Kompakt

Micaela Jary gelingt es, die Farbenpracht von Sansibar sehr gut einzufangen. Leider verlieren darüber aber ihre Charaktere und die Spannung der Geschichte, so dass sich das Buch ungemein in die Länge zieht und dem Leser die Schicksale der Figuren traurigerweise gleichgültig bleiben. Dennoch ist das Buch ein schöner Bericht über Sansibar und man merkt, wie sehr Jary diesen exotischen Handlungsort liebt.

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Autor Micaela Jary
Verlag Goldmann
Erschienen März 2012
ISBN 978-3-442-47666-4
Seitenanzahl 448 Seiten

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Inhalt

1888. Auf einem Schiff nach Ostafrika treffen die Reederstochter Viktoria Wesermann, die Sekretärin des Forschers Dr. Max Seiboldt Antonia Geisenfelder und die Tochter eines Weinhändlers Juliane von Braun aufeinander. Alle drei haben ihre eigenen Gründe nach Sansibar zu reisen, wo sie nach kurzer Zeit auch alle in ihre einzigartigen Abenteuer stolpern. Während Antonia mit ihren Gefühlen zu Dr. Seiboldt kämpft, verfällt Juliane dem charmanten und mysteriösen Prinzen Omar und Viktoria verfolgt ihren Traum, Lehrerin zu werden. Doch das Leben lässt sich nicht so einfach planen …

Stil und Charaktere

Dass Micaela Jary Sansibar liebt, betont sie selbst im Nachwort zum Buch, und das merkt man auch beim Lesen, denn sie beschreibt die Orte und Menschen dort sehr gut. Das große Problem dabei ist, dass sich diese Darstellungen vielleicht für einen Reiseroman oder Reiseführer sehr gut eignen würden, doch für die Art von Geschichte, die sie in ihrem Buch erzählt, ungeeignet ist, denn sie sind von den Figuren und deren Erlebnissen seltsam losgelöst. Die Beschreibungen der Landschaft werden unvermittelt in die Handlung eingeschoben, was aus dem Lesefluss reißt und dazu verführt, weiterzublättern, denn die (wenigen) Konflikte zwischen den Charakteren werden dadurch rüde unterbrochen.

Leider sind auch die Figuren sehr blass geraten, deren Erlebnisse aus der personalen Sichtweise geschildert werden. Juliane ist ein naives Mädchen, das träumerisch veranlagt ist und sich nach einer gleichberechtigten Freundschaft zu Viktoria sehnt. Sie gehört der gleichen Gesellschaftsschicht an wie sie, doch intellektuell und im Ausmaß ihrer Neugier in Bezug auf das sie umgebende Leben sind sie nicht auf der gleichen Wellenlänge. Antonia dagegen entstammt zwar einer niedrigeren Gesellschaftsschicht, ist dafür aber gebildet, was Viktoria reizt. Viktoria, die eigentliche Hauptperson der Handlung, ist vorwitzig, frech und zu intelligent für ihr eigenes Wohl. Diese im Grunde interessante Konstellation bleibt flach, da schon auf der Reise nach Sansibar nicht ersichtlich wird, weshalb die Frauen angeblich eine Freundschaft formen. Es gibt keinerlei Berührungspunkte, an denen sie sich als Gruppe näher kommen. Am ehesten gelingt das noch Antonia und Viktoria durch ihre Gespräche über Wissenschaft, doch Juliane bleibt außen vor, weshalb der Leser sich mit keiner der Frauen wirklich identifizieren kann.

Juliane bleibt naiv und dadurch uninteressant. Einzig ihre Faszination gegenüber Omar sorgt für ein wenig Leben in der Handlung. Antonias Schwärmerei für Dr. Seiboldt wirkt sich äußerst ungünstig auf ihre logische Denkweise aus, wodurch sie sich schon zu Beginn der Handlung grauenhaft hilflos verhält. Viktorias Reise nach Sansibar ist die, die am wenigsten nachvollzogen werden kann, denn ihre Aktion bei der Schiffstaufe im Prolog wirft die Frage auf, weshalb ihr Vater sie nur mit einer Zofe nach Ostafrika reisen lässt. Die Lebenswege der drei Frauen verbinden sich immer wieder, doch ihr Schicksal lässt den Leser eher kalt, denn wirkliche Spannung kommt nicht auf. Selbst die leidenschaftlichen Szenen sorgen eher für Lachen: „[Der Druck seiner Finger] löste eine Flutwelle aus, die sie erbeben ließ und sich zu einem sprudelnden See zwischen ihren Beinen sammelte.“ (S. 95)

So bleibt am Ende ein schales Gefühl zurück, das die Darstellung der wunderschönen Landschaft und die herrlichen Ortsbeschreibungen nicht mindern können.

Aufmachung

Die Klappbroschur zeigt auf dem Cover ein wunderschönes Bild, das zum Träumen einlädt und zum Kaufen animiert. Im Vorsatzpapier befindet sich das Bild eines Strandes. Die vordere Klappe zeigt ein Foto der Autorin mit einer Vita, auf der hinteren wie auch auf der Rückseite des Buches ist die Inhaltsangabe zu lesen. Vor der Geschichte ist eine historische Karte von Sansibar an der Küste Afrikas angebracht, die bei der Orientierung allerdings nicht besonders hilfreich ist, da sie dafür zu unübersichtlich ist. Der Text ist in einen Prolog, drei Teile und einen Epilog gegliedert. Ein ausführliches Nachwort der Autorin beendet den Roman.

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Herzlichen Dank an den Goldmann-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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