Boris Pfeiffer ist ein bekannter Kinder- und Jugendbuchautor. Unter anderem stammt die großartige Reihe der „Akademie der Abenteuer“ von ihm, von der bisher drei Teile erschienen sind. (Foto: Copyright Boris Pfeiffer; Fotograf Uwe Neumann)

Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, Ihren Lesern ein wenig Ihre Reihe „Die Akademie der Abenteuer“ schmackhaft zu machen.
Wie sind Sie auf die großartige Idee gekommen, die drei Helden Rufus, Fili und No auf Reisen in die Vergangenheit zu schicken und eine Akademie zu schaffen, in der das möglich ist?

Es war eine unmittelbare Eingebung. Davor hatte ich mir über Zeitreisen verschiedenster Art Gedanken gemacht und war mit allem nicht glücklich, weil ich es noch langweilig und „unrund“ fand. Aber als ich die Idee mit den Fragmenten historischer Artefakte und dem Eintauchen in historische Fluten hatte, wusste ich: Das ist es, das will ich erzählen. Ich mag die Idee besonders deswegen, weil sie Gegenwart und Historie lebendig verbindet und nicht einfach nur ein Hin- und Herspringen ist.
Neben den historischen Fluten ist die Rahmengeschichte um Rufus Minkenbold und seine Mutter, die im Kampf um die Akademie gipfelt, für mich das tragende Element. Und natürlich, dass Rufus all das gemeinsam mit seinen besten Freunden und gegen eine wirklich kluge Widersacherin, nämlich Coralia, zu bestehen hat.
Das Internat als solches war ein Wunsch meiner Lektorin, auf den ich gerne eingegangen bin. Das Gebäude der Akademie ist dann in mir gewachsen. So wie die Meister. Durch sie und durch Ideen wie die Wendelrampe, die ungewöhnliche Bibliothek mit der Bisamratte Minster, den trockenen Kanal für Wasserfluten, Meister Spitznagels Reich und seine Kochkünste oder das besondere Eidouranion (ein Vorläufer eines Planetariums) hat sich das Gebäude in mir gebildet.

Inzwischen sind drei Bände erschienen, die sehr viel Wissen hinsichtlich antiker Zeiten und Gepflogenheiten enthalten. Wie gehen Sie beim Recherchieren für die Bücher vor?

Ich lese und denke nach. Die historische Geschichte muss ja zu der Entwicklung der Geschichte um Rufus, Filine, No und Coralia passen. Außerdem benötige ich historische Augenblicke mit einem kleinen Spielraum für eine mögliche Interpretation oder eine historische These oder Spekulation, die ich aufstellen kann. Die Pharaonin Anchetcheprure gab mir diesen Spielraum im Hinblick auf die Kunst; Königin Boudiccea im Verhältnis zu den Druiden und dem Kampf gegen die Römer. Dasselbe gilt für die Erfindung des speziellen Handwerks in Band drei. Hinzu kommen die Artefakte, die die Flut auslösen. Sie müssen mich als Ding begeistern, das eine Idee in sich trägt.

Die Spannung der Handlung steigert sich, obwohl die Helden eigentlich immer in der Akademie bleiben. Ist es schwer, den Handlungsort so eng gesteckt zu halten?

Das ist der Kunstgriff bei den historischen Fluten – die Akademiker sind immer in der Akademie und sind es gleichzeitig eben nicht. Meine Geschichten spielen damit in Parallelwelten, die sich gegenseitig beeinflussen und auf einer tieferen Ebene zusammengehören. Deswegen wirkt es auf mich beim Schreiben nicht eng oder immer vor Ort. Im Geist ist der Rahmen viel weiter gesteckt.

Wie planen Sie die Handlung der Bücher? Wissen Sie jetzt schon, wie die Reihe enden wird?

Ja, das weiß ich. Ich wusste von Anfang an, dass die Akademie keine unendliche Romanreihe werden wird. Ich wusste dabei auch in etwa, wie die Rahmenhandlung sich gestalten wird, und ich hatte Ideen, welche historischen Ereignisse ich dabei gerne zeigen wollte. Allerdings hat sich, wie immer beim Schreiben, noch einiges verändert. Und auf vieles bin ich erst in der Arbeit gestoßen.

Wie viele Bücher sind geplant?

Das weiß ich im Moment nicht genau. Ich wollte von vornherein neben meinen anderen Reihen keine weitere unbefristete Geschichte schreiben, sondern eine abgeschlossene. So, wie ich das auch mit meinem Autorenfreund André Marx zusammen beim ‚Wilden Pack‘ gehalten habe. Ich hätte die Akademie auch über sieben bis zehn Bände schreiben können, der Verlag wollte dann jedoch mit dem vierten Band abschließen. Dem habe ich zunächst zugestimmt, dann aber kam es doch anders, da der vierte Band nicht mehr bei BI/Meyers erscheinen wird. In mir leben weiter Ideen für sieben bis zehn Bücher, die sich bereits in mir aufbäumten und fragten, warum ich sie verlassen hätte, als ich mit dem vierten Band abschließen wollte. Jetzt denke ich neu nach.

Wie kam es dazu, dass der vierte Band nun bis zum September 2014 verschoben werden musste?

Das werde ich aus Gründen der Höflichkeit nicht en detail erzählen. Ich kann aber sagen, dass es zwischen einem Menschen in diesem Verlag und mir zu Unstimmigkeiten gekommen ist, die dazu geführt haben, dass ich als Autor gemeinsam mit einem Kollegen dort bereits vorher ein anderes Projekt zurückgezogen habe. Dass der vierte Band und mögliche Folgebände erst ab September 2014  erscheinen werden, liegt daran, dass dann die Rechte an den Büchern samt den Titeln an mich zurückfallen. Das ist vertraglich so vereinbart. Da gleichzeitig auch die Rechte an den ersten drei Bänden an mich zurückfallen werden, überlege ich mir noch, wie ich es in Zukunft mit Band 1-4 genau halten will.

Können Sie unseren Lesern einen kleinen Einblick in die nächsten Abenteuer geben, die Rufus, Fili und No erwarten werden? Auf welche Zeiten dürfen wir uns freuen?

DIE AKADEMIE DER ABENTEUER öffnet ihre Pforten dann wieder mit einer Geschichte um Rufus, Filine und No und den seltsamen und gefährlichen Ereignissen um einen jungen König, der nicht König sein wollte und doch lernte, mit den Fährnissen, Bedrohungen und Pflichten der Macht zu leben und klug und sorgsam mit ihnen umzugehen. Das Warten wird sich lohnen. Dabei sein werden auch die Meister der Akademie, die finsteren Malenhagens, Rufus’ immer noch geldgierige Mutter, eine verruchte Königin, ein schlauer Magier, der Anführer einer Räuberbande, der es weit brachte, ein weiser alter Ratgeber, eine der Geschichte bisher gänzlich unbekannte Gestalt, sowie die Bisamratte Minster in einer Geschichte, die heißen wird DAS ERBE DES RINGS oder vielleicht auch DAS UNBESCHRIEBENE BLATT.

Wenn Sie selbst in eine Flut geraten würden: Welche Zeit würde Sie am meisten reizen?

Wow – nun ja, ich denke, ich würde an den Beginn aller Zeit reisen. Und das bringt mich auf eine schöne Idee … die gar nicht mal in der Akademie spielen müsste.

Was hätten Sie unternommen, würde es eine solche Akademie geben, um dort aufgenommen zu werden? Welche herausragenden Eigenschaften wären es, die Ihnen eine Empfehlung einbringen würde?

Die stecken vielleicht in meinen Namen. Ich heiße Boris Constantin. Boris bedeutet der Kämpfer und Constantin der Unermüdliche.

Welches Buch liegt denn bei Ihnen derzeit auf dem Nachttisch?

Wenn ich Ihnen das verriete, wüssten Sie sofort, wo die nächste Akademie spielt. Darum sage ich es lieber nicht. Aber ansonsten habe ich da noch „Was wird er damit machen?“, „Angstaugen“ und „Da geht ein Mensch“. Die bilden allerdings nur die Spitze des Stapels …

Gibt es aktuelle Lieblinge oder langjährige Klassiker, die Sie gerne empfehlen würden? Welcher Autor hat Sie besonders beeindruckt oder welches Buch lieben Sie besonders?

Ich liebe die frühen Bücher von Michael Ende und ganz besonders Jim Knopf. Es ist das Lieblingsbuch meiner Kindheit. Seitdem gibt es eine lange Reihe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern in meinem Leben. Da findet jeder lesende Mensch die seinen von selbst.

Gibt es noch etwas, das Sie Ihren Lesern mitteilen möchten?

Ja, in den letzten Monaten bekomme ich von vielen Leserinnen und Lesern, von Kindern und ihren Eltern und auch von für sich lesenden Erwachsenen mächtigen Zuspruch und richtig gute Worte. Ich möchte Ihnen allen danke sagen. Ohne euch wäre es mir nicht möglich Bücher zu schreiben und davon zu leben, sodass ich auch das nächste Buch schreiben kann. Ihr alle schenkt mir den Raum weiter zu arbeiten. Ich habe viele, viele Jahre für die Schublade geschrieben, wie man es so nennt. (In Wirklichkeit schreibt man ja nie für die Schublade, sondern für die Zukunft, für das Schreiben, für die Suche und weil man eben so leben will, schreibend …) Aber jetzt ist es noch schöner. Und das macht mich froh.

Herzlichen Dank für das Interview.