Kompakt

Hier gilt es zuzuschlagen, denn dass diese Reihe bisher eher ein Schattendasein gefristet hat, ist ein Vergehen, das unbedingt ausgemerzt werden sollte. Der Roman ist ein Highlight des historischen Krimis, der durch liebenswerte Figuren, eine packende Handlung, neugierig machende historische Ereignisse und Humor mitreißt.

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Autor Hans Dieter Stöver
Verlag Bocola
Erschienen März 2008
ISBN 978-3-939625-07-0
Seitenanzahl 530 Seiten

Inhalt

„Mord auf der Via Appia“: Gaius Volcatius Tullus erholt sich von einer Verletzung, die er sich im Krieg gegen die Germanen eingefangen hat. Er genießt die Ruhe auf seinem Landsitz in der Nähe Roms mit seinem Diener Alexander und seinem Hund Hector. Als er nach Rom zurückkehrt, erfährt er von mehreren Entführungen von Kindern, zu denen auch der Sohn des vormals einflussreichen Senators Cassius Longinus gehört. Neugierig geworden stellen Gaius und Alexander Nachforschungen an, bei denen sie rasch merken, dass sie jemandem auf die Füße getreten sind: Alexander wird beschattet, Drohungen treffen ein und scheinbar steckt weitaus mehr dahinter als eine einfache Entführung …

„Die Frau des Senators“: C.V.T. reist mit Alexander und Hector, sowie seinem besten Freund Cornificius, dem Dichter, nach Gallien. Hier versuchen Caesars Truppen den Angriffen von Vercingetorix und seinen Mannen standzuhalten. Der Avernerfürst wird immer mächtiger, was Caesar mit Besorgnis beobachtet. Er beruft Gaius als seinen Vertrauten zu sich und überträgt ihm administrative Aufgaben. Ein unglücklicher Zwischenfall bei einer Prellerei, der soldatischen Einweihung von neuen Rekruten, führt zum Tod eines der Männer, was Caesar durch Gaius untersuchen lassen will. Einige Mordanschläge auf Gaius machen rasch klar, dass ihn jemand in der gefährlichen Situation der gallischen Kriege zum Schweigen bringen will. Glücklicherweise stehen Alexander und Cornificius felsenfest hinter Gaius und arbeiten unermüdlich daran, den Hintermann der Vorkommnisse zu entlarven …

Stil und Charaktere

Hans Dieter Stöver könnten einige Leser noch von seinen „Quintus“-Romanen (z.B. „Quintus geht nach Rom“) kennen, die nach wie vor in der Schule eine weit verbreitete Lektüre sind. Die C.V.T.-Romane jedoch wenden sich an ein etwas älteres Publikum, bringt aber wie immer Stövers umfangreiches Wissen um das Alte Rom auf unterhaltsame Weise an den Leser. Dabei darf der Leser selbst ein wenig Detektiv spielen, denn die Titel der Romane erschließen sich oft erst nach dem Ende des Buches und bei genauerem Nachdenken.

Allgemein nutzt Stöver einen etwas antiquierter wirkenden Stil – die Bücher entstanden zwischen 1982 und 1986. Gerade dadurch aber und durch seinen augenzwinkernden Humor sind die Charaktere äußerst liebenswert geraten. Allen voran Gaius Volcatius Tullus selbst, der durch seinen scharfen Verstand, seinen Witz und seinen Charme überzeugt. Seine rechte Hand ist sein Diener Alexander, dessen Auftritte nach einer Weile beim Leser bereits für Schmunzeln sorgen, wenn er nur auf der Bildfläche erscheint. Wenn er wichtige Neuigkeiten und Informationen hat, reagiert Gaius meist desinteressiert, bis Alexander vor sich hin murmelt: „Na, dann eben nicht.“ Gaius erwidert meist: „Doch, mein Junge, aber später.“, womit Alexander wieder ausgesöhnt ist. Seine militärisch geprägte Art, seine Aussagen in stakkato-artigen, kurzen Sätzen und in absolut gerader Haltung vorzubringen, tragen zu seinem Ruf als Unikum bei. Historische Persönlichkeiten wie Pompeius, Caesar oder Vercingetorix – den Asterix-Leser kennen dürften, falls sie den Gallierfürsten sonst nicht kennen – treten ebenfalls auf. Dabei kommt Stövers Talent perfekt zur Entfaltung, diese Figuren mit historischer Akkuratesse darzustellen und sie weder mit Heiligenschein noch mit Teufelshörnern auszustatten. Zugleich gelingt es ihm, sie das Charisma ausstrahlen zu lassen, das damals dafür gesorgt haben muss, dass ihnen unzählige Menschen gefolgt sind. Die mitunter harten Entscheidungen, die ein Anführer zu treffen hat, werden durch Caesar mit den Worten „Wer Macht hat, wird schuldig“ (S. 469) zusammengefasst. Aber nicht nur hochgestellte Charaktere, sondern auch das „Fußvolk“ wie Hetären, Schuster und Diener erhalten ihre Auftritte, so dass Stöver ein wunderbares Bild der Epoche zeichnet.

„Mord auf der Via Appia“ stellt dem Leser Gaius zum ersten Mal vor und taucht in das historische Rom ein, das sich durch packend geschilderte Beschreibungen der damaligen Lebensumstände, der politischen Entscheidungen und der Verwicklungen auszeichnet. Gaius besitzt eine sehr eigene Sichtweise auf die Umstände seines Lebens, die durch Auftritte des griechischen Freigelassenen Selenus aus der Familie von C.V.T. aufgelockert und etwas objektiviert werden. Dabei gibt es sogar Verweise auf die heutige Zeit, wie beispielsweise bei der Diskussion über die Ereignisse nach Catilinas Verschwörung und Ciceros Reaktion darauf: „Darüber werden sich gewisse Autoren noch in zweitausend Jahren streiten“ (Seite 126). Nur einmal blitzt ein allwissender Erzähler durch, als es heißt „[S]o gerieten unsere drei Reisenden denn auch prompt in jenes chaotische Durcheinander von Wagen, Kutschen und Karren, das zum geschäftigen Hin und Her der Bürger noch hinzukam“ (Seite 183).

„Die Frau des Senators“ spielt während eines Feldzugs und beschäftigt sich daher mehr mit der Versorgung der Soldaten, dem Aufbau eines Heerlagers, der sehr diszipliniert und genau im Voraus berechnet stattfindet, und dem Leben in Gallien zur Zeit der Kriege dort. Besonders packend wird der Konflikt zwischen den ansässigen Stämmen und den einfallenden Römern geschildert. Die ernste Krimihandlung wird, wie auch beim ersten Band, unaufdringlich in die Geschichte gewoben, während der Leser noch gefesselt von Gaius‘ Abenteuern ist und sich über die Flausen von Alexander amüsiert, der diesmal ein Haarwuchsmittel nach dem anderen ausprobiert. Glücklicherweise vergisst Stöver aber nicht, seinen unnachahmlich leichten Humor durchgängig beizubehalten. So mancher Leser, für den in der Schule „De Bello Gallico“ ein Graus war, wird hier positiv von der mitreißenden Handlung überrascht werden.

Aufmachung

Der Hardcoverband enthält zwei Romane, die am jeweiligen Ende einen Anhang enthalten. Daher sollte der Leser ein Lesezeichen einlegen, um die Anmerkungen und Hinweise im Flusstext durch ein kurzes Blättern nachschlagen zu können und sich dabei nicht minutenlang aufhalten zu müssen. Schwarz/weiße Bilder und Stiche sind ebenso eingefügt in den Anhang, wie auch Stundenangaben, Grundrisse von Häusern und Landkarten von Rom und Umgebung. Am Ende des zweiten Romans wird das Militärwesen genauer vorgestellt, Karten von Caesars Strategien und der Schlacht von Alesia (der Höhepunkt des zweiten Bandes), sowie ein Grundriss eines römischen Lagers. Witzigerweise wird auch eine Statue eines Hundes abgebildet, der ein Molosser gewesen ist wie Hector, der Hund von C.V.T.

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