erschüttert, wodurch auch er zu einem interessanten Charakter wird, der sich weiterentwickelt. Dieser Fokus, den auch die anderen Nebenfiguren meist durchlaufen, macht den Roman zu der faszinierenden Lektüre, die er geworden ist.

Zusätzliche Informationen werden durch Klammern in den Flusstext eingeschoben, die dabei aber nie nebensächlich sind, wenn beispielsweise der Teufel sich anfangs nicht traut, eine Frage zu stellen, „(denn er war ja insgesamt ein sehr gesitteter kleiner Herr, und der Buckel rührte vielleicht von einer unangenehmen Situation, an die sie lieber nicht erinnert werden wollte.)“ (S. 56)

Einige überraschende Wendungen machen das Buch durchgängig spannend und lassen den Leser bis zum erstaunlich poetischen Schluss nicht mehr los. Aber – versprochen – selbst nach dem Ende des Romans wird er einen weiter begleiten, bis man ihn wieder zur Hand nimmt, um noch einmal in den lyrischen Beschreibungen zu schwelgen, daher hier auch ein großes Lob an die Übersetzerin.

Aufmachung

Das dunkelgrün gebundene Buch besitzt einen Schutzumschlag mit ausführlicher Inhaltsangabe auf der vorderen Umschlagklappe und einer Vita und einem Foto der Autorin auf der hinteren Klappe. Auf der Rückseite befindet sich eine Inhaltsangabe.

Ähnliche Titel

Gott bewahre“ (John Niven – Roman); „Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ (Hans Rath – Roman)

Herzlichen Dank an den Septime-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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