Lucky Lukes 70er am Comicsalon Erlangen 2016

Die Lucky Luke Ecke bei Egmont

So, der zweite Tag ist inzwischen vorbei und war genauso ereignisreich wie der erste. Außerdem gibt es die Auflösung von gestern, wer hier groß feiert. Zusätzlich wurde das Rätsel der verschiedenen Farben in der Ausstellung gelöst: die weißen Wände gehören zu den Bildern der Künstler aus Istanbul, die farbigen mit den Stromkabeln den Zeichnern aus Indien und die braunen zeigen die Bilder von Jiro Taniguchi und entführen nach Venedig oder in andere Welten, die der japanische Künstler mit seinem filigranen Strich auf Papier gebannt hat.

25 Jahre Manga in Deutschland am Comicsalon Erlangen 2016

Paneldiskussion 25 Jahre Manga in Deutschland

Los ging es mit einem Interview mit Nic KLein und Ivan Brandon, den Schöpfern von „Drifter“ und „Viking“, beide erschienen bei Cross Cult. Die zwei haben mir einige Fragen beantwortet, die Ihr hier bald lesen könnt.

Und natürlich löse ich jetzt auch auf, wer hier groß seinen Geburtstag feiert: Lucky Luke wird 70 Jahre alt! Egmont hat dafür eine kleine Ecke zur Verfügung gestellt und die Dekoration passt sich natürlich ebenfalls dem Westernhelden an, der schneller zieht als sein eigener Schatten. Samstag findet eine zusätzliche Veranstaltung dafür statt, denn Achdé, der aktuelle Zeichner, der von Morris übernommen hat, ist vor Ort und wird Rede und Antwort stehen.

Außerdem gibt es noch einen weiteren Geburtstag: 25 Jahre Manga in Deutschland! Ja, schon seit 25 Jahren treiben die japanischen Comics hier ihre schwarzweißen Blüten und haben eine ganz neue Generation an Comiclesern hervorgebracht. Dafür hatten sich (im Foto von links nach rechts) Lars von Törne als Moderator, Joachim Kaps (Tokyopop), Jonas Blaumann (Egmont Manga), Kai-Steffen Schwarz (Carlsen Manga), Martina Peters (Zeichnerin) und David Füleki (Delfinium Prints und Zeichner) zusammengefunden und daher eine illustre Gruppe versammelt, die sich sehr gut mit den Anfängen der Mangas in Deutschland auskennt. Die Gespräche haben bei mir Erinnerungen daran wachgerufen, wie sich die Fans der damaligen Zeitschriften „Banzai“ und „Daisuki“ am Hauptbahnhof in München eingefunden und lange Schlangen gebildet hatten, um ihre Lieblingszeichner bei der Arbeit zu sehen. Interessant war auch, dass durch die Mangas die Selbstverständlichkeit der Vorstellung, wie ein Comic auszusehen hat, bei vielen damals zum ersten Mal durchbrochen wurde, die franko-belgische bzw. amerikanische Comics gewöhnt waren.

Max und Moritz Preis am Comicsalon Erlangen 2016

Hella von Sinnen und Christian Gasser

Ein weiteres Panel widmete sich „Boys Love zwischen Stereotyp und Subversion“. Teilnehmer waren dort Martina Peters (Zeichnerin), Kami (Zeichnerin), Christian Allmann (Pyramond und Zeichner) und geleitet wurde die Diskussion von Michel Decomain (KAZÉ und Zeichner). Sehr schön war, dass sich die Gespräche hier weg von den üblichen Diskussionen bewegten und sich daraus noch einige weitere Inhalte ergaben, die man in weiteren Unterhaltungen danach noch vertiefen konnte. Gerade die Möglichkeit, durch das Schreiben von tollen Frauencharakteren neue Frauenbilder zu kreieren wurde betont, und bietet eine hervorragende Gelegenheit für neue Zeichnerinnen und Zeichner, das Stereotyp aufzubrechen.

Am Abend wurde der berühmte Max-und-Moritz-Preis verliehen. Der 17. Comicsalon wartete erneut mit Hella von Sinnen (diesmal in einem Charlie Brown-Outfit) und Christian Gasser als Moderatoren auf, die ein ausgewogenes Team ergeben. Für ihr herausragendes Lebenswerk wurde Claire Bretécher ausgezeichnet, die nicht selbst vor Ort war – falls Euch der Name nichts sagt, einfach mal googeln, dann findet Ihr sicherlich den ein oder anderen Comicstrip, den Ihr kennt. Spezialpreise der Jury wurden für „Katharsis“ von Luz vergeben, einem der Überlebenden der Anschläge bei Charlie Hebdo, und dem avant-verlag für seine Verdienste um die Pflege kulturellen Erbes. Die beste studentische Publikation wurde „Wunderfitz“ von der Münster School of Design.

Hier die weiteren Preisträger:
Bester deutschsprachiger Comicstrip: „Das Hochhaus“ von Katharina Greve
Bester internationaler Comic: „Ein sommer am See“ von Mariko Tamaki und Jillian Tamaki
Bester Comic für Kinder: „Kiste“ von Patrick Wirbeleit und Uwe Heidschötter
Bester deutschsprachiger Comic: „Madgermanes“ von Birgit Weyhe
Beste deutschsprachige Comickünstlerin: Barbara Yelin

Letztere war bereits vor einem Jahr in München auf dem Comicfestival und hatte dort ihren Comic „Irmina“ präsentiert.

Besonderes Augenmerk lag natürlich wieder auf dem Publikumspreis, der diesmal an Mikiko Ponzceck für „Crash ’n‘ Burn“ verliehen wurde. Tosenden Applaus erntete allerdings nicht nur sie, sondern auch eine spontane Tanzeinlage auf Bitte von Hella von Sinnen, die Tobi Dahmen („Fahrradmod“) hinlegte.

Samstag geht es weiter mit neuen Diskussionen und weiteren Panels!