Kompakt

Ein großer historischer Roman, der trotz ein paar Schwächen dennoch ein Meisterwerk bleibt und Einblick in die damalige Zeit gibt, wie es nur Waltari zustande bringt.

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Waltari_Michael der Finne Originaltitel Mikael Karvajalka
Autor Mika Waltari
Übersetzung Andreas Ludden
Verlag Kuebler Verlag
Erschienen April 2013
ISBN 978-3-86346-067-9
Seitenanzahl 864 Seiten

Inhalt

Anfang 16. Jahrhundert. Michael Pelzfuß wird in Finnland geboren und wächst im Haushalt einer heilkundigen Frau auf. Während seiner Zeit in der Lateinschule wird seine Intelligenz erkannt, so dass er dank des Bischofs zum Studium nach Paris reisen kann. Seine ersten dreißig Lebensjahre führen ihn von Frankreich und Skandinavien über Deutschland bis hin nach Italien, wobei er den Weg von berühmten und bekannten Personen kreuzt und einige Schicksalsschläge verkraften muss.

Stil und Charaktere

Mika Waltari ist in Deutschland vor allem durch seinen „Sinuhe der Ägypter“ bekannt geworden. Doch der finnische Autor hat zahlreiche andere Romane geschrieben, von denen „Michael der Finne“ in einer gekürzten und über Brückensprachen übersetzten Version erschienen ist. Nun liegt erstmals eine vollständige und direkt aus dem Finnischen übersetzten Ausgabe vor.

Michael berichtet darin in zehn Büchern, die sich wiederum in mehrere Kapitel gliedern, von den ersten dreißig Jahren seines Lebens. Dabei erfährt der Leser nicht nur von seinen Abenteuern, sondern erhält auch Einblick in die historischen Hintergründe der jeweiligen Länder und Bauten, die Michael besucht und besichtigt. Diese Kapitel sind meist von den anderen Kapiteln, in denen Michael von Dialogen und Ereignissen spricht, abgesetzt. Damit erhalten sie besonderes Gewicht und liefern zusätzliche Informationen für den Leser, der die darauf folgenden Schilderungen umso besser einordnen kann.

Michael selbst ist ein mitunter naiver junger Mann, was er im Rückblick auch gerne betont: „Sie sprach so überzeugend und ohne Hinterlist, dass sie mich völlig verwirrte, war ich doch noch sehr jung und leicht verführbar.“ (S. 133) Was ihn besonders auszeichnet, ist seine Fähigkeit, grandiose Reden zu schwingen, mit denen er auch gefährliche Situationen entschärfen kann oder sich aus Schwierigkeiten heraus redet. Als regelrechtes Sprachgenie gelingt es ihm, sich rasch in neue Gebiete, Länder und Städte einzufügen.

Die Menschen, denen er begegnet, zeichnen sich durch individuelle Eigenheiten aus und zeigen sich von den Charakteren her in aller Breite, die die Menschheit zu bieten hat: Von grausamen Personen und hinterlistigen Schurken bis hin zu hilfreichen und liebenswerten Figuren ist alles enthalten. Interessant sind natürlich vor allem die historisch belegten Persönlichkeiten. Waltari hat ausgezeichnete Recherche geleistet und verleiht ihnen dadurch eine Menschlichkeit und Nachvollziehbarkeit, die erstaunlich ist.

Ein negativer Punkt ist leider, dass Michael als Ich-Erzähler oft Vorwegnahmen macht, wodurch dem Text Spannung entzogen wird. Der Leser weiß bereits über das Kommende Bescheid, obwohl kurz zuvor noch Neugier weckend beispielsweise folgendes angedeutet wird: „Deshalb schließe ich nun dieses Buch mit dem Frühjahr 1524 und beginne ein neues und gleichzeitig mein bitterstes Buch.“ (S. 386) Auch die langen Absätze, die bis zu einer halben Seite einnehmen können, könnten auf heutige Leser abschreckend wirken. Wer allerdings dennoch das Buch zur Hand nimmt, wird in bester Kuebler-Verlag-Manier durch ein interessantes und geradezu klassisches Dokument unterhalten.

Aufmachung

Das Taschenbuch ist äußerst dick, weshalb sich das Lesen etwas schwierig gestaltet. Als Reiselektüre ist es daher denkbar ungeeignet. Der Einband ist jedoch stabil genug, damit man den Roman lesen kann, ohne befürchten zu müssen, dass einem das Buch in den Händen auseinander fällt. Auf der Rückseite befindet sich eine Inhaltsangabe.

Ähnliche Titel

Romane von Mika Waltari; Romane von George MacDonald Fraser; Romane von Hans Dieter Stöver

Herzlichen Dank an den Kuebler-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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