Kompakt

Die Geschichte von Hanna und Michael treibt lange vor sich hin und kommt ohne Höhe- und Tiefpunkte aus. Erst gegen Ende wird der Leser aus dem Alltag und dem Trott der beiden gerissen und taucht in ihre Gefühle ein. Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt nach dem Ende der Lektüre zurück.

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Bauer_Das Fenster zur Welt
Autor Jürgen Bauer
Verlag Septime Verlag
Erschienen September 2013
ISBN 978-3-902711-25-0
Seitenanzahl 174 Seiten

Inhalt

Die 80jährige Hanna Swoboda steht nach dem Tod ihrer Mutter, die sie lange Zeit gepflegt hat, mehr oder weniger alleine im Leben und weiß nicht recht, was sie nun mit sich anfangen soll. Auch der junge Schauspieler Michael Landmann ist alleine, da er von seinem Lebensgefährten verlassen wurde, der ihm Lethargie und Liebe zum Seelenschmerz vorgeworfen hat. Bei einem Speed-Dating treffen sich die beiden und für Hanna ergibt sich die Gelegenheit, ihre Jugendliebe in Bayern zu besuchen, wofür sie Michael als Beifahrer mitnimmt. Auf der Reise sprechen sie über die Entscheidungen, die man im Leben trifft und die einen Menschen in eine andere Richtung führen können als geplant …

Stil und Charaktere

Jürgen Bauer hat mit seinem Roman ein Buch verfasst, das den Leser lange Zeit etwas ratlos und auch leicht deprimiert vor den Erlebnissen sitzen lässt, die Hanna und Michael durchleben. Hannas Umgang mit dem Tod ihrer Mutter ist von einem Gefühl der Freiheit und des Loslassens geprägt. Währenddessen hängt Michael immer noch an seinem Lebensgefährten Ernst, den er bereits in seiner ersten Szene wiedersieht. Das Problem, das die beiden miteinander haben, ist hauptsächlich bei Michael zu verordnen, was der Leser auch rasch durchschauen kann.

Hanna und Michael sind, obwohl sie auf den ersten Blick ähnlich sein könnten, grundsätzlich verschieden. Hanna schafft es tatsächlich, aus ihrer starren Enge auszubrechen und nimmt ihr Leben selbst in die Hand. Vielleicht ahnt sie, dass Michael von sich aus nie eine solche Entscheidung treffen würde, weshalb sie ihn am Ende mehr oder weniger zu der Entscheidung zwingt, ob er nun mitfahren möchte oder nicht.

Michael hingegen lebt in der Vergangenheit und lebt regelrecht lustlos vor sich hin. Er lässt sich treiben, was ihm nicht nur von seiner Freundin Elvira ständig gesagt wird.

Die beiden Figuren machen es dem Leser nicht leicht, in die Geschichte zu kommen. Er ist eher ein Beobachter der Handlung und folgt den Beschreibungen Bauers, die den Alltag der Charaktere und ihre Entscheidungen schnörkellos und ohne großes Pathos darstellen. Wer eine locker-leichte Lektüre erwartet, ist hier falsch, denn die Abzweigungen im Leben, über die zwischendurch diskutiert wird, führen auf beiden Seiten in ein farbloses und vor sich hin plätscherndes Dahinvegetieren, das keine Höhepunkte kennt. Leider bleiben dadurch auch die Gefühle auf der Strecke, die einen Leser normalerweise an einen Roman fesseln. Erst gegen Ende kommt etwas Vergleichbares auf, das dem Buch einen letzten Hoffnungsschimmer verleiht, der die Figuren in eine schönere Zukunft führen könnte.

Aufmachung

Das grau gebundene Buch besitzt einen Schutzumschlag, dessen Titelbild sich bis auf die Rückseite mit der Inhaltsangabe zieht. Auf der vorderen Umschlagklappe ist eine ausführlichere Inhaltsangabe und auf der hinteren ein Foto und eine Vita des Autors zu sehen. Das Buch gliedert sich in drei mit römischen Ziffern gekennzeichnete Kapitel, bei denen die einzelnen Szenen durch einen kleinen Stern voneinander abgesetzt werden. Ein Lesebändchen rundet die Aufmachung ab.

Ähnliche Titel

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Herzlichen Dank an den Septime Verlag für das Rezensionsexemplar.

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