Kompakt

Während die erste Hälfte des Romans noch spannend und einfallsreich ist, vor allem was die Werwolfthematik und -beschreibung angeht, überwiegen danach die Wiederholungen, Seltsamkeiten und verwirrenden Handlungen. Da es sich um den ersten Roman in Anne Rices neuer Reihe handelt, bleibt zu hoffen, dass die weiteren Romane etwas durchdachter sein werden.

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Rice_Das Geschenk der Woelfe Originaltitel Wolf Gift
Autor Anne Rice
Übersetzung Edith Beleites
Verlag Rowohlt Polaris
Erschienen Juli 2013
ISBN 978-3-499-23860-4
Seitenanzahl 656 Seiten

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Inhalt

Reuben Golding arbeitet als Journalist und soll für den San Francisco Observer einen Artikel über das Herrenhaus Kap Nideck schreiben, das Marchent Nideck von ihrem Großonkel geerbt hat. Bei einem Angriff auf das Anwesen ist ein seltsamer großer Hund von großer Hilfe, allerdings wird Reuben versehentlich gebissen. Danach verändert er sich und muss sich erstmal mit der neuen Welt auseinandersetzen, in die er so unvermittelt gestoßen wurde …

Stil und Charaktere

Anne Rice dürfte vor allem den älteren Lesern von paranormalen Romanen etwas sagen. Dank ihrer Vampir-Chronik und den Mayfair-Hexen hat sie sich damals in die Herzen sehr vieler Menschen geschrieben. Ihre späteren Romane und Einzeltitel riefen unterschiedliche Reaktionen hervor, weshalb nun viele dem neuen Band neugierig, aber skeptisch entgegensehen könnten.

Ein großer Pluspunkt ist wie immer ihre Fähigkeit, die Umgebung der Figuren hervorragend zu beschreiben. Sie ist eine Magierin, was ihre Wortwahl und die Atmosphäre angeht, die vor allem in alten Herrenhäusern herrscht. Im Gegensatz zu vielen heutigen Autoren nimmt sie sich die Zeit, Reubens Welt darzustellen. Sie schwelgt in der Beschreibung von Räumen, Gerätschaften und den Wäldern, in denen Reuben später umherstreift, was sie dank ihres eleganten Stils wunderbar macht. Allerdings wiederholt sie sich mit der Zeit, was den Roman zu einer nicht gerade leichten Lektüre macht.

Ihre ausführlichen Darstellungen sind jedoch auch eine ihrer Schwächen, denn darüber bleiben die Charaktere eher blass. Reuben ist als „Sunnyboy“ bekannt und kämpft seit jeher damit, dass seine Familie äußerst erfolgreich ist, während er seinen eigenen Weg noch nicht recht gefunden zu haben scheint. Im Grunde ist er ein Poet und Lyriker, der lieber Romane schreiben würde als Zeitungsartikel. Allerdings ist er in letzterem sehr gut, was sich später zeigt, als er über sich selbst als Wolf einen Artikel verfassen soll.

Ein großes Manko sind die unvermittelten Handlungen der Figuren. Sei es Reubens spontane Affäre mit Merchant, obwohl er eine Freundin hat, oder sein plötzlicher Beischlaf als Werwolf mit einer jungen Frau namens Laura – alles geschieht wie aus einem Affekt heraus, wird aber nicht als solcher erklärt, wodurch der Leser sehr verwirrt zurückbleibt. Auch die gegenseitige Leidenschaft füreinander taucht wie aus dem Blauen heraus auf. Wer sich unter anderem an „Memnoch der Teufel“ erinnert, dürfte etwas Übelkeit erregende Szenen gewohnt sein, die in ein erotisches Gewand gehüllt werden. Auch in diesem Roman finden sich solche Episoden, was vor allem an Reubens Gestalt des Wolfes liegt, mit der er Sex mit Laura hat. Weitere erotische Szenen werden ästhetisch beschrieben.

Die Kampfszenen und die Angriffe, die Reuben als Wolf unternimmt, sind nichts für Zartbesaitete. Seine Verwandlungen sind für ihn sexuell stimulierend, während zugleich die wilde und ungezügelte Seite des Tieres, das er danach ist, deutlich und ausführlich gezeigt wird. Blut spritzt in Unmengen, und es werden auch viele Beschreibungen der Brutalität dieser Abschnitte gewidmet.

Typisch für die neueren Romane von Anne Rice tauchen auch philosophische Überlegungen auf, die vor allem gegen Ende des Romans immer zahlreicher werden. Glaube und Gott spielen eine große Rolle und nehmen an Bedeutung zu, je länger das Buch dauert.

Wie bereits gegen Ende ihrer Vampirromane ist auch in diesem Band, der der Start zu einer neuen Werwolf-Reihe werden soll, das Problem, dass ihre Figuren auf der einen Seite zu perfekt sind und auf der anderen Seite äußerst theatralisch, wodurch sie nicht liebenswerter werden. Allerdings bietet Rice mit der Vielzahl an auftauchenden Charakteren eine gute Grundlage für weitere Teile ihrer neuen Reihe. Es bleibt zu hoffen, dass sie mit der Fortsetzung noch etwas mehr in ihren alten Stil zurückfindet.

Aufmachung

Das broschierte Buch wurde mit einem Spotlack-Druck und dem hervorgehobenen Namen der Autorin versehen. Auf der vorderen Klappe befinden sich Schlagworte der amerikanischen Presse, auf der hinteren eine Vita und ein Foto der Autorin. Auf der Rückseite ist die Inhaltsangabe zu finden. Das Buch selbst gliedert sich in 40 Kapitel, die am Rand der ersten Seite jeweils mit dem gewundenen Muster verziert wurden, das sich auch auf dem Cover befindet.

Ähnliche Titel

Romane von Anne Rice; Romane von Kresley Cole; Romane von Gena Showalter

Herzlichen Dank an den Rowohlt-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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