Nina Nell ist die Autorin mehrerer Romane und Sachbücher. Unter anderem hat sie so spannende Themen wie Figurengestaltung und Glück. Vor allem mit letzterem hat sie sich sehr beschäftigt und dazu die „Euphoria“-Reihe gestartet, die aus mehreren Romanen und Sachbüchern besteht. (Foto: Copyright Nina Nell)

Danke für die Chance, dich interviewen zu dürfen.

Du hast vor einigen Jahren mit Sachbüchern zu Euphoria begonnen, dann mit Romanen weitergemacht und nun gibt es wieder ein Sachbuch. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit an den verschiedenen Genre für Dich?

Um ehrlich zu sein, fällt es mir wesentlich leichter, Romane zu schreiben. Ich habe mehr Spaß daran, Erkenntnisse an lebhaften Beispielen, Szenen und Charakteren zu veranschaulichen, als sie sachlich zu beschreiben. In Romane kann ich abtauchen, mich intensiver einfühlen und einfach dem Flow folgen. Die Geschichten, die ich um die Erkenntnisse herum flechte, fließen mir dann einfach aus den Fingern. Und das macht einfach Spaß. Sachbücher sind mehr Kopfarbeit, sie nehmen mehr Zeit in Anspruch, sind schwieriger zu schreiben, da ich nicht einfach einem Flow folge, sondern sachlich eine logische Abfolge von Themen abarbeite. Da mir aber das Thema »Euphoria« sehr am Herzen liegt, hat es trotzdem auch Spaß gemacht die beiden Sachbücher zu schreiben, da ich so intensiver auf die Anwendung des Spieles eingehen konnte. Allerdings werde ich in Zukunft weiter den Romanen treu bleiben, denn sie sind meine größte Leidenschaft.

Das Euphoria-Konzept ist so einfach. Gibt es Leser, die es als zu einfach empfinden? Was antwortest Du ihnen?
Bisher ist mir noch niemand begegnet, der es zu einfach fand. Es ist eher so, dass die Leute dankbar für die Einfachheit sind. Das Leben ist so schon kompliziert genug und ich denke, dass es für die Menschen eine Erleichterung ist, wenn sie etwas finden, das leicht und unkompliziert ist. Paradoxerweise fällt die Umsetzung von Euphoria gerade wegen der Einfachheit manchen Menschen schwer. Weil sie es gewöhnt sind, komplizierte Wege zu gehen, sich anzustrengen, sich abzustrampeln, für ihr Glück zu kämpfen usw. Bei Euphoria fällt all das weg und man sieht sich einer Situation gegenüber, welche die meisten Menschen zuletzt als Kind erlebt haben: Ein einfaches Spiel. Ohne Anstrengung, ohne Absicht, ohne Kampf, ohne Ziel. Einfach nur glücklich sein. Das fällt vielen Menschen schwerer, als zu kämpfen. Weil sie den Kampf gewöhnt sind. Sie sind es gewöhnt, sich für alles anzustrengen, weil das in unserer Gesellschaft so üblich ist. Die meisten wachsen mit dem Glaubenssatz »Du musst für dein Glück kämpfen« oder mit »Wenn man sich anstrengt, erreicht man auch etwas« auf. Aber wer sagt, dass das wahr ist? Wir sehen in dieser Gesellschaft, die uns Anstrengung und Kampf suggeriert, oft auch Menschen, denen das Glück ohne jede Anstrengung zufliegt. Es ist also keine allgemeine Wahrheit, dass man für sein Glück kämpfen muss. Man kann es auch einfach haben. Und genau das will ich mit Euphoria übermitteln. Man kann und darf einfach glücklich sein.

Glück liegt im Trend. Seit wann ist es für Dich ein Thema?

Seit ich das Unglück entdeckt habe. 😉 Ich wollte einfach glücklich sein und habe nach Wegen gesucht, wie ich das erreichen konnte. Ich habe viele Wege entdeckt und ausprobiert, viel gelesen, viel gelernt und viel gelitten. Und irgendwann hat es mir einfach gereicht. Ich wusste nicht mehr, wie ich all das Wissen in meinem Kopf in die Tat umsetzen sollte, um endlich glücklich sein zu können. Es wurde immer komplizierter und anstrengender. Also habe ich es mir ganz leicht gemacht, und all das Wissen zu ganz einfachen, leichten Glücksregeln zusammengefasst – Euphoria. Und voila, auf einmal hatte ich mein Ziel erreicht. Hätte mir von Anfang an jemand gesagt, dass es so einfach war, glücklich zu sein, hätte ich mir diesen langen, leidvollen Weg sparen können. Aber ohne diesen Weg wäre Euphoria nie entstanden und ich hätte womöglich diese Einfachheit – die der Schlüssel zum Glück ist – nicht so sehr zu schätzen gewusst, wie jetzt.

Wie reagieren die Leute, wenn Du ihnen sagst, über was Du schreibst?

Sie reagieren immer sehr begeistert und interessiert und stellen Fragen. Es erregt allgemein Interesse, wenn man erwähnt, dass man über Glück schreibt, da ja jeder Mensch immerzu nach Glück strebt. Daraus ergeben sich dann immer interessante Gespräche. Allerdings ist es schwierig jemandem vom grundlosen, absichtslosen Glücklichsein zu erzählen, der in seinem Leben hart für sein Glück kämpft und für Glücksgefühle immer einen Grund braucht. Das ist für diese Menschen neu und unbekannt und stößt manchmal auf Unverständnis. Deshalb halte ich mich da ein wenig zurück und erzähle nur dann davon, wenn mich konkret jemand nach Tipps fragt.

Das Sachbuch ist Dein neuestes Buch. Wie sehen die nächsten Projekte aus?

Wie gesagt, bleibe ich den Romanen treu und schreibe gerade an dem Kinderbuch zu Euphoria. Es wird bald fertig gestellt sein und ist der Start einer Kinderbuchserie.

Auch Teil 4 der Euphoria-Romanreihe ist in Arbeit und es wird tiefgehender und spannender als zuvor. Der Titel steht schon fest und das Buch erscheint vermutlich im Frühjahr.

Außerdem ist ein weiteres Romanprojekt in Arbeit, das nichts mit Euphoria zu tun hat, aber ebenfalls wichtige Erkenntnisse beinhaltet, die in direktem Zusammenhang mit dem Gesetz der Anziehung stehen. An diesem Roman arbeite ich schon seit mehr als zehn Jahren. Er ist in dieser Zeit von einer Fantasygeschichte zu einem Fantasyepos gereift, das nicht nur spirituelle Aspekte beinhaltet, sondern auch psychologische. Verpackt in eine Handlung, die zwar von Fantasy geprägt ist, aber einen starken Bezug zur Realität hat. Ich denke, dass sich sowohl Leser aus der Esoterik-Welt als auch Fantasyfans daran erfreuen werden. Ich hoffe, dass ich das Buch bald fertig stellen kann. Aber da ich gerade noch intensiv an den Euphoria-Büchern schreibe, weiß ich nicht genau, wie lange es noch dauern wird.

Hast Du bestimmte Schreibrituale, die Dir beim Verfassen helfen?

Meistens brauche ich absolute Ruhe und Abgeschiedenheit beim Schreiben, um richtig abtauchen zu können. Das heißt, ich schalte alle Telefone aus und verkrümele mich in mein Schreibzimmer. Ich bin dann einfach nicht »da«. Dazu ein bisschen Knabberkram, eine Kanne Tee und dann bin ich für einige Stunden nicht zu sprechen. Manchmal lasse ich auch passende Filmmusik oder klassische Musikwerke nebenbei laufen, die zu einer speziellen Szene passen. Aber meistens ist es einfach nur still. So kann ich mir besser die Geräusche in den Szenen vorstellen und die Stimmen der Charaktere, ihre Art zu reden, zu schimpfen, zu lachen usw. Ich bin beim Schreiben mitten in der Geschichte und sorge einfach dafür, dass ich nicht herausgerissen oder abgelenkt werde. Das macht es mir einfacher in meinen Schreibflow zu kommen.

Du hast Deine Bücher über Books on Demand verlegt. Machst Du besondere Werbung für sie?

Bisher habe ich kaum Werbung gemacht. Eigentlich gar keine. Es lief bisher alles von allein. Aber da das Schreiben jetzt mein Hauptberuf ist, gehört natürlich auch Werbung zu meinem Aufgabenfeld und daher werde ich diese Aufgabe demnächst in Angriff nehmen. Es wird Flyer geben und Plakate und diverse Merchandising-Artikel. Da sich das aber gerade erst entwickelt, kann ich noch nicht viel dazu sagen.

Hast Du schon einmal eine Lesung gemacht? Würde Dich das reizen?

Lesungen reizen mich überhaupt nicht. Ich würde wahrscheinlich jemand anderen bitten, eine Lesung für mich zu machen, sollte das Interesse daran bestehen. Ich bin nicht gern in der Öffentlichkeit oder im Mittelpunkt einer Veranstaltung. Und ich denke, es gibt sicher talentiertere Leser als mich. Ich bin fasziniert von Menschen, die Hörbücher oder Hörspiele sprechen, da ihre Stimmen einen einfach mitreißen und in die Geschichte eintauchen lassen. Einen solchen Menschen würde ich für eine Lesung engagieren. Ich selbst würde dann im Publikum sitzen und die Show genießen. 😉

Verbunden mit den Büchern bietest Du Kurse an und modellierst Figuren. Wie findest Du die Zeit dafür?

Ich mache alles abwechselnd. Je nachdem, wozu ich gerade Lust habe. Manchmal modelliere ich wochen- oder monatelang nicht und beschäftige mich nur mit dem Schreiben. Dann gibt es wieder Zeiten, in denen ich nur modelliere oder nur Kurse mache. Ich gehe da ganz nach Gefühl und das klappt ganz gut. Wenn ich zu allem gleichzeitig Lust habe, teile ich mir den Tag auf. Man glaubt gar nicht, wie viel man in 24 Stunden schaffen kann.

Hast Du Kontakt zu Schriftstellerkollegen? Für wie wichtig erachtest Du Kontakte im Autorenbereich?

Ja, Kontakt zu Schriftstellerkollegen habe ich zeitweise und finde diesen auch sehr interessant, da man sich über verschiedene Themen gut austauschen kann. Man lernt viel dazu, erfährt neues, bekommt Tipps, Ratschläge und Hilfe. Und es macht einfach Spaß, sich mit jemandem zu unterhalten, der genauso schreibsüchtig ist, wie man selbst. 😉

Wie hältst Du Kontakt zu Deinen Fans? Bekommst Du Leserbriefe?

Ja, ich bekomme viele Mails von Lesern und es freut mich jedes Mal, wenn mir jemand schreibt, dass er meine Bücher gelesen hat und sie mag. Das macht mich wirklich glücklich. Leider kann ich nicht alle E-Mails beantworten, aber ich halte über mein Forum, meine Webseite, Facebook und meinen Newsletter Kontakt zu meinen Lesern und erfahre so auch viel über ihre Meinung zu meinen Büchern. Es macht Spaß und es ist eine sehr interessante Erfahrung direkten Kontakt zu Menschen zu haben, die in meine gedankliche Welt eintauchen, die ich ihnen in Form von Büchern zugänglich mache, und mir dazu ihre Meinung mitteilen, darüber sprechen, sich darüber austauschen. Dadurch entwickelt sich diese gedankliche Welt weiter und ich denke, dass sich Euphoria zu einem großen Teil durch die Leser entwickelt hat. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!