Sherlock Holmes – welcher Krimifan bekommt da nicht weiche Knie und freut sich auf Neues, egal ob als Film, Serie, Buch oder Hörspiel? Glücklicherweise sorgt der Audio Verlag mit einer überaus gelungenen Version des Meisterdetektivs für Nachschub, den man sich begeistert anhören und dabei mitfiebern kann.
Außerdem startet die Reihe gleich mit zwei Veröffentlichungen, die es zudem in sich haben.
Erschienen: Oktober 2015
ISBN 978-3-86231-518-5
Laufzeit: 1 Stunde 16 Minuten
„Das Rätsel von Musgrave Abbey“ stellt uns Watson und Sherlock vor, die bereits einige Fälle erfolgreich gelöst haben und sich nun einem neuen gegenüber sehen. Wie üblich wird die Geschichte von Watson erzählt, der von Florian Lukas wunderbar verkörpert wird. Watson ist hier ein Blogschreiber und Kriegsveteran aus Afghanistan mit postraumatischer Belastungsstörung. Die Handlung spielt in der heutigen Zeit, wie es Sherlock-Fans schon von der gleichnamigen Serie gewohnt sind. Durch die Blog-Version erhalten die Hörspiele jedoch einen amüsanten Zusatz, denn nicht nur dass Watson seine Erzählungen direkt ins Netz stellt, er erhält auch noch sofort Antworten von verschiedenen bekannten Personen, wie seiner Schwester Harry oder Mrs. Watson. Und selbst Sherlock meldet sich in seiner trockenen Art zu Wort, was für den ein oder anderen Schmunzler beim Hören sorgt, denn Johann von Bülow macht seine Sache ebenso erstklassig wie sein Kollege Lukas.
Der erste Fall führt Watson und Sherlock an zwei verschiedene Orte: auf der einen Seite wird die Bestsellerautorin Rebecca Westwood überfallen, ihr Roman wird gestohlen und ihr Assistent Richard Brunton verschwindet, auf der anderen Seite wird am St. Bradfield Heights College ein Junge entführt. Sein Vater gibt sich auf Nachfragen ziemlich gelassen und scheint nicht gewillt sein zu helfen. Während Watson als großer Bewunderer von Westwood der Autorin bei den Nachforschungen hilft, stürzt sich Sherlock eher auf die Entführung des Jungen. Dabei kommt es unter anderem zu einem Wiedersehen mit Mycroft, seinem Bruder.
Die verschiedenen Stimmen sind wunderbar besetzt und leicht voneinander zu unterscheiden. Einzig der erste Anruf, den Westwood erhält, ist durch die Verfremdung der Stimme so schwer zu verstehen, dass man sich auf eine Wiederholung später in der Handlung freuen darf. Aber die restliche Zeit wird mit herrlichen Musikstücken, perfekten Dialogen und einer raffinierten Umsetzung der Gedankengänge von Sherlock gefüllt, die einfach nur Spaß beim Anhören machen.
Zur Hörprobe.
Erschienen: Oktober 2015
ISBN 978-3-86231-519-2
Laufzeit: 1 Stunde 27 Minuten
Das zweite Hörspiel, „Ein Fluch in Rosarot“ wird Conan Doyle-Fans schon beim Titel hellhörig werden lassen und Versatzstücke der ursprünglichen Geschichte „Eine Studie in Scharlachrot“ beim Hören erkennen lassen. Auch in der Serie wurde diese Geschichte bereits einmal benutzt. Hier erhält sie allerdings neue Facetten, die es erneut zu einem Erlebnis machen, den Ereignissen zu lauschen.
Watson berichtet auf Wunsch seiner Blog-Abonnenten davon, wie er und Sherlock sich kennen gelernt haben. Nach seiner Rückkehr aufgrund einer Verletzung aus dem Krieg war Watson auf der Suche nach einer Unterkunft in London. So wurde er mit Sherlock bekannt gemacht, der ebenfalls einen Mitbewohner suchte. Sobald Watson allerdings dort ankommt, kommt es zu einem Handgemenge wegen eines gerade gelösten Falls. Watson rettet Sherlock vor einem Angriff und erwirbt sich so die Neugier und das Interesse des Meisterdetektivs, der ihn prompt mitnimmt, als er von der Polizei um Hilfe gebeten wird. Rabbi Ehrenburg scheint Selbstmord begangen zu haben, aber es gibt Ungereimtheiten, allen voran das Wort RACHE, das der Sterbende hinterlassen hat. Auch liegt ein Ring in seiner Nähe, der Sherlock stutzig werden lässt. Da sich in letzter Zeit die Selbstmorde gehäuft haben, ist es nicht weit zu der Vermutung, dass sie alle etwas gemeinsam haben. Auf der Suche nach dem Mörder kommen Sherlock und Watson einer alten Geschichte von Verrat und Diebstahl auf die Spur.
Der erste Fall ist immer etwas Besonderes – besonders wenn es um die beiden bekannten Figuren Sherlock und Watson geht. Auch hier ist dem Audio Verlag ein wirkliches Glanzstück gelungen, denn die Stimmen passen wieder perfekt, die Handlung geht Schlag auf Schlag und die Motive wurden passend in die heutige Zeit versetzt. Noch mehr als im ersten Hörspiel dürfen sich die Follower des Blogs von Watson einmischen und ihre Kommentare ablassen. Das kann dann schon mal dazu führen, dass man breit grinsend den eingeworfenen Diskussionen lauscht, bei denen sich Harry und Watson gerne in die Haare bekommen, während Sherlock herablassend das ein oder andere einwirft.
Langsam zeichnet sich auch jetzt schon ab, dass es Sherlocks alten Widersacher Moriarty ebenfalls gibt und man sich auf einen Kampf der beiden Genies freuen darf. Hervorragend spielen Lukas und von Bülow wieder ihre Stärken miteinander aus und liefern sich einige unterhaltsame Schlagabtäusche. Es wird spannend, wie die Reihe fortgeführt wird, denn dass man hier ein wirklich grandioses Meisterwerk vollbracht hat, dürfte spätestens nach dem zweiten Hörspiel klar sein. Bleibt zu hoffen, dass die nächsten Folgen bald veröffentlicht werden.
Zur Hörprobe.
Herzlichen Dank an den Audio-Verlag für die Rezensionsexemplare.
