Kompakt

Der malerische Schreibstil der Autorin packt von der ersten Zeile an und zieht den Leser unabänderlich in die Faszination, die die Heldin für den Koch empfindet. Ihr Zwiespalt wegen ihrer ruhigen Kindheit und der daraus resultierenden Schuldgefühle, die sie ihrem Freund gegenüber hat, wird packend dargestellt.

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Feimer_Der afghanische Koch
Autor Isabella Feimer
Verlag Septime Verlag
Erschienen Januar 2013
ISBN 978-3-902711-20-5
Seitenanzahl 224 Seiten

Inhalt

Afghanistan und Österreich. Er – ein gebildeter Mann, der gezwungen ist, nach seiner Flucht aus Afghanistan in Österreich eine Stelle als Koch anzunehmen. Sie – im sicheren Österreich aufgewachsen, durch ihre Liebe zu ihm an ihn gebunden und zugleich voller Schuldgefühle, dass sie seine Gefühle und Erlebnisse nicht bis ins Letzte nachvollziehen kann. Sie versucht durch das Aufschreiben seiner Lebensgeschichte Zugang zu ihm zu erhalten und die Beziehung zu vertiefen.

Stil und Charaktere

Auf den ersten Blick wirkt der Text sehr eng und gedrängt, da nur wenige Absätze gemacht werden. Auch gibt es keine Anführungszeichen, was ebenfalls befremdend wirken kann. Doch dieser erste Eindruck täuscht, denn sobald man begonnen hat zu lesen, ist man vom malerischen und geradezu poetischen Stil Isabella Feimers so beeindruckt, dass man nicht mehr aufhören kann. Obwohl sie lange Sätze bastelt, entwickelt die Geschichte einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann:

„[…] ich war intelligent, damals, und frei, und jetzt? , er senkt den Blick, ich bin versucht, nach seiner Hand zu greifen, aber wir müssen aussteigen, komm, sage ich, wir sind da, jetzt, sagt er, als wir entlang der Wohnsiedlung spazieren, bin ich ein anderer, als ich damals war, als ich zu Hause war, zu Hause, sagt er, wäre ich Arzt geworden, weißt du, wie mein Vater, hätte Geld, hätte Ansehen, hätte Menschen helfen können, und was bin ich hier und jetzt?, ohne Ausbildung, jetzt schwitze ich wie ein Schwein in dieser Küche, keinen Dank habe ich bekommen in den sieben Jahren, nicht mal einen Euro mehr in der Stunde, auch hier, sage ich und fühle mich unwohl, während ich die Worte ausspreche, fühle mich verlogen, fühle mich wie eine Sozialhelferin, die den Hilfesuchenden als abgestempelten Antrag sieht, kannst du noch alles erreichen, kann ich nicht, sagt er, weißt du, ich will hier nicht sterben, vielleicht in Indien, sagt er, Goa, das ist das Beste.“ (S. 160)

Die beiden Protagonisten bleiben ohne Namen, so dass sie jeder sein könnten. Die Erlebnisse des Kochs in seiner Heimat machen betroffen und sind zugleich so lebensecht eingefangen, dass man als westlicher Leser sehr gut die Gefühle der Protagonistin nachvollziehen kann. Sie empfindet fast Schuldgefühle, dass sie keine ähnlichen Erfahrungen vorweisen kann, mit denen sie seine Erlebnisse vergleichen kann. Vor allem wenn er ihr sagt, sie verstehe diese Dinge nicht, will man als Leser unwillkürlich selbst protestieren und fühlt sich zugleich auf seltsame Weise ertappt.

Die Verschiedenheiten zwischen den beiden werden immer wieder durch kleine Begebenheiten untermalt, wie beispielsweise hier: „Mia, Masud und er essen mit den Fingern, ich mit Besteck und ich überlege, das Besteck zurück auf die Serviette zu legen, aber ich kann nicht, kann mich nicht anpassen, wie es Mia anscheinend getan hat, und Masud sieht mich an, sieht mir, wie ich mir einrede, auf die Finger.“ (S. 124)

Schlussendlich wird der Leser auf sich selbst zurückgeworfen. Er muss sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzen und kann den Roman nicht einfach abhaken.

Aufmachung

Das schwarz gebundene Buch besitzt einen Schutzumschlag, auf dessen Rückseite eine Inhaltsangabe enthalten ist. Die vordere Umschlagklappe führt die Inhaltsangabe weiter aus, die hintere ein Foto und eine Vita der Autorin. Eine Danksagung von Isabella Feimer und eine Nachbemerkung von Michael Stavaric schließen das Buch ab. Ein Lesebändchen vollendet die Aufmachung.

Ähnliche Titel

Veer & Zara (Film); Pluto (Manga)

Herzlichen Dank an den Septime Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Hier geht’s zum Interview mit der Autorin.