Kompakt

Was lange währt, muss nicht zwangsweise gut enden: Trotz des spannenden Auftakts überzeugen weder die Figuren noch die Handlung. Das Aufregendste sind die den Kapiteln vorangestellten Zitate – aber das alleine rechtfertig leider keine gelungene Lektüre, geschweige denn einen Kauf.

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Delilah Marvelle – Die Herzensdiebin und der Duke – The Rumor Originaltitel Forever and a Day
Autor Delilah Marvelle
Übersetzung Svenja Tengs
Verlag CORA
Erschienen Dezember 2014
ISBN Historical Special 54 (4/14)
Seitenzahl 320 Seiten

Inhalt

New York City, 1830: Georgia Emily Milton ahnt nicht, dass ein einziger Spaziergang auf dem Broadway ihr Leben verändern wird. Nicht nur, dass sie beim Anblick eines gutaussehenden Fremden prompt stolpert und in seinen Armen landet, der reiche Herr beginnt  auch noch einen Flirt mit ihr! Als ein kleiner Taschendieb ihren Pompadour stiehlt, spielt sich der Fremde als Retter auf und landet dabei vor einer Pferdekutsche. Der Unfall beschert ihm einige Prellungen – und Gedächtnisverlust. Fortan glaubt der Schwarzhaarige, auf den Namen Robinson Crusoe zu hören – an mehr kann er sich nicht erinnern. Aber kann die Leidenschaft, die zwischen ihm und der einfachen Wäscherin auflodert, die sozialen Unterschiede bezwingen? Denn hinter dem vermeintlichen Salé-Piraten steckt eigentlich ein Duke …

Stil und Charaktere

Gleich an erster Stelle ist anzumerken, dass der Klappentext leider einen falschen Eindruck vermittelt. Hinter Georgia verbirgt sich nämlich nicht die Anführerin einer Diebesbande, sie ist vielmehr die Witwe des verstorbenen Gründers. Und Roderick lernt seine wahre Identität erst in der zweiten Handlungshälfte kennen, davor wird von ihm entweder als „er“ oder als Robinson gesprochen. Dass er am Klappentext daher die ganze Zeit als Duke of Wentworth bezeichnet wird, nimmt leider etwas an Dramatik vorweg.

Beide Protagonisten sind sich von Anfang an unsicher was ihre Gefühle anbelangt und schwanken mitunter wie ein Blatt im Wind. Dieser Widerspruch zwischen Können und Wollen zieht sich über zwei Drittel des Buches. Das macht die Lektüre schwierig, da die Charaktere durch ihren Wankelmut nicht nur unsympathisch, sondern vor allem sehr flach wirken. Erst gegen Ende gewinnen sie Konturen und Witz. Als Leser hat man das Gefühl, dass sich die zwei nun endlich in ihren Rollen wohlfühlen. Auch stilistisch wirkt dieser Part besser formuliert.

Die Übersetzung ist sprachlich gelungen – allerdings nur solange, wie es nicht um intime Details geht. Sobald sich die Handlung um verführerische Stelldicheins dreht, dominieren altertümliche Begriffe. Und die lösen eher einen Fremdschäm-Effekt als eine romantische Stimmung aus. Was weiter etwas sauer aufstößt, ist die Titeländerung für den deutschen Markt. „Die Herzensdiebin und der Duke“ klingt wesentlich plakativer als das Original „Für immer und einen Tag“ und passt nicht so recht zu dem peppigen Inhalt, den der Klappentext vermitteln möchte. Zudem es gerade zu Anfang etliche (Tipp-)Fehler gibt, die das Lesevergnügen nicht unbedingt fördern.

Positiv ist jedoch, dass Delilah Marvelle Georgia und Robinson – in der dritten Person – abwechselnd aus ihrer Perspektive erzählen lässt. Dadurch erfährt der Leser in einem ausgewogenen Verhältnis über ihr Innenleben, und keiner der beiden kommt zu kurz. Gerade das letzte Drittel der Geschichte, das einige Zeit nach der Haupthandlung spielt, macht besonders Spaß zu lesen, da Georgia in ihrer neuen Rolle (mehr wird nicht gespoilert!) aufzeigt, wie leicht die gute Gesellschaft zu täuschen ist. Und das mit äußerst spitzer Zunge zu ihrem Vorteil nutzt.

Hoffentlich besitzen die nächsten Bände der Serie einen anderen Stil, denn die interessanten Nebenfiguren (z.B. Artwood, Lady Burton) machen sehr neugierig und sind beizeiten spannender als die beiden Hauptfiguren.

Aufmachung

Das Taschenbuch enthält auf der Rückseite die Inhaltsangabe und umfasst 20 Kapitel, die auf drei Teile aufgeteilt sind, sowie einen Epilog.

Den Kapiteln ist jeweils ein kursiv gedrucktes Zitat vorangestellt, das auf pointierte Weise zum Inhalt passt. Die zitierten Werke wurden allesamt vor 1830 veröffentlicht und umfassen u. a. Horaz‘ „Ars Poetica“, die Märchen aus 1001 Nacht oder Shakespeares „King Lear“.

Ähnliche Titel

Zwischen Pflicht und purem Verlangen“ (Anne Gracie – Roman); Romane von Celeste Bradley; Romane von Teresa Medeiros; Romane von Lynsay Sands

Herzlichen Dank an den CORA-Verlag für das Rezensionsexemplar.