Kompakt

Ein Buch, das aufrüttelt, betroffen macht und zugleich für so viele Aha-Erlebnisse sorgt, dass man sich nach der Lektüre unwillkürlich fragt: Wie konnte ich so vieles bisher unhinterfragt einfach übernehmen? Ein wissenschaftlich begründetes Werk, das das Denken erweitert und zugleich zum Nachdenken anregt.

Bewertungwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.com

Joy_Warum wir Hunde Originaltitel Why We Love Dogs, Eat Pigs, And Wear Cows
Autor Melanie Joy
Übersetzung Achim Stammberger
Verlag Compassion Media
Erschienen Mai 2013
ISBN 978-3-9814621-7-3
Seitenanzahl 240 Seiten

Inhalt

Dank aktueller Skandale in der Lebensmittelindustrie gibt es immer mehr Menschen, die sich mit den Themen Vegetarismus und Veganismus auseinandersetzen. Veganern und Vegetariern wird dabei oft vorgeworfen, sie würden einer gewissen Ideologie folgen, indem sie auf Fleisch verzichten. Doch was ist eigentlich das, was diejenigen praktizieren, die Fleisch zu sich nehmen? Melanie Joy entwickelt als Gegenentwurf den Begriff „Karnismus“, der von Ideologien und Mythen geprägt ist, über die sich diejenigen, die ihm „angehören“, keine Gedanken machen. Einfühlsam und wissenschaftlich untermauert macht sie sich in dem Buch daran, die althergebrachten Ideen und das Selbstverständnis der Fleisch essenden Menschen zu hinterfragen.

Stil und Verständnis

Melanie Joy, Professorin für Psychologie und Soziologie an der University of Massachusetts in Boston, nutzt jedes Jahr ihren Lehrauftrag, um ihre Studenten auf einige verwirrende Widersprüche in ihrem Verhalten hinzuweisen. Wie bereits der Titel des Buches andeutet, geht es dabei um den psychologischen Hintergrund, weshalb die eine Tierart für uns als Haustier geeignet scheint, womit wir ihm Intelligenz und liebenswerte Eigenschaften zuerkennen, während wir anderen Tieren all dies aberkennen und sie als Nahrungsquelle sehen.

Wissenschaftlich untermauert dank zahlreicher Studien, die im Anhang angegeben sind, und diverser Fußnoten und Literaturangaben deckt Joy ein System auf, das sich tatsächlich mit dem organisierter Religionen oder machthungriger Diktatoren vergleichen lässt, indem es die Mitglieder – uns – dazu anhält, nicht darüber nachzudenken, was wir eigentlich tun. Durch Rechtfertigungen und in sich geschlossene Denkmodelle gelingt es nur wenigen, daraus auszubrechen. Diesem System gibt Joy den Namen „Karnimsus“, um die Ideologie hinter der Vorstellung, man müsse Fleisch essen oder es sei „eben einfach so“, aufzudecken und sichtbar zu machen.

Bereits im Vorwort weist die Autorin und Tierrechtlerin Hilal Sezgin auf folgendes hin: „Karnismus ist ein System von Überzeugungen und Praktiken, die es uns als selbstverständlich erscheinen lassen, zumindest manche Tiere zu essen.“ (S. 7) Betont wird ebenfalls die Vergleichbarkeit von deutschen und amerikanischen Zuständen, was die Inhalte des Buches angeht. Der Übersetzer hat sich hierbei die Mühe gemacht, den amerikanischen Zahlen und Zuständen, die Joy vorbringt, mit Quellenangabe in einer Fußnote ein deutsches Pendant zu geben. Dabei wird deutlich, dass sich beide Länder nicht großartig in diesen Themen unterscheiden.

Anfangs will man Joy noch gerne widersprechen und argumentieren, doch je weiter man in ihrem Buch vordringt, desto mehr ertappt man sich dabei, dass man weniger Argumente für den eigenen Standpunkt hat, als gedacht. Joy hält dem Leser den Spiegel vor und zwingt ihn dazu, seinen eigenen Handlungen und Entscheidungen ins Auge zu sehen. Dass wir uns dabei oftmals so irrational verhalten, begründet Joy damit, dass wir bereits als Kinder im Karnismus aufwachsen, der uns nach einer Weile automatisch in der Spur hält.

Im Gegensatz zu anderen Autoren, die den Leser betroffen machen und ihn schlussendlich damit alleine stehen lassen, geht Joy jedoch einen Schritt weiter. Sie zeigt Handlungsalternativen auf und macht auf andere Denkweisen aufmerksam, mit denen sich der Leser nach Ende der Lektüre beschäftigen kann. Gerade das verdient besondere Achtung.

Auch die ausführlichen Quellenangaben, die Anmerkungen, das Literaturverzeichnis und das enthaltene Register zeigen, dass es sich hierbei um ein wissenschaftliches Werk handelt, das sich jedoch so spannend und gut liest wie ein packender Roman. Niemals gleitet Joy in einen schulmeisterlichen Tonfall ab, sondern benennt die Dinge einfach beim Namen. Und gerade dadurch gelingt es ihr, den Leser auf eine Art zu faszinieren, dass er sich selbst nach Ende der Lektüre noch lange Gedanken zu seinen eigenen Entscheidungen machen wird.

Aufmachung

Das Taschenbuch weckt bereits durch die Kombination von Titel und Bildern die Neugier des Lesers. Auf der Rückseite befindet sich eine Inhaltsangabe, sowie eine Vita und ein Foto der Autorin. Ein Inhaltsverzeichnis hilft bei der Orientierung.

Ähnliche Titel

„Tiere Essen“ von Jonathan Safran Foer (Sachbuch); „Kein Fleisch macht glücklich“ von Andreas Grabolle (Sachbuch); „Anständig essen“ von Karen Duve (Sachbuch)

Herzlichen Dank an den Compassion Media-Verlag für das Rezensionsexemplar.

„Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen: Karnismus – eine Einführung“ bei Amazon kaufen.