Kompakt:

Holmes-Puristen werden sich an einigen Punkten stören, aber Comicfans kommen auf ihre Kosten und dürfen sich auf ein spannendes viktorianisches Abenteuer freuen.

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Sylvain Cordurié / Alessandro Nespolino – Sherlock Holmes – Crime Alley Originaltitel Sherlock Holmes Crime Alleys: 1: Le premier problême, 2: Vocations Forcées
Autor Sylvain Cordurié
Illustration Alessandro Nespolino
Übersetzung Swantje Baumgart
Verlag Splitter
Erschienen April 2015
ISBN 978-3-95839-133-8
Seitenanzahl 96 Seiten
Altersgruppe Ab 12 Jahren

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Inhalt

Mai 1876, London. Immer wieder verschwinden begabte Menschen, und die Polizei steht machtlos vor dem Rätsel, wer diese Leute entführt und zu welchem Zweck. Sherlock Holmes, der sich stets gerne mit den Polizisten anlegt, wird in die Ereignisse verwickelt, als sein Zimmergenosse, der talentierte Geiger Ron Jantscher, vor seinen Augen entführt wird. Colin Pike von Scotland Yard wird ebenfalls hineingezogen. Beide ahnen noch nicht, dass sie sich mit Männern angelegt haben, deren Einfluss bis weit nach oben in der Gesellschaft reicht …

Stil

Nach wie vor ist das Interesse an Sherlock Holmes ungebrochen, was die vielen neuen Filme, Serien und Veröffentlichungen zeigen, die in den letzten Monaten und Jahren auf dem Markt erschienen sind.

Diesmal hat sich Sylvain Cordurié der Geschichte angenommen und eine solide Arbeit geleistet. Er hat sich von der klassischen Erzählung entfernt und berichtet von einer Verwicklung des großen Detektivs zu Beginn seiner Zusammenarbeit mit Scotland Yard und noch bevor er Watson kennenlernte. Allerdings ist Holmes bereits der Misanthrop, der er auch später ist. Dadurch zeigt sich wenig Entwicklung in den Figuren, die im Comic vorkommen. Zusätzliches Manko ist der Einsatz der elektrischen Maschine, der mehr in eine Handlung wie im Film „Prestige“ passen würde, statt Sherlock Holmes‘ Deduktionen nötig zu haben. Er darf nur wenige Male seine Fähigkeiten einsetzen, die am Ende nicht einmal dazu führen, dass die Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden. Während einige andere Veröffentlichungen diese Fähigkeiten in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen stellen, bekommt man hier wenig Holmes für mehr Action.

Puristen dürften sich also daran stören. Dennoch ist die Handlung gut gestrickt und macht Spaß beim Lesen, wenn man die Vorstellung eines Holmes ablegen kann, der über den Dingen steht. Hier erhalten die Nebenfiguren ebenfalls ihren Raum, wodurch auch andere Aspekte der Geschichte in den Vordergrund rücken. Einblick erhält man in die Verbrechen der Moriartys, aber man verfolgt auch den blutigen und dramatischen Weg von Tyron, der seinen Bruder rächen will.

Alessandro Nespolino unterstützt die Geschichte mit seinen solide gezeichneten Bildern. Das viktorianische London erwacht zum Leben, wenn man sich die Ausschnitte der Straßen ansieht, die vielen Pferdekutschen und die traditionelle Kleidung, die alle Charaktere tragen. Jede der Figuren ist gut voneinander zu unterscheiden, angefangen bei Holmes, der durch seine schwarzen Haare und die hohe Denkerstirn überall auffällt. Ron ist ein fröhlicher junger Mann mit blonden Haaren, dem man gerne ein etwas anderes Schicksal gewünscht hätte. Tyron ist weitaus fülliger, aber zugleich stark, während die Moriartys ihre Familienähnlichkeit nicht verbergen können: Vater und Sohn sehen sich, allein schon durch ihre Backenbärte, sehr ähnlich.

Die Panels sind klar unterteilt und klassisch sortiert. Nur selten kommt es zu größeren Bildern, die den Rahmen durchbrechen, aber dann sind sie stets besonders eindrucksvoll. Die Sprechblasen sind eckig und führen zu der jeweiligen Person, die spricht. Dadurch fällt das Lesen besonders leicht.

Aufmachung

Das Hardcover ist größer als DIN A4, so dass man in den kompletten Genuss der Zeichnungen kommt. Das Vorsatzpapier zeigt eine Szene von Seite 8, und man kommt durch das zwischen den beiden enthaltenen Bänden eingefügte Titelbild zusätzlich in den Genuss, beide Cover bewundern zu können. Auf der Rückseite befindet sich eine Inhaltsangabe.

Ähnliche Titel

Romane von Sir Arthur Conan Doyle; „Sherlock“ (TV-Serie); „Sherlock & Watson“ (Hörbuch); „Sherlock Holmes“-Comics (Sylvain Cordurié – Comic); „Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen“ (Christian Endres)

Herzlichen Dank an den Splitter-Verlag für das Rezensionsexemplar.