Tanja Meurer und Juliane Seidel bilden das „Vee-Jas“, ein Wiesbadener Zeichnerteam, das sich auf gemeinsame Projekte spezialisiert hat. (Sämtliche Bilder: Copyright Tanja Meurer und Juliane Seidel)

Danke, dass Ihr Euch die Zeit für das Interview genommen habt.
Ihr habt damals bei einem Comicbeitrag im Rahmen eines Wettbewerbs das erste Mal zusammen gearbeitet. Wie kam das? Kanntet Ihr Euch schon vorher? Und was war der erste Eindruck, den Ihr von der jeweils anderen hattet?

Tanja Meurer

Tanja: Wir haben uns im August 2002 über die Internet-Galerie Fantasy Arthouse kennen gelernt (das war der Vorstellungsthread, den wir recht schnell gesprengt haben). Jule war mir von Anfang an unheimlich sympathisch. Da wir nur in ca. 60 km Entfernung arbeiteten, war klar, dass wir uns unbedingt treffen mussten. Stichtag (Wochenende) war der 31.10.2002. An dem Wochenende wollten wir uns nicht nur kennen lernen. Im Vorfeld hatte ich sie schon mit Pen & Paper Rollenspielen geködert. Dass dieses Wochenende der Anfang von Vee-Jas wurde, konnte keine von uns ahnen. Aber der Zusammenhalt ist auch heute, nach 10 Jahren noch da.

Im November 2002 kam Jule mit der Idee, bei dem Comics in Leipzig-Wettbewerb mitzumachen. Wir setzten uns also hin und planten unseren ersten Comic (den ersten Teil zeichnete Jule, den zweiten ich, schließlich gab es eine Seitenbegrenzung, die wir inhaltlich gesprengt hatten. Eine half der anderen, wobei also nicht nur die Geschichte von uns beiden stammte. Damals konnte ich noch gar nicht tuschen. Das musste Jule mir erst mal beibringen. Das Rastern wiederum habe ich ihr beigebracht.

Mein erster Eindruck von Jule? Dass sie ein toller, sehr phantasievoller Mensch ist, mit dem man perfekt Geschichten stricken kann. Die Eindrücke die folgten, waren allerdings noch viel intensiver …

Juliane: Tanja hat unser Kennenlernen bereits genau geschildert. Über sie bin ich nach uns nach nicht nur zum Rollenspiel gekommen, sondern habe erst richtig mit dem Schreiben und Zeichnen angefangen. Sie hat mir sehr viel beigebracht, so dass wir in den folgenden Jahren immer wieder zusammen Comics und Wettbewerbsbeiträge gezeichnet hahen.

Mein erster Eindruck vin Tanja war damals, dass sie etwas verrückt, aber sehr offen und fantasievoll ist. Sie kann unheimlich logische Fantasywelten bauen, ihre Rollenspielabenteuer sind logisch aufgebaut, sehr komplex und in gewisser Art und Weise süchtig machend. Zudem ist sie eine talentierte Zeichnerin und Autorin, die mich in vielerlei Dingen unterstützt hat.

Wie habt Ihr Euch entschlossen, weiter zusammenzuarbeiten und nicht eigene Wege zu gehen?

Tanja: Weil wir innerhalb von zwei Monaten ein Paar wurden und bis heute mit dem jeweils anderen einfach die besseren Ideen haben. Jule hat immer ein Auge auf aktuelle Wettbewerbe und Neuerungen in Sachen Kunst und Literatur, während ich eher im Hintergrund der Ideenweber bin. Eine allein wäre nicht so brauchbar, wie zwei von uns.

Juliane Seidel

Juliane: Wir arbeiten in vielen Punkten zusammen, gehen jedoch hin und wieder auch eigene Wege. Tanja schreibt alleine Mystery- und Thrillerbücher, ich arbeite ebenfalls an eigenen Romanprojekten. Natürlich vermischen sich dabei unsere Geschichten und Ideen, so dass man sie schwer voneinander trennen kann. Wie Tanja bereits erwähnt hat, erreichen wir beide zusammen mehr, als wenn wir es getrennt versuchen würden. Wir ergänzen uns gewissermaßen.

Der Entschluss zusammenzuarbeiten kam daher ganz automatisch. Unterdessen unterscheidet sich eher der Grad der Zusammenarbeit – bei Illustrationen für Verlage arbeiten wir stärker zusammen, beim Bücher-Schreiben weniger …

Ihr habt bereits einige Buchprojekte und Mangas gemeinsam realisiert. Was würdet Ihr Neueinsteigern raten, die sich ebenfalls an ähnliches wagen wollen?

Tanja: Ansonsten ist es keine schlechte Idee, sich vorab im Internet zu informieren oder mit Künstlern in Kontakt zu treten, die bereits als Team arbeiten.

Juliane: Wichtig ist natürlich, dass man sich untereinander versteht und dieselbe Wellenlänge hat. Man sollte sich schon ergänzen und in der Lage sein, sich auf den jeweils anderen einzulassen. Außerdem sollte nicht zu viel Rivalität vorhanden sein, um nicht irgendwann gegeneinander zu arbeiten. Immerhin will man gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Gerade dieser Punkt ist bei Künstlern schwierig, da man immer ein gewisses Konkurrenzdenken hat.

Im Vorfeld sollte klar sein, wer welche Rolle übernimmt – je nachdem, wo die Stärken der Partner liegen.

Ikarus von Tanja Meurer

Ihr habt ein Lesecafé in Wiesbaden gegründet, bei dem Autoren ihre Werke einem kleinen Publikum im Coffeebar Anderswo vorstellen können. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Tanja: Nicht ihr sondern Jule. 😉 Bei dem Lesecafé kümmere ich mich lediglich um Aufbau (insofern überhaupt notwendig) und Aufräumen.

Juliane: Das Lesecafé entstand bereits vor dem offiziellem Start im April 2011. Bei unserer ersten Ausstellung 2010 in der Coffeebar Anderswo haben wir aus den Büchern gelesen, zu denen die ausgestellten Werke gehörten. Es war ein schöner Erfolg und erstmals kam mir der Gedanke, dass man eine solche Veranstaltung regelmäßig im Anderswo durchführen kann. In Darmstadt gab es einmal den von Erik Schreiber organisierten Leseabend, der jedoch nach 5 Jahren die Leseabende einstellte. Diese Veranstaltungsreihe wurde gewissermaßen eine Vorbild, auch wenn das Lesecafé unterdessen ganz anders ist.

Ina Dressel, Besitzerin des Anderswo, war von der Idee begeistert. Da sie Künstlern bereits die Möglichkeit von Ausstellungen einräumt und wir uns privat gut verstehen, kam es schnell zu den monatliche Lesecafés, die unterdessen so erfolgreich sind, dass bis August 2013 alle Termine belegt sind.

Welche aktuellen Projekte stehen bei Euch an?

Together von Juliane Seidel

Tanja: Hier die Liste der aktuellen Projekte (die alten findet man auf unserer Homepage ;)):

Zusammenarbeit als Illustratoren/ Layout:
Scratch-Verlag – Kinderbuch-Illus, Cover/ Backcover
UB-Verlag – Cover/ Backcover, Innenillus (Köche II)
Torsten Low-Verlag – Buchcover
Bookshouse-Verlag – Buchcover, Innenillus, Fantasykarte (Tanja), Roman (Jule)

Eigene Buch-Projekte treibt jede von uns natürlich auch voran (romantische Fantasy bei Jule, Steampunk, Mystery, Thriller und Horror bei mir).

Juliane: Tanja hat bereits das Wichtigste gelistet. Unsere gemeinsamen Projekte sind momentan vor allem Cover- und Backcover, sowie Innenillusstrationen für verschiedene Kleinverlage.

Da wir beide seit Juli 2012 beim Bookshouse Verlag als Autoren unter Vertrag sind, gibt es momentan viele Einzelprojekte, die eher in schriftstellerische Richtung gehen.

Im März hattet Ihr eine Ausstellung „Ornamentik“ in Wiesbaden. Wie kam es dazu und wie kam die Ausstellung an?

Tanja: Das war die zweite Ausstellung von Jule und mir im „Anderswo“. Die Besitzerin der Coffeebar war Historikerin und Museumkuratorin. Im Anderswo finden ständig Ausstellungen statt. Bei einem unserer Besuche begannen wir zu dritt das Thema der Ausstellung zusammenzuspinnen und heraus kam die Ausstellung/ Lesung im Anderswo.

Rainbow-Hair von Vee-Jas

Seid Ihr hauptberuflich als Vee-Jas unterwegs oder verbringt Ihr Euer berufliches Leben noch mit anderen Dingen?

Tanja: Definitiv mit anderen Dingen. Vom Zeichnen und Schreiben kann man nicht leben. Ich könnte meine Ansprüche nicht einfach herunter schrauben. Das wäre nicht meine Welt. Große Wohnung, Auto, Tiere, viele Bücher, … all das ließe sich mit Schreiben und Zeichnen nicht finanzieren. Also: ein Hoch auf die Jobs, die die Miete zahlen 😉

Juliane: Hauptberuflich haben wir beide einen typischen 40 – 50 Stunden Bürojob, der uns unsere Wohnungen, das Auto und unsere Hobbies finanziert. Gerade das Zeichnen ist ein teurer Spaß 😉 Vorteilhaft ist hierbei, dass wir sogar im selben Büro arbeiten, so sind wir quasi rund um die Uhr zusammen, was für einige gemeinsame Projekte sehr vorteilhaft ist

Was macht Ihr in Eurer Freizeit? Welche Titel lest Ihr beispielsweise sehr gerne? Habt Ihr Lieblingsautoren?

Tanja: Richtig erkannt, Lesen ist eines unserer Hobbies. Schreiben, zeichnen, Rollenspiel, Unterwegs sein und Museen unsicher machen … Das sind welche von meinen Hobbies. Allerdings bleibt wenig Zeit dafür. Selten mal einen freien Tag, ohne Hintergedanken auf die Nebenjobs 😉

Was ich gern lese … Reale Geschichten, Sachbücher, Mystery, Horror, Steampunk, alles was mich interessiert. Meine momentanen Lieblinge sind:
Vielen Dank, Peter Pank/ Chaos en France – Klaus N. Frick
Die Magier von Montpanasse – Oliver Plaschka
Die Glasbücher der Traumfresser – Gordon Dahlquist
Die Entdeckung des Charisma (über Stefan George) – Thomas Karlauf
Jack the Ripper, Anatomie einer Legende – Henrik Püstow, Thomas Schachner
Das Versprechen – Friedrich Dürrenmatt
Narziss und Goldmund – Hermann Hesse

Juliane: In meiner Freizeit lese ich ebenfalls sehr gerne, schreibe gleichzeitig auch Rezensionen für verschiedene Onlineplattformen (Amazone Vine, Pummeldex, Splashbooks). Zu meinen Lieblingsautoren gehören Floortje Zwigtman (Adrian Mayfield – Trilogie), Markus Zusak (Die Bücherdiebin), Sergej Lukianenko (Trix Solier), Walter Moers (Die Stadt der träumenden Bücher) und Eoin Colfer (Artemis Fowl). Ich lese aber auch gerne Bücher von Herman Hesse (insb. Narziss und Goldmund) bzw. Klassiker allgemein.

Neben den regulären Büchern, bin ich seit gut 12 Jahren ein Fan von Mangas und Animes, weswegen ich viele Comics und Mangas lese und rezensiere.

Ansonsten zeichne ich gerne, schreibe viel, programmiere und gestalte (nebenberuflich) Internetseiten und liebe es mich organisatorisch zu betätigen (heute ist es das Lesecafé, früher war es der Künstlerverein ARS). Ein großes Hobby ist nach wie vor das Rollenspiel, insbesondere da Tanja ein ziemlich guter Gamemaster ist. Da ich zumeist wenig Zeit für Urlaub habe, ist das eintauchen in fremde Welten und Abenteuer für mich so etwas wie Urlaub 😉

Danke, dass Ihr Euch die Zeit für dieses Interview genommen habt.

Tanja: Vielen lieben Dank. 😀

Juliane: Kein Problem, wir haben zu danken.