Kompakt

Ein norwegischer Thriller, der zwar durch spannende Ansätze punktet, sich aber durch zu viele Erzählstimmen verläuft.

Bewertungwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.com

Samuel Bjork_Engelskalt Originaltitel Det henger en engel alene i skogen
Autor Samuel Bjørk
Übersetzung Gabriele Haefs
Verlag Goldmann
Erschienen April 2015
ISBN 978-3-442-48225-2
Seitenanzahl 544 Seiten

Zur Leseprobe.

Inhalt

Norwegen: Ein knapp sechsjähriges Mädchen wird mit einem Springseil erhängt aufgefunden. Auf ihrem Rücken befindet sich eine Schultasche, um ihren Hals hängt ein Schild mit dem Satz „Ich reise allein“. Um den Fall rasch zu lösen, nimmt Kommissar Holger Munch Kontakt zu seiner ehemaligen Kollegin Mia Krüger auf. Diese hat sich jedoch auf eine einsame Insel zurückgezogen und will ihrem Leben dort ein Ende zu setzen. Dieses Vorhaben schiebt sie prompt auf, als sie als Einzige bemerkt, dass es nicht nur bei einem toten Mädchen bleiben wird …

Stil

Samuel Bjørks Thriller besitzt zwei spannende Hauptcharaktere: den fülligen Holger Munch, der trotz seiner Tapsiger-Bär-Aura Autorität ausstrahlt, und die verletzliche Mia Krüger, die eine untrügliche Intuition besitzt, wenn es um das Erstellen eines Täterprofils geht. Letztere ist stellenweise aber leider ein wenig zu frei assoziiert und sprunghaft, so dass sich der Leser gemeinsam mit Munch fragt, wie Mia denn all die kleinen Hinweise zu einem sinnvollen Puzzle hat zusammensetzen können …

Und anstatt auf diese beiden starken Figuren zu setzen, um die Geschichte aus ihren Blickwinkeln erzählen zu lassen, greift der Autor zu zahlreichen Perspektiven. Diese lassen interessanterweise den Täter aus – was aber nicht stört, da dessen Geschichte gegen Ende sowieso aufgearbeitet wird. Die anderen Stimmen umfassen oft nur ein Kapitel und erscheinen durch ihre Bäumchen-wechsel-dich-Mentalität beinahe promiskuitiv. Die abrupten Änderungen der Erzählstimme lenken leider von dem eigentlichen roten Faden der Handlung ab anstatt ihn zu unterstützen. Da der Autor auch alle aus der dritten Person erzählen lässt, fühlt man sich als Leser keiner Figur so richtig nahe und muss den Überblick behalten, was bei wem wo passiert.

Die Handlung an sich ist – wenn man es bis zur letzten Seite geschafft hat – insgesamt spannend, wirkt aber nicht sonderlich innovativ. Bekannte Thriller-Elemente werden zusammengemischt, dem Mix fehlt jedoch das gewisse Etwas, das entweder den Täter oder die Ermittler dem Leser besonders zugänglich macht. Und über 500 Seiten sind auch kein allzu kleiner Seitenumfang, der als Buch-Snack rasch gelesen ist …

„Engelskalt“ hinterlässt trotz spannender Ansätze leider ein schales Gefühl der Mittelmäßigkeit und eignet sich wohl nur für eingefleischte Skandinavien- oder Samuel-Bjørk-Fans.

Aufmachung

Das Leseexemplar ist eine Klappbroschur, auf deren Innenseiten Pressezitate stehen. Die vordere Klappe stellt den Autor vor, die hintere die beiden Ermittler.

Der Inhalt beginnt mit einem Prolog aus der Vergangenheit, einem Zitat, und geht dann über in sieben Teile, die insgesamt 89 Kapitel besitzen.

Ähnliche Titel

Schattenjunge“ (Carl-Johan Vallgren – Thriller); „Aschenputtel“ (Kristina Ohlsson – Thriller); „Schuld verjährt nicht“ (Ruth Rendell – Thriller)

Herzlichen Dank an Goldmann für das Rezensionsexemplar.