Kompakt

Nach einem wunderbaren Beginn und einem grandiosen Showdown im ersten Band verliert der zweite durch die Theatersequenzen an Fahrt. Dank der herrlichen Figuren aber folgt man ihren Abenteuern nach wie vor gerne, während man auf unterhaltsame Weise einiges über das antike Rom lernt.

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Autor Hans Dieter Stöver
Verlag Bocola
Erschienen Januar 2009
ISBN 978-3-939625-10-0
Seitenanzahl 480 Seiten

Inhalt

„Ich fordere Gerechtigkeit“: Nach seiner Rückkehr aus Gallien sucht sich Gaius eine neue Beschäftigung, indem er sich auf ein Amt bewirbt. Sein Sklave Alexander macht ihn mit einem Bauern namens Sextus Considius bekannt, der unter Mordverdacht am Verwalter seines Herren steht. Mit seinen Kindern ist er nach Rom geflohen, wo Gaius sich seiner annimmt und Nachforschungen anstellt. Je tiefer er jedoch gräbt, desto mehr erfährt er Dinge, die gewisse Personen nie ans Tageslicht kommen lassen wollen …

„Skandal um Nausikaa“: Das römische Theater und seine Akteure betätigen sich neuerdings politisch, was Gaius, der Schabernack mit Caesars Ruf vermutet, auf den Plan ruft. Gemeinsam mit seinem Freund Cornificius begibt er sich in die Welt der Schauspieler, um herauszufinden, wer mit den politischen Anspielungen Rom in Aufruhr versetzen will. Es dauert nicht lange, bis ein Toter auftaucht …

Stil und Charaktere

Der ursprüngliche Titel des ersten Bandes, „Ich klage an“, musste geändert werden, da seit der Erstauflage ein Buch mit dem gleichen Titel erschienen ist.

Im Laufe des Buches trifft der Leser auf bekannte Figuren, die er schon aus den ersten beiden Teilen kennt, so dass es wie ein Wiedersehen mit Freunden ist. Angefangen bei Gaius/C.V.T., der wieder den Detektiv spielt, taucht auch Cornificius auf, der als Theaterschreiber eine prominentere Rolle im zweiten Teil übernimmt. Alexander behält seinen launigen Humor bei, so dass seine Auftritte diejenigen sind, auf die man sich als Leser am meisten freut. Sein adoptierter Sohn Gallus und sein Faible für eine Dienerin von Clodia sorgen für amüsante Zwischenspiele, genauso wie seine Frotzeleien mit dem Schuster Loco. Die Nebenfiguren beinhalten Caesar (in Form von Briefen, da er diesmal nicht persönlich auftritt), Pompeius, Cicero oder seinen Sekretär Titus – letztere könnte der Leser aus Robert Harris‘ Romanen kennen. Neben Alexanders besonderer sprachlicher Ausdrucksweise gibt es diesmal auch Aurelius Serenus, der in unvollendeten Sätzen redet. Der zweite Band lässt eine alte Bekannte auftreten: die Hetäre Nausikaa, die bereits aus dem ersten Sammelband bekannt ist.

In „Ich fordere Gerechtigkeit“ wechseln sich actionreiche Szenen mit ruhigeren und witzigen Episoden ab. Alexander trumpft mal wieder auf und macht seinem Herren Gaius bei einigen Handgreiflichkeiten wieder mal alle Ehre. Die Verwicklungen der Krimihandlung sind etwas undurchsichtig und werden erst am Ende aufgeklärt, was jedoch dank des amüsanten Tonfalls des Buches nicht besonders ins Gewicht fällt. Absolut grandios sind die verschachtelten Sätze, die Alexander bildet – wie beispielsweise bei der Beobachtung zweier Männer, die den Hof des Considius besuchten. Auf Gaius‘ Frage, wieso er von „weiteren Halunken“ spräche, gibt er folgende Antwort: „Weil Anbetracht dessen durchaus schon zwei vorhanden waren!“ (Seite 99). Selbst der Dichter Cornificius, Gaius‘ Freund, lässt sich einiges einfallen, wenn er sich mit Gaius unterhält: „Aber nun sprich, du Schrecken aller Mörder, Brandstifter und Wegelagerer, denen das Wort auf der Zunge gefriert, so sie deiner ansichtig werden!“ (Seite 113). Allgemein ist, was die Sprache angeht, Stöver ein absoluter Meister der Worte. Immer wieder baut er Wortspiele ein: Bei einem Gespräch zwischen Gaius und Cornificus wagt es letzterer tatsächlich, Alexanders ihm so eigenen Ausspruch „Na, dann eben nicht.“ (Seite 133) zu gebrauchen, was erst zu Schmollen bei Alexander führt, bis dann das alte militärische Spiel aufgeführt wird, in dem Alexander Gaius‘ Feldwebeltonfall ohne großes Nachdenken gehorcht. Die von Gaius geforderte Wiederholung seiner Anweisungen gestaltet sich immer ziemlich witzig, da Alexander immer in knappen Sätzen zusammenfasst, was nun zu tun ist.

In „Skandal um Nausikaa“ tritt der Junge Gallus, den Caesar Alexander geschenkt hatte, mehr in den Vordergrund, übernimmt die Position eines Sohnes und darf auch als einziger Alexander „auf Fehler in seinem Verhalten aufmerksam [machen], denn Alexanders Temperament [neigt] – wie wir wissen – zu Überreaktionen“ (Seite 247). In diesem Abschnitt schimmert auch der allwissende Erzähler durch, der sich sonst nicht in die Karten blicken lässt. In den skandalträchtigen Theaterstücken werden Stücke von Zitaten und Umdichtungen eingebaut und verwirren den Leser leider manchmal. Die Anspielungen darin sind zwar einfallsreich, können aber erst vollständig verstanden werden, wenn dem Leser das Leben in Rom, die politischen Verhältnisse und die Hauptakteure bekannt sind. Das könnte Irritation beim Leser hervorrufen und macht es zu einer Frage der Konzentration, da auch der Fall, in den Gaius verstrickt wird, einige Komplikationen beinhaltet.

Aufmachung

Auch der zweite Band um C.V.T. besitzt einen stabilen roten Einband. Nach jedem Roman ist ein ausführlicher Anhang mit Anmerkungen, einem biographischen Register der Personen, Abkürzungen der römischen Amtsbezeichnungen und Namen aus dem antiken Rom enthalten. Römische Maßeinheiten und Tageseinteilungen, Abbildungen und Stiche der Wölfin mit Romulus und Remus, der Basilica Aemilia, Häusern und Tempeln helfen ebenfalls bei der Vorstellung der damaligen Zeit. Informationen über das Theaterwesen und Theaterbauten runden die Ausführungen ab.

Reihenfolge

1. Mord auf der Via Appia / Die Frau des Senators

Ähnliche Titel

Die Adler Roms (Comic); Rom-Reihe von Robert Harris (Roman); Rom (TV-Serie)