Kompakt

Wieder einmal gelingt es dem Autorenduo, eine packende Geschichte mit unverwechselbaren Charakteren zu erschaffen. Krimi-Fans kommen voll auf ihre Kosten und werden nach der Lektüre nur bedauern, die lieb gewonnenen Figuren nun bis zum nächsten Band verlassen zu müssen!

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Originaltitel Shoot to Thrill (US)/Play to Kill (UK)
Autor P.J. Tracy
Übersetzung Tanja Handels
Verlag Wunderlich
Erschienen September 2010
ISBN 978-3-8052-0859-8
Seitenanzahl 384 Seiten

Inhalt

Unbekannte benutzen Internetseiten wie YouTube, um live begangene Morde zu übertragen. Das FBI sammelt die besten Hacker zusammen, um den Tätern auf die Schliche zu kommen. Mit dabei ist die Monkeewrench-Crew, die gemeinsam mit Agent John Smith und ihrem überragenden Computerfachwissen, mit dem sie bereits einige Fälle lösen konnten, auf die Jagd angesetzt werden.

Währenddessen werden Leo Magozzi und Gino Rolseth zu genau dem Toten am Ufer eines Flusses gerufen, dessen Ableben die Monkeewrench-Gruppe gerade im Internet beobachtet haben. Unabhängig voneinander versuchen beide Gruppen, dem Täter auf die Spur zu kommen. Erschwert wird die Angelegenheit durch Nachahmungstäter und das Auffinden von verdächtigen Sprengsätzen in der ganzen Stadt. Als weitere Morde im Internet angekündigt werden, stehen Magozzi und Gino vor einer Herausforderung gigantischen Ausmaßes. Denn wer könnte der Täter sein?

Stil und Charaktere

Patricia Jean Lambrecht und ihre Tochter Tracie TeAmo Lambrecht schreiben als P.J. Tracy seit bereits vier Bänden die erfolgreiche Reihe um die Computerexperten der Monkeewrench-Crew. In amüsantem Tonfall gelingt es ihnen wieder, den Leser von Anfang an mit einzubinden und Szenen, die eigentlich grauenhaft sind, so darzustellen, dass man unweigerlich schmunzeln muss: „Selbst das bauschige weiße Kleid hatte durch den zwölfstündigen Feiertag einiges an Würde eingebüßt und spuckte Perlen wie eine kotzende Auster“ (S. 11) Wie immer driftet Gino gerne mit seinen Bemerkungen ins Humorvolle ab, wodurch die Umgebungsbeschreibungen derartig aufgelockert werden, dass es eine wahre Freude ist: „Schau dir nur diese verschissene Gegend an, Leo. Als Kinder sind wir immer hier entlang, wenn wir samstags einen Horrorfilm im Majestic ansehen wollten. Das Schlimmste, was man damals hier sah, waren die Penner, die in den Hauseingängen hockten (…) Wenn die Typen von der Stadtverwaltung auch nur ein bisschen Grips im Schädel hätten, würden sie hier ein paar Planierraupen drüberschicken und fünfzig Starbucks eröffnen.“ (S. 83) Magozzi hingegen bleibt wie immer am Boden und sorgt dafür, dass der Leser einiges zu schmunzeln hat: „Dann hätten wir hier bald fünfzig Starbucks voller Drogendealer, die ihre Geschäfte bei einem doppelten Latte macchiato mit Mokkasirup abwickeln.“ (ebd.)

Dadurch wird klar, dass die beiden Partner schon seit langem zusammen auf Streife gehen und sich gegenseitig sehr mögen, wenn sie sich auch gerne auf den Arm nehmen und alles nicht besonders ernst sehen – bis auf Morde. Ihre Eigenheiten werden wunderbar verdeutlicht, was sich aber auch in einer grandios aufeinander abgestimmten Zusammenarbeit widerspiegelt. Aus John Smiths Perspektive wird das folgendermaßen geschildert: „Währenddessen beobachtete John Smith die beiden Polizisten schweigend und dachte sich, dass er in den vergangenen drei Minuten mehr gelernt hatte als in all den Jahren beim FBI.“ (S. 313)

Der Leser, der bereits die restlichen Bände gelesen hat, wird sich bei jeder erneut auftauchenden Person freuen und hoffen, dass sein Liebling wieder mit dabei ist. Auch bei der Monkeewrench-Gruppe gibt es eine langjährige Zusammenarbeit. So greifen ihre Arbeiten ineinander und machen aus den individuellen und schrulligen Charakteren ein griffiges Ganzes. Durch ihre gemeinsame, tragische Vergangenheit miteinander verbunden gelingt es ihnen doch, die Handlung durch Späße aufzulockern. Neben dem robusten Harley Davidson, der strahlend schönen und etwas festeren Annie Belisnky und dem Strohhalm dünnen Roadrunner dominiert Grace McBride das Geschehen. Seit langem trägt sie die kniehohen Reitstiefel, die verhindern sollen, „dass ihr jemand die Achillessehnen“ durchtrennt (S. 48). Sie hat sich auf nachvollziehbare Weise von einer getriebenen und übermäßig vorsichtigen Frau zu einer etwas ruhigeren Version ihrer selbst entwickelt, was besonders Magozzi zugute kommt, da er in sie verliebt ist.

Die übrigen Figuren, wie der kühle Agent John Smith, der inmitten der Monkeewrench-Gruppe ein wenig Humor findet, der dünne Ire Johnny McLaren, der auf einer jüdischen Dating-Webseite seine Traumfrau finden will, oder Tommy Espinoza – Ginos Versorger mit Chips, Donuts und Popcorn -, sind ebenfalls herrlich ausgearbeitet. Der Handlungsort Minnesota selbst, der bereits in den ersten Romanen mit Hinweisen auf die extremen Wetterumschwünge geglänzt hat, zeigt sich von seiner staubigsten Seite, da diesmal die Temperaturen tropische Grade erreichen.

Die raffinierte Verstrickung der beiden Handlungsschienen und die Einflechtung von zunächst unwichtig erscheinenden Charakteren, die später große Bedeutung übernehmen, machen das Buch zu einem wahren Vergnügen. Man kann nicht aufhören zu lesen, bangt mit den Polizisten und hofft, dass ihnen die Zusammenhänge rasch klar werden.

Aufmachung

Das Cover wurde an die neue Aufmachung der restlichen Bücher angepasst und mit einem rot-weißen Band ausgestattet. Auf der Rückseite des Buches befindet sich ein Blatt Papier, das mit Nägeln eingeschlagen wurde und die Inhaltsangabe enthält. Das Hardcover wird mit einem Schutzumschlag geliefert, auf dem sich eine Vita und Fotos der Autorinnen befinden. Ein Lesebändchen rundet das herrliche Buch perfekt ab.

Reihenfolge

1. Spiel unter Freunden (Want to Play/Monkeewrench)
2. Der Köder (Live Bait)
3. Mortifer (Dead Run)
4. Memento (Snow Blind)

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Castle (TV-Serie), Detektiv Conan (Manga)


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