Kompakt

Alois Prinz liefert eine dichte Biographie zu einer spannenden Persönlichkeit, die bis heute fasziniert. Wer jedoch wenig Hintergrundwissen zur historisch-kirchengeschichtlichen Situation des 16. Jahrhunderts besitzt, findet sich schwer im Text zurecht. Eine einfachere Schreibweise und eine intensivere Einbindung des Lesers wäre an mancher Stelle nicht falsch gewesen.

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Alois Prinz – Teresa von Avila
Autor Alois Prinz
Verlag Insel Verlag
Erschienen September 2014
ISBN 978-3-458-17618-3
Seitenanzahl 265 Seiten

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Inhalt

Teresa von Ávila (*1515, †1582) gilt heute als große Mystikerin und wurde bereits 1622 heilig gesprochen. Mit 20 Jahren trat Teresa in das Menschwerdungs-Kloster in Ávila ein. Während sie anfangs unter dem Klosterleben und schweren Krankheiten litt, brachten sie diese Grenzerfahrungen in ein enges Verhältnis zu Gott. In ihm sah sie ihren Freund, bei dem sie Geborgenheit und Vertrauen fand. Teresa von Ávila verfasste mehrere Bücher, in denen sie ihre mystischen Erfahrungen anderen nahe bringen wollte. Das war aus zwei Gründen ein Affront: Erstens waren diese Schriften in der Volkssprache verfasst und zweitens stammten sie von einer Frau, die keine gelehrte Theologin war.

Alois Prinz zeichnet den Lebensweg Teresa von Ávilas chronologisch nach. Er beginnt bei ihrem familiären Hintergrund und konzentriert sich danach vor allem auf ihren Werdegang als Nonne. Der Schwerpunkt liegt dabei auf ihren Klostergründungen, der Kreation der unbeschuhten Karmeliterinnen und den zahlreichen kirchenpolitischen Widrigkeiten, denen sich Teresa zeit ihres Lebens stellen musste.

Stil und Verständnis

Eine gelungene Biographie schafft den Spagat zwischen Fakten und Fiktion. Beide Punkte sind unerlässlich, um ein Rundum-Bild der dargestellten Person zu schaffen. Ihr Verhältnis zueinander muss stimmen, um dem Leser den realen Protagonisten nahe zu bringen und ihm gleichzeitig ein Bild seiner historischen Verankerung zu bieten. Alois Prinz‘ Werk schafft das leider nur bedingt.

Die qualitative Wahrnehmung einer Biographie ist allerdings stark von persönlichen Vorlieben abhängig – vielleicht mehr als bei einem anderen Genre. Für meinen Geschmack war der Leser zu sehr in der Beobachterrolle verankert und hat Teresas Leben im Schnelldurchgang absolviert. Teresas Beziehung zu Gott und ihre mystischen Erlebnisse stehen dadurch hinter ihrer Aufgabe als engagierte Klostergründerin zurück.

Der große Pluspunkt dieser Teresa-Biographie liegt darin, neugierig auf die Frau hinter der Kirchenpersönlichkeit und auf ihre Werke zu machen. Letztere flicht der Autor immer wieder kurz ein und zitiert ein wenig aus ihnen, behandelt sie aber über das ganze Buch betrachtet eher stiefmütterlich. Natürlich betont er ihre Wichtigkeit und das Risiko, das sie für Teresa bedeutet haben, dennoch liefern die Auszüge nur einen kleinen Eindruck ihres literarischen Schaffens. Dieses verknüpft Alois Prinz jedoch immer wieder mit– mehr oder weniger – zeitgenössischen Persönlichkeiten, so z. B. Dorothee Sölle oder Franz Kafka, und schafft dadurch interessante Gedankenverbindungen.

Was mir – und hier möchte ich unbedingt betonen, dass es meiner eigenen Erwartungshaltung entspringt – nicht gefallen hat, war das zu Weilen sehr schnelle Tempo, mit dem der Autor durch Teresas Leben braust. Von Anfang an werden diverse Namen durch die Luft geworfen, mit denen man sich schon aufgrund ihres ungewohnten Klanges und der fehlenden Einordnung schwer tut. Die rasche Abfolge an Orten, Klostergründungen und Widrigkeiten, gespickt mit dieser Flut an Namen, empfand ich als zu viel Information auf einmal. Natürlich weist Alois Prinz auf die kirchenpolitische Situation rund um Teresas Leben hin. Allerdings geht er auf diese nicht in einem solchen Maße erklärend-beschreibend ein, dass man sich als Leser problemlos darin zurecht finden würde.

Diese Biographie ist definitiv kein Betthupferl, denn zum Lesen wird ein wacher Geist benötigt, um der Handlung zu folgen. Eine einfachere Sprache, eine bessere Einbindung der gewählten Zitate und ein historischer Abriss hätten das Lesen erleichtert. Innehalten lautet die literarische Devise, keine Raserei. Das ist jedoch der Eindruck, der am Ende von diesem Buch zurückbleibt – eine Tour de Force durch Teresa von Ávilas Vita.

Nun ist jedoch Entschleunigung angesagt. An dieser Stelle möchte ich das von Alois Prinz gewählte Schlusswort übernehmen – ein Auszug aus dem berührenden Gedicht „Suche dich in mir“:

(…) Falls du nicht wissen solltest,
wo du mich finden könntest,
so lauf nicht hier, nicht dort hin.
Wenn du mich finden wolltest,
mich suchen sollst in dir.

Aufmachung

Das schwarze Hardcover-Buch ist mit einem Schutzumschlag ausgestattet, den auf der Vorderseite ein ‚halbes‘ Porträt Teresas ziert. Der Titel wurde dabei mit Spotlack versehen und sticht nicht nur durch seine Farbe, sondern auch durch seine haptische Beschaffenheit hervor. Teresas Porträt stammt von François Gérard, der Hofmaler von Napoleon und König Louis XVIII. war. Die Rückseite ist mit einem Klappentext versehen, der mit einem Zitat von Papst Paul VI. beginnt. Er beschreibt Teresa als „[e]ine große, einmalige und doch so menschliche und anziehende Persönlichkeit“. Danach folgt eine kurzer Überblick zu Teresas Biographie, der auf der linken Umschlagseite näher ausgeführt wird. Die rechte Umschlagseite zeigt ein Foto samt einer Kurz-Vita des Autors und einen Hinweis auf sein letztveröffentlichtes Werk.

Die Biographie startet mit einer kurzen Einleitung, umfasst insgesamt 15 Kapitel, denen ein Ende und ein Epilog folgen. Ergänzt wird das Ganze durch eine Zeittafel, das Quellenverzeichnis, Anmerkungen und ein weiterführendes Literaturverzeichnis. Den Schluss bildet eine Danksagung des Autors.

Ähnliche Titel

„Aus der Quelle schöpfen; Das innerliche Gebet der Teresa von Ávila“ (Peter Dyckhoff – Sachbuch); „Teresa von Ávila. Agentin Gottes“  (Linda Maria Koldau – Biographie); Teresas „Gesammelten Werke“ aus dem Herder-Verlag

Herzlichen Dank an den Insel-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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