Sabine Hahn, 2015Auf der Leipziger Buchmesse ergab sich die Gelegenheit, auch mit Sabine Hahn ein Gespräch führen zu können. Frau Hahn ist die Autorin von „Die Hockey-Kids„, womit sie ein ganz neues Thema im Kinderbuchbereich aufgegriffen hat. (Fotos: Copyright Sabine Hahn)

Vielen Dank für die Chance, dass wir dieses Interview machen können.
Starten wir doch gleich mit der berühmten Frage: Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, ein Buch über Hockey zu schreiben? Das ist ja nicht gerade eine alltägliche Sportart, über die man auf der Straße stolpert.

Nein, das stimmt leider. Ich bin auch erst später, durch meinen Sohn, der es seit vielen Jahren spielt, darauf gestoßen. Eines Tages wollte ich ihm nämlich genau so ein Buch schenken und habe vergeblich danach gesucht. Es gab Sachbücher für Kinder, die Hockey spielen, aber so eine Kinderbuchreihe, wie man sie für Fußball begeisterte Kinder findet, die gab es noch nicht. Und da ich schon einige Kinderbücher geschrieben hatte, dachte ich mir, dass ich es dann eben selber schreiben muss.

Sie hatten ja zwei andere Kinderbücher veröffentlicht …

Ja und zwei weitere erscheinen auch demnächst im Casimir-Verlag. Eigentlich war es zeitlich ja ganz anders geplant, aber wie es eben manchmal so ist …

Dann läuft es perfekt, wie es dann eben läuft.

Ja, es kam genau richtig, und hat alles wunderbar gepasst.

Wie kam die Zusammenarbeit mit Chris Faust, dem tschechischen National-Trainer, zustande, der ja auch das Vorwort beigesteuert hat?

Chris habe ich über seine Hockey AG kennengelernt, die er leitet. Irgendwann kamen wir auf das Thema „Hockey-Kinderbuch“ zu sprechen und er war sofort ziemlich begeistert von der Idee.Dann habe ich mich an in die Arbeit gemacht, es selbst geschrieben, gezeichnet und bin wirklich dankbar, dass ich ihn als Berater heranziehen durfte, weil ich sicher stellen wollte, dass sportlich alles korrekt ist und ich keine der vielen Regeln vergessen habe. Das ist eine ganz lustige Zusammenarbeit, auch wenn sich schon mal meine „kreative Freiheit“ durchsetzt, wie bei den Flutlichtern hinter dem Tor, die Chris natürlich gleich bemängelt hat … Mittlerweile spiele ich auch selbst Hockey in einer Elternmannschaft und weiß, wie sich das Ganze anfühlt. Und der Muskelkater nach dem Spiel hat es wirklich in sich!

Wow, beeindruckend! Und wie entwerfen Sie die Spiele der Hockey-Kids? Haben Sie eine Art Schlachtplan, wie die Spiele verlaufen?

So eine Spielszene entwickelt sich im Kopf. Oft habe ich die Spiele bei meinem Sohn und im Training beobachtet, bin nach wie vor immer noch dabei, um zu mir Inspirationen zu holen und mir Notizen zu machen. Ich versetze mich dann einfach in die Figuren und lasse ihr „Spiel“ laufen.

Wie sind Sie auf genau die drei gekommen?

Ich wollte ein Buch schaffen, das für Jungs wie für Mädchen gemacht ist und auch Kinder erfassen, die noch nichts mit Hockey zu tun haben. Wenn man zu lesen beginnt, merkt man schnell, dass es um die Schule geht und um die AGs, bei dem jedes Kind mitreden kann, bis es dann langsam zum Hockey übergeht.

Lesung an einer Schule

Lesung an einer Schule

Dann gibt es ja diese „stereotypen“ Figuren, wie zum Beispiel mit Anna und Clara, das hübsche Mädchen und die Außenseiterin, die ins Spiel kommen …

Na ja, „stereotyp“ im Sinne vom Umgang mit Vorurteilen, mit denen sich auch meine Figuren auseinandersetzen müssen, ins Grübeln kommen und sich nach und nach von ihnen befreien. Ob es nun das dicke Mädchen, der Angeber oder der Ängstliche ist. Ich habe versucht, sämtliche Probleme mit einzubringen, wie das Miteinander in der Schule und Konflikte, die dort herrschen, die man natürlich auch mit aufs Spielfeld bringt.

Wie kam es dann zur Zusammenarbeit mit dem Casimir-Verlag?

Durch mein damals neuestes Buch „Der Sternschnuppen-Wunsch-Kalender“ kamen wir ins Gespräch, denn das hatte ich im Alleingang über einen Books on Demand Anbieter vertrieben. Irgendwann kam es über Twitter zu diesem netten Kontakt, der Casimir-Verlag wünschte ein Probeexemplar und wollte es fortan verlegen. Gleichzeitig kam noch „Henrys Zauberbusch“ dazu, und kurz darauf mein Projekt mit dem Hockey-Buch, das mir ja persönlich sehr wichtig ist. Das waren lustigerweise ganz schön viele Bücher auf einmal.

Haben Sie schon weitere Ideen, wie es weitergehen kann?

Ja, an Band zwei schreibe ich jetzt. Ich habe in den letzten Monaten Stichpunkte gemacht und vor ungefähr zwei Wochen mit dem Schreiben angefangen.

Sie illustrieren auch Ihre Bücher selbst. Wie finden Sie denn da noch die Zeit – neben Kindern, neben Schreiben, neben Illustrieren …

Ja, jetzt kommen ja auch noch die ganzen Lesungen dazu und Hockey schließlich auch … Ich nutze wirklich jede Minute, habe immer mein kleines Heftchen dabei, in das ich mir Notizen mache und mein kleines iPad mini, in das ich dann sofort skizziere.

Sie illustrieren per Computer?

Nein, aber die Skizzen erstelle ich dort, wenn ich gerade unterwegs bin, denn da kann ich gleich mit Farbe arbeiten.

Wie machen Sie die Kolorierung?

Ich verwende Aquarellkarton und zeichne erst die Umrisse mit Bleistift, bis es mir passt. Dann folgt die Reinzeichnung mit einem Tuschestift und danach wird mit Aquarellfarben koloriert.

Die Farben sind ja doch sehr kräftig.

Ja, bei den großen Flächen sieht man die Übergänge aber zum Beispiel sehr gut und kann doch erkennen, dass es Aquarellfarben sind.

Haben Sie Inspirationen gehabt, die Sie dazu gebracht haben, ein Kinderbuch schreiben zu wollen?

Ich hatte schon immer etwas mit Büchern zu tun. So wurde ich in meiner ersten Ausbildung zur Buchbinderin und band die fremden Buchinhalte anderer Menschen. Hier kamen mir die ersten Gedanken, auch das Innenleben selbst gestalten zu wollen. Mit meinen Kindern war es zeitlich erst mal in den Hintergrund geraten, bis eines Tages die richtige Zeit und auch die Idee zu einem Buch kam. Und wie das eben so ist, wenn man dann dabei bleibt und sich hineinarbeitet, dann geht es irgendwann auch flüssiger und schneller. Die Ideen sprudeln heute förmlich. Bis jetzt hatte ich zum Glück noch keine Schreibblockade, aber selbst wenn, würde ich in der Zeit vermutlich einfach zeichnen, wenn es mit der Sprache nicht voran geht. Dann wird eben gemalt.

Haben Sie die Charaktere vorher entworfen oder kam erst die Geschichte?

Da ich ein Buch für Jungs und Mädchen schreiben wollte, wusste ich, dass ich einen Jungen und ein Mädchen brauchte. Das hörte sich dann aber zu sehr nach Liebespärchen an. Also musste noch ein Dritter in den Bund. Zwei Mädchen und ein Junge – da wäre der Junge wohl ein bisschen ausgelacht worden. Aber mit zwei Jungs und einem Mädchen passt es ganz gut. Hockey ist sowieso ein wenig Mädchen-lastiger, sodass ich hoffe, mit dem Buch auch vor allem neue Jungs als Hockey-Spieler zu gewinnen. Ich lese viel in Grundschulen. In einer gibt es seither sogar eine neue Hockey AG.

Wow, ich gratuliere!

Danke! Das war mein erster klitzekleiner Meilenstein nach dem Erscheinen des Buches, der Hockey WM und der Leipziger Buchmesse. Ich hoffe, dass die Schulen damit auf den Zug aufspringen und natürlich die Kinder. Nicht jeder muss immerzu nur Fußball spielen, denn das tun die meisten sowieso auf dem Schulhof. Ich finde, Hockey hat es verdient, bekannter zu werden. Es ist ein sehr fairer Sport. Die Kinder gehen äußerst nett miteinander um.

Ich gebe zu, dass ich mich bisher auch noch nicht damit beschäftigt habe, bis ich im Pressezentrum auf die Auslage mit der Werbung für das Hockey-Kids-Buch gestoßen und neugierig geworden bin.

Ja, man muss die Leute darauf bringen, denn wer damit einmal angefangen hat, der bleibt meist dabei. Die Kinder lernen hier wirklich, fair und offen miteinander umzugehen.

Dann werden demnächst weitere Bände der Hockey-Kids erscheinen?

Ja, und ich schließe inzwischen auch den Kreis zu meiner ersten Ausbildung, da ich mit einigen Kindern in einer Schule einen Buchbinde-Workshop durchgeführt habe. Sie haben sich zwei Monate lang mit meinem Buch beschäftigt, seine losen Seiten gebunden, geleimt, das Cover selbst gemalt, und natürlich ging es in dieser ganzen Zeit nur um Hockey!

Dann vielen herzlichen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!