Baptist de Pape und Julia Weisenberger

Baptist de Pape und Julia Weisenberger

Baptiste de Pape ist der Produzent des Films „The Power of the Heart“, in dem sich die größten Denker der Moderne versammeln und über genau das sprechen: die Kraft des Herzens.

Der Film wurde als Teil des Cosmic Cine 2015 präsentiert, einem Filmfestival in mehreren Städten, das spirituelle Filme feiert. Am Ende belegte der Film einen großartigen dritten Platz und erhielt den Cosmic Cine Award Publikumspreis. Am gleichen Tag hatte Lazy Literature das Vergnügen, de Pape in einer hübschen Umgebung mit blühenden Bäumen und einem kleinen Brunnen zu interviewen – perfekt für das Thema (Photo: Copyright Julia Weisenberger)

Danke, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.
Sind Sie das erste Mal in Deutschland?

Nein. Einer meiner Brüder lebte zwei Jahre lang in Berlin und Heidelberg, daher war ich schon einige Male in Berlin, Heidelberg und München. Ich war in Frankfurt und Hamburg. Und ich liebe jede der Städte, in denen ich bisher war. Wegen des Projekts waren wir in München, weil einer der Mitwirkenden im Buch, Ruediger Schache, dort lebt.

Gibt es also keinen bestimmten Ort, den Sie sich ansehen wollen, solange Sie hier sind? Als typische Touristen-Sache?

Ich würde mir gerne die Frauenkirche ansehen. Ich war nie als Tourist hier, weil es immer wegen der Arbeit war, und es würde mir gefallen, einmal nur als Tourist hier zu sein. Ich bin aus Paris gekommen und nach Brüssel geflogen, und jetzt bin ich hier. Nur für den Tag. Morgen fliege ich zurück, daher werde ich leider keine Zeit haben – obwohl ich versuche, meine Begleitung dazu zu bringen, mit mir in die Kirche zu gehen, da wir noch eine Stunde haben, bevor wir am Kino sein müssen.

Cosmic Cine 2015Dann wünsche ich dafür viel Glück. Gab es, während Sie gefilmt haben, einen Interviewpartner, der Sie besonders beeindruckt hat?

Alle auf ihre Weise, aber ich glaube, am meisten war das Paolo Coelho. Wir haben ihn in seinem Zuhause interviewt, und er ist einer der meistverkauften Autoren unserer Zeit. Sein Buch „Der Alchemist“ hat sich alleine schon so oft verkauft, und viele Leute betrachten sein Werk als Inspiration. Er sagte, dass wir ihn in seinem Zuhause interviewen könnten, und ich dachte, dass wir vielleicht eine Stunde bekommen würden, um über die Kraft des Herzens zu sprechen. Als wir reinkamen, bot er mir eine Zigarette an – ich hatte gerade aufgehört zu rauchen … Aber wenn Coelho mit einem eine rauchen will, was sollte ich machen? Also sagte ich ja, und er machte ein paar Selfies mit mir. Das Besondere ist, dass er einen kleinen Pferdeschwanz hat, den man meist nicht sieht, weil er auf seinen Autorenfotos immer geradeaus in die Kamera blickt. Witzigerweise sind wir ganze sechs Stunden geblieben. Er war sehr freundlich. Er bot uns immer neuen Kaffee an. Und er war so nett und interessiert! Ich habe mich ihm sehr verbunden gefühlt, weil er auch auf die juristische Fakultät gegangen ist, obwohl er sie nicht beendet hat, ich jedoch schon. Aber er hatte immer, wie auch ich, das Gefühl, dass er mehr tun wollte.

Die andere Person, die mich sehr beeindruckt hat, war Eckhart Tolle. Er stammt ursprünglich aus Deutschland und lebt jetzt in Kanada in Vancouver. Wir verbrachten ein Wochenende in seinem Ferienhaus auf einer kleinen Insel vor Vancouver. Man kann nur durch ein Wasserflugzeug dorthin gelangen, und es war besonders spannend, die ganzen Kameras und das Zeug dorthin zu schaffen. Aber wir haben es geschafft. Er liebt eine gute Zigarre, guten Wein und gute Witze. Nach Deutschland, wo er geboren wurde, lebte er in England an der Cambridge University, und als sein Erwachen begann, zog er nach San Francisco. Er konnte nur an der Westküste der USA schreiben. Wenn er dort war, sagte er mir, kam die Inspiration zu ihm. Wenn er zurück nach England oder Deutschland reiste, konnte er nur überarbeiten. Nicht schreiben. Jetzt lebt er in Vancouver, was auf gewisse Weise auch an der Westküste liegt.

Das ist interessant, dass die Inspiration vom Ort abhängt.

Ja. Darüber haben wir gesprochen. Dass es scheinbar Orte gibt, an denen man leicht in den Flow kommt, und andere, an denen das nicht gelingt. Gary Zukav, einer von Oprah Winfreys Lieblingsautoren – „Die Spur der Seele“ (The Seat of the Soul) – hatte eine ähnliche Erfahrung gemacht. Er lebte an der Ostküste, aber wenn er schreiben wollte, musste er an die Westküste reisen. Wir haben über Orte gesprochen, die einem beim Schreiben helfen können. Und Tolle hatte auch das Rote Buch von Carl Jung im Wohnzimmer liegen. Synchronizität und solche Dinge interessieren ihn sehr.

Gab es eine Person, die Sie überrascht hat? Die anders war, als Sie erwartet hatten?

Sie haben mich alle überrascht, weil es um die Kraft des Herzens geht. Was mich am meisten erstaunt hat war, dass sie alle ihre Verwundbarkeit zeigten. Manchmal spricht man über Liebe und Angst. Und sie sagten alle, dass sie manchmal Angst hätten. Es ist nicht schlimm, Ängste zu haben. Das einzig Schlimme wäre, wenn man sich dadurch lähmen lässt. Wenn man den Film ansieht, dann sprechen sie alle über sehr private Dinge.

Isabel Allende spricht über den Verlust ihrer Tochter. Ihre Tochter fiel im Krankenhaus wegen Fahrlässigkeit und Kunstfehlern ins Koma. Schließlich musste sie sie gehen lassen, da sie am Ende im Grunde nur noch durch die Geräte am Leben gehalten wurde. Was mich überrascht hat war, dass sie alle so offen über ihre Verwundbarkeit gesprochen haben. Das hat mir gezeigt, dass ich das auch tun konnte. Ich habe gelernt, dass das, was uns verwundbar macht, auch wunderschön macht. Wenn ich meine Verwundbarkeit zeigen kann, statt sie einfach abzutun, weil man mich dann verletzen könnte … Wenn ich mich selbst und meine Verwundbarkeit zeige, dann gibt es die Möglichkeit, dass es wehtut, aber es gibt auch die Möglichkeit, zu der anderen Person eine wirkliche Verbindung zu erhalten. Und was mir bei den Interviews mit all diesen Leuten aufgefallen ist: Sie haben alle den Must, genau das zu zeigen. Ich habe mir gedacht: Okay, was dich verwundbar macht, macht dich auch wunderschön, gibt dir aber auf gewisse Weise auch Kraft.

Jetzt bemerke ich bei meinen Reisen um die Welt, dass viele Leute weinen, wenn sie den Film ansehen. Danach kommen die Menschen zu mir und teilen mit mir ihre persönlichen Geschichten. Sehr persönliche Geschichten mitunter. Ich höre Geschichten von Kinderprostitution, Krebs, verlorenen Kindern … Ich kenne diese Menschen nicht, aber weil die Leute im Film ihre Geschichte erzählen und wir uns durch persönliche Seelengeschichten miteinander verbinden, gibt das den Menschen die Erlaubnis, ihre eigenen Geschichten mit mir und miteinander zu teilen. Denken Sie an folgendes: Das englische Wort für Mut, „Courage“, kommt vom französischen Wort „coeur“, das Herz bedeutet. Daher ist es etwas mutiges, wenn man seine Verwundbarkeit mit anderen teilt.

The Power of the HeartWie haben Sie die Menschen ausgewählt, die Sie für den Film interviewt haben?

Als ich mit der Recherche für das Projekt begann, begann ich mit einer Recherche über das Herz. Natürlich gibt es die Wissenschaft mit dem HeartMath Institute und ähnliches, aber ich begann mit den alten spirituellen Lehren und Religionen. Das Herz wird als die Quelle von Weisheit, Intelligenz und Kraft beschrieben. Und natürlich wäre es ein wenig schwer, Jesus, Buddha, Laotse, Mohammed oder andere alte Meister zu interviewen … Daher habe ich überlegt, wer die Meister des Herzens in unserer Zeit sind. Ich habe mich daran erinnert, wie ich das erste Mal Maya Angelou im Fernsehen gesehen hatte. Sie hatte ein Gedicht bei der Amtseinführung von Bill Clinton rezitiert, als er Präsident wurde. Und in diesem Gedicht ermutigt sie uns, auf unser Herz zu hören. Und ich erinnerte mich an das erste Mal, als ich „Der Alchemist“ von Paolo Coelho gelesen hatte. Und als ich „Jetzt!“ (The Power of Now) und danach „Eine neue Erde“ (A New Earth) von Eckhart Tolle las, erkannte ich die Verbindung zwischen dem jetzigen Moment und dem Herzen. Deepak Chopra, Jane Goodall … So habe ich sie ausgesucht. Und natürlich ist auch die Wissenschaft sehr spannend, denn das HeartMath Institute zeigt zum Beispiel, dass das Herz Ereignisse vorhersehen kann, bevor sie überhaupt stattfinden. Das ist eine wissenschaftliche Erklärung für unsere Intuition.

Was würden Sie sagen ist der Vorteil, wenn man sowohl einen Film als auch ein Buch veröffentlicht?

Zuerst wollte ich kein Buch machen. Okay, ich wusste nicht, dass ich ein Buch machen würde. Ich wollte einen Film machen und ich war überrascht, dass sie alle zugesagt haben. Da sind ein paar wirklich große Namen auf unserer Leinwand! Aber sie haben alle zugesagt, und ich habe sie manchmal stundenlang interviewt, nicht nur dreißig Minuten. Daher hatten wir so viel großartiges Material von diesen wundervollen Menschen … und der Film geht nur neunzig Minuten … Also saß ich im Studio und war deprimiert, weil all diese großartigen Einzelheiten herausgeschnitten werden würden. Und dann dachte ich: Die einzige Weise, wie ich mehr davon veröffentlichen kann, ist, ein Buch zu schreiben. Dann gibt es mehr Informationen.

Also ist der Vorteil, das Buch zu lesen, der, dass man mehr Informationen bekommt.

Der Film öffnet direkt das Herz. Das ist eine direkte Erfahrung. Und dann will man mehr wissen und kann sich das Buch besorgen.

Die Ähnlichkeiten zwischen den Interviews der Leute und der Verbindung durch eine Rahmengeschichte – in diesem Fall der japanische Krieger, der die weise Frau besucht und sie wegen Himmel und Hölle befragt – in Ihrem Film und im Film „The Secret“ sind auffallend …

Das liegt daran, da der Regisseur beider Filme derselbe ist: Drew Heriot. Ich habe ihn ausgesucht. Man sieht, dass der Stil ähnlich ist.

Aber ich glaube, das könnte ein neuer Trend sein. Wenn man einen Film über ein spirituelles Thema macht, macht man ihn wie „The Secret“.
Okay, was ist Ihr nächstes Projekt?

Im Moment bereise ich die Welt, um „The Power of the Heart“ zu bewerben. Das werde ich noch bis Ende des Jahres machen. Nächstes Jahr möchte ich ein neues Buch darüber veröffentlichen, wie Manifestation funktioniert. Der Titel wird irgendetwas sein, wie „Manifestation – Manifestieren von den Intentionen des Herzens und der Seele heraus“ … Momentan kann sich das noch ändern. Grund dafür ist das Zusammenleben mit Drew Heriot für acht Monate, während wir zusammen gearbeitet haben. Wir hatten sehr viele Gespräche darüber. Wie es funktioniert, wie man manifestiert. Im „Secret“ sprechen sie über darüber wie man, wenn man etwas möchte, es visualisiert, fühlt und dann haben kann. Aber ich glaube, dass es etwas tiefer geht. Ich glaube, dass man, wenn man die Intention hat, etwas zu manifestieren, sich zuerst fragen muss, wo diese Intention herkommt. Kommt sie aus meinem Herzen oder aus meinem Ego, meiner Persönlichkeit? Ich glaube, dass Intentionen, die aus dem Herzen kommen, vom Universum unterstützt werden und man dann diese Synchronizitäten hat und die richtigen Leute zur richtigen Zeit trifft, etc. Das wird mein nächstes Buch werden. Ich werde nächstes Jahr keinen neuen Film produzieren, aber vielleicht 2017.

Darauf freue ich mich! Worauf freuen Sie sich denn am meisten bei der bevorstehenden Reise?

Ich genieße das Jahr wirklich, weil ich die Welt bereise. Als Produzent bekommt man den Film niemals zum ersten Mal neu zu sehen, wegen des ganzen Schnittprozesses und so weiter. Und durch meine Reise erhalte ich die Chance, den Film durch die Augen der Leute zu sehen, die ihn zum ersten Mal sehen. Jemand sagte mir mal, dass er eine Depression hatte und die letzten Monate nichts gefühlt hätte, aber der Film hat ihn zum ersten Mal seit neun Monaten zum Lachen und Weinen gebracht. Ich erhalte Botschaften wie die, dass jemand Selbstmord begehen wollte, und ihm jemand den Film gegeben hat und derjenige dann wieder leben wollte. Das ist riesig! Das ist einfach sehr erfüllend. Als ich den Film produziert habe, hat mich jeder gefragt, woher ich wissen wollte, ob die Leute den Film sehen wollten. Und ich habe gesagt, dass ich es nicht weiß, aber es ein Film war, den ich selbst sehen wollte. Und nun gibt es Leute auf der ganzen Welt, die ihn sich ansehen!

Was ist die unerwartetste und schönste Erfahrung, die Sie gemacht haben, seit der Film entstanden ist? Ich bin sicher, Sie hatten viele, aber gibt es eine, die für Sie besonders ist?

Da gibt es so viele! … Himmel, so viele … Gute Frage … Oh, okay! Kennen Sie India.Arie?

Ja.

Vor ein paar Monaten habe ich sie auf einem Filmfestival getroffen. Sie ist dort aufgetreten, und ich habe meinen Film gezeigt. Ich habe sie getroffen und bin ein großer Fan von ihr. Ich liebe ihre Texte, weil sie so spirituell sind. Als ich sie getroffen habe, sagte sie: „Oh, mein Gott, das ist mein Lieblingsfilm! Ich habe ihn zehn Mal gesehen und ihn Stevie Wonder geschenkt!“ Und jetzt verschenkt sie ständig Exemplare davon! Stevie Wonder … Er ist blind und kann den Film nicht mal sehen …

Er kann ihn fühlen!

Ja! Ich bin ein großer Fan von ihr, und sie ein großer Fan des Films, daher war das etwas wirklich Besonderes.

Vielen Dank für das Interview! Dann hoffe ich, dass viele jetzt den Film sehen oder das Buch lesen werden.