Kompakt

Die Geschichte um Ester besitzt seit langem eine große Faszination auf Leser aller Kontinente. Joan Wolf hat diese Erzählung mit etwas mehr „Fleisch“ versehen und damit auch für neue Leser zugänglich gemacht, auch wenn sie nicht an das biblische Original heranreicht.

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Wolf_Ester Originaltitel A Reluctant Queen – The Love Story of Esther
Autor Joan Wolf
Übersetzung Evelyn Reuter
Verlag Brunnen
Erschienen Januar 2012
ISBN 978-3-7655-1578-1
Seitenanzahl 320 Seiten

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Inhalt

Ester wächst bei ihrem Onkel Mordechai in Susa, der Hauptstadt des Perserreiches, auf. Seit der neue Großkönig Ahasveros die Macht übernommen hat, befürchtet Mordechai, dass die Juden, zu denen er und seine Nichte zählen, unterdrückt werden könnten. Daher entscheiden die Ältesten der Glaubensgemeinschaft, dass Ester sich für die Wahl der neuen Königin an Ahasveros‘ Seite in den Palast begeben soll. Zu ihrem großen Erstaunen erwählt der Großkönig tatsächlich sie zu seiner Frau. Während ihre Liebe zu dem gerechten und bewundernswerten Mann wächst, nähert sich die Zeit, in der sie ihre gewonnene Macht dazu nutzen muss, ihr Volk vor dem Untergang zu bewahren. Doch was wird ihr wahrheitsliebender Mann dazu sagen, wenn er erfährt, dass sie ihn die ganze Zeit über ihre Herkunft belogen hat?

Stil und Charaktere

Joan Wolf dürfte vielen Lesern durch ihre prähistorische Trilogie oder auch ihre zahlreichen Liebesromane bekannt sein. So ist es nicht verwunderlich, dass sie sich der Liebesgeschichte zwischen Ester und Ahasveros angenommen hat, die in der Bibel ein eigenes Buch einnimmt.

Die Handlung wird von einem allwissenden Erzähler berichtet, der sich oft hinter den einzelnen Figuren verbirgt, zwischendurch aber in Erscheinung tritt: „In [Hamans] kranken Geist braute sich die Angst zusammen, dass Mordechai, sein Rivale, eine größere Zuneigung des Königs erschleichten könnte, als ihm, Haman, zuteil wurde.“ (S. 246) Ein kleines Manko sei erwähnt, denn obwohl zu Beginn darauf hingewiesen wird, dass die Sprache des einfacheren Lesens zuliebe in eine „moderne und lebendige Sprachform“ (S. 4) umgewandelt wurde, irritiert doch manchmal das ein oder andere Wort, das aus dem Lesefluss reißt: „Ester fehlten die Worte angesichts eines solch unverfrorenen Optimismus.“ (S. 304) Glücklicherweise halten sich diese Stellen aber in Grenzen.

Ester ist als Person sehr gut ausgearbeitet. Ursprünglich lebt sie mehr oder weniger frei innerhalb der jüdischen Gemeinde und muss sich im Harem des Großkönigs mit den Einschränkungen anfreunden, denen die Frauen dort ausgesetzt sind. Ihr Verhältnis zu Gott bzw. ihre Gebete wechseln zwischen Hoffnung und Verzweiflung, treten leider aber etwas in den Hintergrund zu ihren Erlebnissen und den Freundschaften, die sie im Palast schließt. Ihre Beziehung zu Ahasveros ist gut beschrieben, könnte Liebesromanleserinnen aber etwas zu wenig ausgebaut sein. Durch ihre Jugend erweist sie sich zwischendurch als sehr neugierig und naseweis, zeigt jedoch auch ein gut dargestelltes Interesse an ihrer neuen Umgebung.

Ahasveros und seine politischen Verstrickungen sind sehr gut beschrieben. Gerade sein schwieriges Verhältnis zu seinen Brüdern und den Hofangestellten vermittelt schön die Probleme, denen er sich ausgesetzt sieht. Als Militärgenie und gerechter Herrscher muss er erst gegen Esters Vorurteile bestehen, die sie in die Ehe hineinbringt. Seine Zuneigung zu Haman, seinem loyalen Berater, basiert auf ihrer gemeinsamen Vergangenheit.

Haman, der Bösewicht der Geschichte, erhält einen ausgeklügelteren Hintergrund, so dass seine Verbitterung gegenüber Mordechai etwas nachvollziehbarer wird. Trotzdem ist der Wechsel in seinem Charakter zu wenig vorbereitet, um komplett verständlich zu sein.

Auch die Umstände, die Ahasveros dazu bringen, ihm seinen Siegelring und damit die Macht zu übertragen, Entscheidungen und Gesetze in seinem Namen zu erlassen, sind deutlicher herausgearbeitet. Wie die Autorin selbst in den Erläuterungen am Ende sagt: „Um aus dem biblischen Buch Ester einen Roman zu machen, musste ich den Charakteren Eigenschaften verleihen, die sie authentisch erscheinen lassen und die deutlich machen, warum sie so handeln. […] Der Charakter des Ahasveros ist im Roman viel positiver dargestellt als sein biblisches Vorbild. Da ich eine Liebesgeschichte schreiben wollte, musste die männliche Hauptperson natürlich möglichst positive Eigenschaften haben, damit Ester sich in ihn verlieben konnte.“ (S. 314 f)

Alles in allem bietet das Buch solide Unterhaltung, wird der Vorlage aber leider nicht vollständig gerecht.

Aufmachung

Das Taschenbuch besitzt auf der Rückseite eine Inhaltszusammenfassung und eine Vita neben dem Autorenfoto. Das Buch selbst gliedert sich in 32 Kapitel und einen Abschnitt mit „Erläuterungen der Autorin“ (S. 314 f).

Ähnliche Titel

Historische Romane von Joan Wolf; Romane von Francine Rivers; Romane von Peter Danielson

Herzlichen Dank an den Brunnen-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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