Maud Schwarz hat mit „Tempus“ ihren ersten Jugendroman abgeliefert. Im Zuge dessen stand sie Lazy Literature Rede und Antwort, was ihre Recherchen und ihre Arbeit angeht. (Foto: Copyright Maud Schwarz)

Sie arbeiten eigentlich im Journalismus. Was hat Sie dazu gebracht, nun als Autorin tätig zu werden?

Eigentlich finde ich diesen Schritt sehr naheliegend. Auch wenn man – so wie ich – nicht von der schreibenden
Zunft ist, so dreht sich doch alles um Worte und Sprache. Wir Journalisten erzählen auch Geschichten – nur
eben solche, die wahr sind und der Information der Bürger dienen. Im Fernsehjournalismus ist die besondere
Herausforderung, komplexe Sachverhalte in beispielsweise 30 Sekunden zu erzählen, und zwar immer passend zum Bild.
Daher fand ich es beim Schreiben von Tempus durchaus befreiend, mal ohne Bildvorgaben zu „texten“.
Weniger leicht fiel es mir dagegen, mich von meinem knappen Erzählstil zu lösen.

In Ihrem Jugendroman „Tempus“ geht es um Elina, die ins alte Rom versetzt wird und sich dort verliebt. Wie intensiv mussten Sie recherchieren, um die Erlebnisse Ihrer Heldin mit Leben zu füllen?

Vor dem Entstehen von Tempus war ich zweimal in Rom. Die Stadt war mir beim Schreiben also einigermaßen vertraut.
Einiges wusste und weiß ich auch aus TV-Dokumentationen oder Büchern. Jahreszahlen musste ich dagegen recherchieren. Ebenso Informationen über die Architektur und Ausstattung der antiken Häuser.

In diesem Zusammenhang: Ich muss gestehen, dass ich nirgends einen Hinweis gefunden habe, ob die Patrizier – anders als auf ihren Landgütern – Pferdeställe neben ihren römischen Wohnhäusern besaßen. Allerdings habe ich auch nirgends gelesen, dass es keine Pferdeställe innerhalb der römischen Stadtmauer gab. Unabhängig davon, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass damals jemand über den Palatin oder zum Spaß durch Rom geritten ist. Die Stadt war dafür einfach zu dicht bevölkert. Ich habe meine „Helden“ Elina und Marcius dennoch zum Ausreiten geschickt – und es mit dichterischer Freiheit gerechtfertigt.

Was an Rom und an der Antike faszinierte Sie so sehr, Ihren Roman dort spielen zu lassen?

Wie schon gesagt, war ich vor Tempus zweimal in Rom. Inzwischen bin ich sogar noch einmal dorthin gereist. Ich kann nicht genau erklären, was mich an Rom fasziniert, aber irgendetwas zieht mich immer wieder in die Ewige Stadt. Und wenn ich mir die Touristenmassen in Rom angucke, die von Jahr zu Jahr sogar noch zunehmen, weiß ich eines ganz genau: Ich bin nicht die einzige, die Roms Charme erlegen ist. Was soll ich sagen? Rom ist einfach ein Mythos – eine Begegnungstätte von Gegenwart und Vergangenheit. Stichwort Vergangenheit: Seit meiner Kindheit finde ich Geschichte unglaublich spannend. In der fünften Klasse hatte ich erstmalig Geschichtsunterricht, und zwar bei einem wirklich tollen Lehrer. Er hat es geschafft, uns während der Unterrichtsstunden auf Zeitreisen ins alte Griechenland und Rom „zu entführen“. Diese positiven Erlebnisse waren sicherlich prägend für mich.

Wie kommt Ihnen Ihre Tätigkeit als Journalistin zugute, wenn es um Ihre Schriftstellerkarriere geht?

Ich denke, dass ich ein bisschen was von Aufbau und Konzeption verstehe und dass ich mich nicht so leicht auf Nebenschauplätzen verliere, sondern zügig den Inhalt vorantreibe. Die berufsbedingte Tendenz, immer alles sehr kurz und knackig zu halten, hat also nicht nur Nachteile.

Wie sehen Ihre Pläne für weitere Romane aus?

Ideen habe ich immer viele – nur fehlt im Moment die Muße, sie zu Papier zu bringen. Am weitesten vorangetrieben habe ich im Moment ein Drehbuch. Das möchte ich gern zu Ende schreiben, bevor ich irgendetwas Neues anfange.

Was lesen Sie in Ihrer Freizeit und erstreckt es sich nur über Romane oder auch auf andere Medien wie Comics oder Hörbücher?

Ich lese eigentlich nur Romane und meist auch nur Romane von nicht-zeitgenössischen Autoren. Comics waren nie meine Welt. Hörbücher habe ich noch nicht ausprobiert – vermutlich weil ich gern selbst entscheiden möchte, welche Passagen ich intensiv und welche ich weniger intensiv erleben oder erfahren will.

Welche/n AutorIn würden Sie als Ihr Vorbild nennen oder wen bewundern Sie?

Vorbilder habe ich an sich nicht. Autorinnen, die ich jedoch wundervoll finde, sind Jane Austin, die Bronté-Schwestern
oder auch Colette. Vor kurzem habe ich übrigens Pearl S. Buck wiederentdeckt. Bei den Autoren ist es schon schwieriger.
Da wechselt meine Begeisterung von Lebensphase zu Lebensphase.

Möchten Sie Ihren LeserInnen noch etwas mitteilen?

Ach, sie mögen doch bitte mein Buch weiterempfehlen, sofern es ihnen gefallen hat. Ansonsten: lesen, lesen, lesen! Denn es ist immer wieder ein Abenteuer.

Herzlichen Dank für Ihre Teilnahme an dem Interview.