Auf der Leipziger Buchmesse war auch Tamara Kastl anzutreffen, eine der Redakteurinnen von den EGMONT Verlagsgesellschaften des Bereichs EMA und ECC, die ich schon dank des Lesertreffs in Köln kennen lernen durfte, wie wir nach einer Weile amüsiert feststellten. Von Thea Schellakowsky rasch herangezogen stand daher auch Frau Kastl Lazy Literature Rede und Antwort. (Foto: links Julia Weisenberger, rechts Tamara Kastl)

Was macht man eigentlich so als Redakteur?

Die Hauptaufgabe ist dafür zu sorgen, dass unsere japanischen Manga deutsch werden. Das heißt Übersetzer beauftragen, Skripte redigieren, Letterer (diejenigen, die den deutschen Text in die Sprechblasen einfügen) beauftragen. Die Geräuschworte wurde früher komplett retuschiert, aber inzwischen schätzen es die Fans mehr, wenn die Sounds so stehen bleiben und die Übersetzung kleiner daneben steht – eine Aufgabe, die auch von den Letterern übernommen wird.

Mir ist aufgefallen, dass die KAZÉ-Manga von Übersetzern bearbeitet wurden, die auch für Sie arbeiten.

Die Übersetzer erhalten ihre Aufträge von verschiedenen Verlagen, so dass sie auch für andere Verlage tätig werden, nicht nur für EMA. Die KAZÉ-Mangas sind mit bei uns im Vertrieb untergebracht, werden aber von einer unabhängigen Redaktion in Berlin betreut.

Wie arbeiten Sie mit den japanischen Verlagen zusammen? Können Sie denn Japanisch?

Ja, ich habe Japanologie studiert, aber wir haben eine Mitarbeiterin, die für den gesamten Traffic, also den E-Mailverkehr, der oft über Agenturen läuft, zuständig ist. Einiges wird dabei auf Englisch abgehandelt, während andere wieder auf Japanisch beantwortet werden müssen. Das übernehme dann meistens ich. Sonst läuft alles auf Englisch.

Kommen die Zuständigen auch aus Japan zu Besuch?

Auf den Messen, hauptsächlich in Frankfurt, haben wir sehr viele Termine mit ihnen. Unsere Programmleiterin ist demnächst in Bologna, wo auch sehr viele Termine mit den Lizenzgebern stattfinden. Wir hatten auch schon mal Besuch aus Japan in Köln.

Gibt es denn auch Gegenbesuche?

Ja, ein- oder zweimal im Jahr reisen zwei/drei Leute nach Japan und erwidern den Besuch.

Haben Sie einen Lieblingstitel?

„Nana“ von Ai Yazawa, der momentan bei Band 21 pausiert. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Wie sieht es mit E-Books aus? Hat EMA vor, in dieses Thema einzusteigen? Ich habe gesehen, dass es bei Carlsen eine App gibt – wird EMA etwas ähnliches herausbringen?

Wir haben schon einige E-Books veröffentlicht, die man bei Libri, Textunes usw. kaufen kann. Dort gibt es beispielsweise „Ai Ore! Love Me!“, „Adekan“, „Chrome Breaker“, „Ninja 4 Life“ oder „Android Prince“. Man kann sich die Bände in Teilen kaufen, so dass man ausprobieren kann, ob einem das Manga überhaupt gefällt, und danach die weiteren Teile erwerben. Oder sofort den gesamten Band kaufen.

Läuft das über eine Extra-App?

Es funktioniert über Textunes. Wenn man also diese App auf dem iPhone oder iPad hat, funktioniert alles wunderbar. Bisher funktioniert es noch nicht über den Kindle oder andere Reader. Da wird noch einiges ausprobiert, denn die E-Books haben sich nun einigermaßen etabliert, aber was die Comics angeht, gibt es noch einige Probleme zu lösen: Es ist zwar möglich, die Manga auf den Kindle zu laden, aber der Zoom ist leider zu klein bzw. zu groß, weil entweder die Sprechblasen zu klein sind oder die Seite zu groß. Auf dem iPad funktioniert das besser.

Wie sieht es mit der Zukunft der Manga aus? Die Manga haben sich inzwischen am Markt etabliert und sind kein solches Tabuthema mehr. Was erwartet die EMA-Leser?

Wir sind sehr zufrieden. Wir haben seit dem letzten Programm unsere Richtung etwas verändert, indem wir den Schwerpunkt nicht mehr nur auf Romance-Titel setzen, sondern auch die Mystery- und Action-Bereiche ausgebaut haben. Wir verteilen nun strategisch besser – natürlich war „Sailor Moon“ seit Oktober ein großes Thema, aber wir bemühen uns, nun auch wieder die Action-Mangas in den Vordergrund zu holen.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, die Fragen zu beantworten.