Kompakt

Das packende Thema und die Umsetzung der Figuren als Tiere fesseln an die Geschichte. Obwohl der Zeichenstil für manche gewöhnungsbedürftig sein kann, entführt er doch in eine andere Zeit und Welt, so dass man gerne eintaucht und mitfiebert.

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JD Morvan / Du Yu – Sherlock Fox, Band 1 Der Jäger Originaltitel Sherlock Fox: Le Chasseur
Autor Jean-David Morvan
Illustration Du Yu
Übersetzung Tanja Krämling
Verlag Splitter
Erschienen November 2014
ISBN 978-3-95839-037-9
Seitenanzahl 64 Seiten

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Inhalt

Ney Quitsou ist Polizist und ein Fuchs, was ihm den Spitznamen „Sherlock Fox“ eingebracht hat. Er lebt in einer Welt, in der die Tiere sich ihres Verstandes bedienen und dadurch ihre Instinkte der Gemeinschaft unterworfen haben. Als Knochen in einem Wildbach entdeckt werden, beginnt Fox mit seinen Ermittlungen, die eine versteckte Seite der Tierwelt aufdecken …

Stil

Gleich zu Beginn sollte man erstmal das Album auf keinen Fall umdrehen und die Inhaltsangabe lesen, denn sie ist viel zu verräterisch und enthält Spoiler, die erst im Lauf des Bandes aufgedeckt werden. Dadurch würde man sich um einiges an Spaß bringen.

Die Farben sind düster gehalten in der ersten Szene, wobei die Darstellungen auch ohne Dialog auskommen. Der dichte Wald und der Regen tragen dazu bei, dass das Blau der Kolorierung kühl und finster wirkt. Der Fahrer des Autos, das ins Schleudern gerät, ist ein Dachs in Menschenkleidung und mit Kippe im Mund. Man fühlt sich an „Blacksad“ erinnert, wobei die Zeichnungen bei letzterem sauberer wirken. Hier überwiegen schwungvolle Striche, die kombiniert mit den Speedlines, die direkt mit den Figuren verschmelzen, und den in die Panels eingefügten Geräuschworten, den Bildern eine gewisse Dynamik verleihen.

Die Panels selbst kommen ohne schwarze Umrandungen aus. Auf Seite 6/7 folgt ein doppelseitiges Bild, bei dem die Stadt gezeigt wird, in der Ney lebt. Ein kleineres Bild ist darin enthalten, womit die Szenerie zu Ney selbst wechselt. Die Häuser scheinen etwas unausgearbeitet zu sein, der Eindruck wird aber auf der nächsten Seite bereits wieder umgeworfen, denn hier zeigt sich ein Haus, das mit vielen Einzelheiten versehen wurde. Je näher man den Gebäuden daher kommt, desto mehr Details werden benutzt.

Die beschreibenden Kästen enthalten Neys Gedankengänge, der in typischer Detektiv-Manier alle Verdächtigen seines letzten Falles versammelt hat, um ihnen seine Schlussfolgerungen vorzustellen. Damit erfährt man sofort, was für einen Charakter Ney hat, denn unmissverständlich schwingen in seinen Darlegungen seine Einstellungen zu den verschiedenen Themen wie Rassismus oder die Reflexe der Tiere mit. Das zeigt sich auch in seiner Erklärung, die in verblassten Farben gezeichnet ist, so dass sie deutlich von der Handlung getrennt ist. Der Kampf gegen den Zuhälter gibt weitere Hinweise bezüglich der Regeln in dieser Tierwelt, die man als Leser gut gebrauchen kann, denn das Gesetz des Stärkeren wird hier ausgehebelt: „Wenn alle so handeln würden, wäre dies das Ende unserer egalitären Gesellschaft, deren Gesetze sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt haben. Es würde wieder das Gesetz des Stärkeren gelten und die abscheuliche Nahrungskette wäre wieder an der Tagesordnung.“ (S. 11)

Hier zeigt sich auch die sehr eloquente Dialogführung, die zusätzlich in diese fremde Welt zieht. Es sind große Worte, derer sich die Figuren bedienen, so dass das Comic fast noch eine Art Abhandlung über Moral und Ethik ist – eine weitere Schicht, die die Geschichte spannend macht.

Kleine, aufheiternde Episoden sorgen dafür, dass man nicht nur die düstere Seite kennenlernt, sondern auch die mitunter sehr amüsante, wie auf S. 27 und den weiteren Bildern, in denen ein Hase und eine Pferdedame sich romantisch vergnügen wollen, was aber nicht so recht klappen will. Neys Kommentar zu einem solchen Arrangement ist sehr aufschlussreich: „[…] es ist ein Sieg über die Natur, den ich nur begrüßen kann.“ (S. 33). Die beiden sind auch diejenigen, die die Knochen entdecken, um die es im weiteren Verlauf der Handlung gehen wird.

Es bleibt spannend, was hinter allem steckt und wie es weitergehen wird – und ob Neys Sichtweise nicht auf eine harte Probe gestellt werden wird …

Aufmachung

Das großformatige Hardcover zeigt auf dem Cover den Titelhelden. Auf der Rückseite ist eine weitere Figur abgebildet und die Inhaltsangabe, die mit einigen Spoilern aufwartet, so dass man sich gar nicht mehr auf die vielen kleinen Einzelheiten konzentriert, die auftauchen und zum Nachdenken anregen, bis man ans Ende des Bandes gelangt – was sehr schade ist.

Ähnliche Titel

„Blacksad“ (Juanjo Guarnido / Juan Díaz Canales – Comic); „Felidae“ (Akif Pirincci – Buch/Film); „Sherlock Holmes“ (Sir Arthur Conan Doyle – Roman)

Herzlichen Dank an Splitter für das Rezensionsexemplar.

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