Anna Hollmann ist die Zeichnerin von „Stupid Story“, mit der sie die Herzen ihrer Leser im Sturm erobert hat. Auf der diesjährigen Connichi ergab sich glücklicherweise die Gelegenheit, sie mit einigen Fragen zu löchern. (Bild: Copyright Anna Hollmann)
Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich habe gesehen, dass es bei Dir, wie bei mir, die erste Connichi ist, an der Du teilnimmst. Welche Erfahrungen hast du bisher gemacht?
Es gefällt mir sehr gut. Ich bin sehr überrascht, dass es so groß ist, da ich eigentlich dachte, es wäre eine etwas kleinere Messe. Viele Leute haben mir schon gesagt, ich solle endlich mal auf die Connichi gehen, aber bisher hat es leider nicht geklappt. Glücklicherweise aber dieses Jahr.
Deine Interessen sind ja sehr breit gefächert mit Spielen, Filmen, Romanen, Comics und Mangas. Wie schaffst du es, dabei auf dem Laufenden zu bleiben, denn deine anderen Tätigkeiten sind ja auch sehr zeitintensiv?
Ich glaube, das liegt daran, dass das alles meine größten Hobbies sind. Vor dem Mangazeichnen waren Videospiele, Musik – sowohl hören als auch selber machen – meine großen Leidenschaften. Ich hatte auch mal Klavierunterricht. Inzwischen geht das alles leider nicht mehr so häufig, wie ich es vielleicht gerne machen würde. Ich zeichne beispielsweise für die Musikvideos meines Bruders, statt selbst zu musizieren. Solange es aber ein Hobby ist, werde ich immer die Zeit finden, meinen Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen.
Wird es durch die anstehenden Deadlines aber nicht schwerer, das zu organisieren?
Ja, es war schwer, während ich am dritten Band von „Stupid Story“ gezeichnet habe, hatte ich weniger Zeit für alles. Spiele waren nicht mehr drin. Zuschauen konnte ich manchmal bei meinem Bruder, aber selbst da habe ich nebenbei gezeichnet. Ins Kino zu gehen war auch nur selten möglich. Aber Musik lief natürlich immer im Hintergrund, denn das hilft mir beim Zeichnen.
Es gibt hier auch einen Videospielraum. Hast du den schon gesehen?
Ja, das habe ich gehört. Ich muss unbedingt dort mal vorbeischauen und die neuesten Spiele ausprobieren.
Du hast auch für den „Grimms Manga Sonderband“ die Geschichte „Rumpelstilzchen“ gezeichnet. Wie kam es dazu?
Ich wurde vom Verlag gefragt, ob ich mitmachen möchte, und mir hat die Geschichte gut gefallen. Mir wurde ursprünglich „Frau Holle“ vorgeschlagen, aber da habe ich nicht richtig reingefunden. Mir fiel einfach kein eigener Dreh für die Handlung ein. Schlussendlich wurde es dann „Rumpelstilzchen“, weil ich die Geschichte schon als Kind mochte und für mich und meinen Stil mehr daraus machen konnte. Normalerweise ist er ja ein kleiner hässlicher Gnom…
Ja, daher fand ich die Idee mit dem hübschen Helden doch sehr einfallsreich!
Genau. Ich wollte etwas mit einem gut aussehenden Kerl machen, der witzig ist und den Lesern Spaß macht.
Der Dir gut gelungen ist, wie ich mal anmerken möchte.
Du warst in Österreich auf der AniNite. Wie ist es, wenn Du in einem anderen Land auf einer Signierstunde bist?
Sehr toll! Ich war anfangs etwas unsicher, ob mich jemand überhaupt kennt. Ich habe auf zwei, drei Leute gehofft, aber es waren doch einige. Einmal war ich auch in Paris und da kamen tatsächlich noch mehr Fans auf mich zu als in Deutschland, das war ein sehr schönes Gefühl.
Die AniNite ging kurz vor der Connichi zu Ende. Jetzt bist Du gleich hier. Kommst Du momentan überhaupt zu etwas anderem?
Nein, derzeit bin ich sehr viel unterwegs, aber es macht viel Spaß.
Auf Deiner Homepage kann man Deine Bandbreite an Motiven für Deine Kunst sehen, die unter anderem Final Fantasy, Realismus, andere Videospiele und natürlich Deine eigene Serie umfasst. Hast Du eine Vorliebe für einen bestimmten Stil oder eine bestimmte Art der Darstellung?
Ich male eigentlich alles gerne. Charaktere aus Videospielen, oder Sachen die gerade auf meinem Schreibtisch rumliegen, meinen mp3-Player zum Beispiel (lacht). Und natürlich zeichne ich auch super gerne im Mangastil. Das Zeichenmaterial fällt dann auch unterschiedlich aus. Entweder arbeite ich komplett in Zeichenprogrammen auf dem Computer oder von Hand. Aquarellzeichnungen zum Beispiel: Ich habe mal einen Job gehabt, bei dem ich Motive für Servietten entworfen habe, da war Aquarellzeichnen sehr gefragt. Ich probiere allgemein sehr gerne Neues aus, wofür ich aber leider wenig Zeit habe. Bevorzugt zeichne ich aber mit Bleistift.
Du machst alles selbst bei Deinen Mangas. Kolorierst Du lieber mit PC oder per Hand? Und bevorzugst du knallige oder sanfte Farben?
Mit dem Computer. Vielleicht mit 13 Jahren habe ich mit Buntstiften oder Aquarellfarben coloriert. Ich mag je nach Laune knallige oder sanfte Farben. Es kommt meistens auf mein Motiv an.
Die deutsche Künstlerszene ist ja klein bzw. man kennt sich untereinander. Hast Du dort Kontakte oder gibt es Zusammenarbeiten?
Ich persönlich habe weniger Kontakt zu anderen Zeichnern. Keine Ahnung, weshalb. Vermutlich arbeitet man einfach ständig und hat daher nur wenig Zeit für anderes. Auch über Facebook oder so gibt es nur wenig Kontakt.
Ergibt sich dann hier auf Messen etwas oder reicht Dir der Onlinekontakt?
Klar, es ist schon schön, wenn man die Leute vor Ort trifft und sich mit ihnen austauschen kann.
Wie sehen Deine nächsten Projekte aus?
Band 3 von „Stupid Story“ ist beendet, Band 4 wird gewünscht, worüber ich mich sehr freue. Aber ich möchte auch gerne mal etwas Neues probieren. Ich kann es nicht versprechen, aber es wird voraussichtlich noch etwas zu „Stupid Story“ kommen. Und danach hoffe ich, etwas Neues beginnen zu können.
Hast Du da schon eine Idee?
Nun ja, viel kann ich noch nicht verraten, aber ich hatte z.B. viel Spaß beim Zeichnen von Rumpelstilzchen und würde daher auch gerne mal etwas zeichnen, wo Boys Love nicht unbedingt im Vordergrund steht.
Oh, ich höre die Fans schon aufschreien.
(lacht) Ja, ich habe ein wenig Angst, aber ich hoffe, meine Fans interessieren sich dann auch für mein neues Projekt.
Möchtest Du Deinen Fans noch etwas mitteilen?
Vielen Dank an meine Leser, dass Ihr mich so lange unterstützt habt und meine Geschichten lest. Ich hoffe, dass Ihr auch einen Wechsel zu einem neuen Genre mitmacht und mich weiterhin unterstützt. Ich arbeite ja nur für Euch!
Vielen Dank für das Interview!