Kompakt

Statt eines altbekannten Kriminalfalles erwartet den Leser diesmal ein eher stiller Fall, der betroffen macht und noch lange nach dem Ende des Buches nachhallt. So wird das Buch Fans von Brunetti zwar nach wie vor überzeugen, aber wer einen reinrassigen Krimi erwartet, wird eventuell enttäuscht werden.

Bewertung

	Originaltitel	The Golden Egg
	Autor	Donna Leon
	Übersetzung	Werner Schmitz
	Verlag	Diogenes
	Erschienen	Mai 2014
	ISBN	978-3-257-06891-7
	Seitenanzahl	368 Seiten

Zur Leseprobe.

Inhalt

Patta sichert dem Bürgermeister Venedigs zu, dass er sich um Bestechungsvorwürfe kümmern wird, die einen Geschäftspartner dessen zukünftiger Schwiegertochter betreffen. Brunetti soll die Sache in die Hand nehmen, doch der ermittelt auf eigene Faust für seine Frau Paola. In der Reinigung um die Ecke kam ein junger Mann ums Leben, aber niemand weiß genaues über ihn. Auch nicht, ob er die Schlaftabletten, die ihn umbrachten, mit bunten Bonbons verwechselt hat oder sie ihm eingeflößt wurden. Paola ist entsetzt, dass sie den Jungen nicht kannte und möchte Anteil nehmen. Daher versucht Brunetti, Genaueres über den Toten zu erfahren. Dabei stolpert er über eine Mauer aus Schweigen, verwinkelte Familienverhältnisse und eine äußerst trauriges Schicksal.

Stil und Charaktere

Der neue Roman von Donna Leon lebt eher von den leisen Tönen statt von großen Aktionen. Wer Action erwartet, ist hier fehl am Platz, aber das wissen Fans der Reihe. Brunettis Welt besteht aus den Kanälen Venedigs und dem Zusammenhalt innerhalb seiner Familie.

Genau diese Familie ist es auch, mit der das Thema der Sprache beginnt, das sich durch das Buch zieht. Die Schönheit der Worte, die Benutzung von und die Begeisterung für rhetorische Stilmittel werden durch Leons Stil und Brunettis Gedanken perfekt in Szene gesetzt. Auch die Spiele, die Brunettis am Mittagstisch miteinander spielen, indem sie sich Sätze zuwerfen, macht großen Spaß.

Der Fall um den Außenseiter und als verschroben geltenden tauben Jungen geht Stück für Stück voran. Die Beteiligten, die von Brunetti und seinen Kollegen befragt werden, erweisen sich als sehr individuell charakterisiert und je tiefer Brunetti in die Angelegenheit einsteigt, desto mehr ist man als Leser gefesselt von den Geschehnissen und dem, was in der Vergangenheit vor sich gegangen ist. Die Ermittlungen verlangen manchmal etwas mehr Konzentration, da sehr viele Menschen daran beteiligt sind. Fans der Reihe haben es da auf jeden Fall einfacher, da sie die immer wieder auftretenden Personen bereits gut kennen.

Der Lokalkolorit und die Eigenheiten der Stadt und der Einwohner sind eine Stärke der Autorin. Man kann regelrecht eine Karte Venedigs daneben legen und beim Lesen mit den Fingerspitzen den Straßen folgen, durch die sich Brunetti bewegt. Auch die Mittagspausen und der notwendige Kaffee, den der Commissario konsumiert, werden mit liebevollen Einzelheiten beschrieben, so dass man das Essen regelrecht selbst schmecken kann.

Schlussendlich wird der Fall gelöst, aber auf eine Art, die einen Kloß im Hals zurück lässt. Auch das gelingt Leon perfekt. Sie verbindet Gesellschaftskritik mit einem ans Herz gehenden Fall, dank dessen man Brunetti noch besser kennen lernt und das Buch am Ende mit einem Seufzer voller Mitgefühl schließen kann.

Aufmachung

Das rot gebundene Hardcoverbuch wurde mit einem Schutzumschlag versehen. Die vordere Umschlagklappe enthält dabei eine Inhaltsangabe, während die hintere Werbung für ein weiteres Buch von Donna Leon macht. Auf der Rückseite des Buches befindet sich eine weitere Inhaltsangabe, ein Foto und eine Vita der Autorin. Das Buch selbst gliedert sich in 28 Kapitel.

Reihenfolge

Ähnliche Titel

Romane von Martin Walker; Romane von Andrea Camilleri

Herzlichen Dank an den Diogenes-Verlag für das Rezensionsexemplar.

„Das goldene Ei“ bei Amazon kaufen.

„Das goldene Ei“ als eBook bei Amazon kaufen.