Mal wieder war Lazy Literature unterwegs nach Bonn in die Beethovenhalle, wo auch dieses Jahr wieder die Anmiagic stattfand. Leider musste ich bei der Ankunft erstmal erfahren, dass ich zwar das Datum der Messe gut notiert hatte – und mich frühzeitig zwecks Urlaubsplanung informiert hatte -, dabei dann aber verschwitzt hatte, mich auch zu akkreditieren. *seufz*
Aber keine Panik, natürlich bin ich trotzdem rein und habe mich für Euch umgesehen.
Auf die Animagic geht derjenige, der sich für Cosplay und die neuesten Anime interessiert. Auch Videospiele nehmen immer einen großen Raum ein, aber das Rahmenprogramm besteht doch mehr aus Anime und Showgruppen, so dass man den gesamten Tag geschützt vor der heißen Sonne verbringen kann und sich in abgedunkelten Räumen die neuesten Anime ansehen kann.
Daher stand der Freitag neben der obligatorischen Runde bei meinen Verlagskontakten ganz im Zeichen des Hüpfens von Raum zu Raum, um alle Veranstaltungen abgrasen zu können, die interessant waren. Wie immer war natürlich gleich fest eingeplant der Besuch des 17. Kinofilms von „Detektiv Conan“, den es diesmal auf ein amerikanisches Kriegsschiff vor der Küste Japans verschlägt. Dort erhalten die Besucher einen Rundgang und eine Vorführung, die rasch aus dem Ruder läuft, denn nicht nur geht es diesmal um einen Spion, sondern auch um einen kleinen Jungen, der in Gefahr schwebt. Dafür setzt Conan ein neu entwickeltes Gerät des Professors ein, mit dem er auch auf hoher See noch in Ruhe mit seinen Freunden Professor Agasa und Ai, sowie Heiji telefonieren kann.
Eine Fan-Art-Ausstellung, ein Besuch im Händlerraum, in dem alle wie immer in ihrem eigenen Saft schmoren dürfen, und ein ausgiebiges Gelage im Außenbereich, das wie üblich unter dem Motto „Sushi für alle“ hätte stehen können, rundeten den Freitag noch ab.
Dafür war Samstag vollgestopft mit Programmpunkten. Gleich zu Beginn stellte sich die Showgruppe „Ice Cream Killed my Cat“ mit ihrem Stück „East Side Story“ vor. Es spielt im Jahr 1929 in Tokyo, wo der japanische Junge Andō Junnosuke auf die Chinesin Lu Yi Ping stößt. Beide verlieben sich ineinander, aber wer die Assoziation zum Titel verstanden hat, wird schon erahnen, dass es kein besonders gutes Ende für diese aufkeimende Liebe gibt. Hervorragend inszeniert mit zahlreichen Tanzszenen, die sehr gut choreografiert waren, war ich am meisten beeindruckt, dass hier die Tänzer und Schauspieler selbst live auf der Bühne singen – und zwar chinesische und japanische Stücke. Worttechnisch verstehe ich ja leider nur wenig, aber gesangstechnisch waren sie sehr gut. Allerdings traf der Freund des Helden nicht immer die für ihn ein wenig zu tief angesetzten Töne seiner Lieder.
Danach folgte ein weiteres Highlight, nämlich die erste Episode „Fullmetall Alchemist Brotherhood“ (Hagane no Renkinjutsushi Furumetaru Arukemisuto) im Original mit deutschen Untertiteln. Die Geschichte ist allgemein bekannt: Die beiden Brüder Edward und Alphonse Elric verlieren ihre Mutter und setzen Alchemie ein, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Dabei geht einiges schief, so dass Alphonse seinen Körper verliert und Edward einen Arm und ein Bein opfern muss, damit sie beide überleben und Alphonse Seele an eine leere Rüstung gebunden werden kann. Um ihre Körper wiederzuerlangen und den Stein der Weisen zu finden, treten die beiden Jungen der Armee bei, so dass sie in der Anwendung von Alchemie unterrichtet werden. Dabei müssen sie erkennen, dass die Armee einen eigenen Plan verfolgt und nicht jeder das ist, was er zu sein scheint.
Die düstere Geschichte hatte mich ja von Anfang an schon in Manga-Form begeistert, aber die neue Version ist hervorragend dargestellt (Zur Erklärung: Die erste Anime-Version folgte einer eigenen Handlungslinie, da das Manga zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war. Die neue Anime-Umsetzung folgt nun den Ereignissen des Manga). Spannende Effekte durch Wasser- und Feueralchemie kommen durch die Blu Ray erst richtig zur Geltung.
„The Garden of Words“ (Kotonoha no Niwa) ist eine ruhige Geschichte mit geradezu magisch wirkenden Landschaftsaufnahmen eines Gartens im Regen. Schillernde Regentropfen und funkelnde Wasseroberflächen, sattes Grün und mittendrin die sanfte Liebesgeschichte zwischen dem Jungen Takai, der Schuhmacher werden will, und einer Frau, deren Geheimnis ihn anzieht. Sie treffen sich in einer Gartenlaube und teilen anfangs nur wenige Worte miteinander. Der Film lässt sich perfekt in zwei Worten zusammenfassen: „Einfach schööööön!“
„Riddle Story of Devil“ (Akuma no Riddle) beginnt mit einer Trainingseinheit, in der die junge Tokako Azuma auffallend gut abschneidet. Sie ist die perfekte Attentäterin und wird daher in einer Eliteschule in die sogenannte „Schwarze Klasse“ gesteckt, in der sich 12 Attentäterinnen und eine Zielperson befinden sollen. Rasch wird klar, dass die Zeilperson die unschuldige und naive Haru Ichinose sein muss. Tokako teilt sich ein Zimmer mit ihr und kommt nach und nach dahinter, dass Haru eigene Probleme und Geheimnisse hat. Leider gab es nur die erste Folge zu bestaunen, da es wohl ab Folge 2 richtig losgehen wird.
Weswegen ich in der vorherigen Anime-Folge saß, die mir bis dahin gar nichts sagte, war „Psycho Pass“ (Saiko Pasu), von der ich schon sehr viel Gutes gehört hatte. Um die Zeit zu überbrücken, kam mir daher „Riddle Story of Evil“ ganz recht – und es hat sich auch eindeutig gelohnt, dafür im Kino zu bleiben. „Psycho Pass“ ist eine düstere Zukunftsgeschichte, in der die Menschen wie im Film „Minority Report“ bereits vor der Durchführung eines Verbrechens erkannt werden können. Jeder besitzt einen Psycho-Pass, dessen Farbe anzeigt, ob man Gefahr läuft, durchzudrehen oder nicht, so dass man frühzeitig eingreifen kann. Die junge Polizistin Akane wird einer Spezialeinheit von latenten Verbrechern zugeteilt, mit deren Hilfe sie die Auffälligen verhaften oder, falls notwendig, liquidieren soll. Hier war es ganz gut, dass zwei Folgen hintereinander liefen, denn während Folge 1 noch sehr brutal und abschreckend ist, erweist sich Folge 2 als kleiner Einblick in die Gesellschaft und Akanes Alltag, was als Auflockerung und Erholungsphase vor der nächsten Gewalttat sehr gut passt.
Die Bilder und die Animationen sind wunderbar gelungen und werden vor allem Thriller- und Science-Fiction-Fans ansprechen.
Es gab eine kurze Ess- und Trinkpause für mich, denn dann stand schon die nächste Showgruppe an: „Tsuki no Senshi“, die ich letztes Jahr das erste Mal bewundern durfte. Dieses Mal haben sie sich „Neon Genesis Evangelion“ angenommen, einer höchst dramatischen, sehr deprimierenden und zugleich sehr religiös-verschwörungstechnisch angehauchten Serie, die in der nahen Zukunft spielt. Shinji Ikari wird von seinem Vater gerufen, um sich in einen humanoiden Roboter namens Evangelion zu setzen und die Welt vor sogenannten Engeln zu retten. Während der zurückhaltende und unter Selbstzweifeln leidende Junge versucht, allen gerecht zu werden, verliert er viele Freunde, erlebt schreckliche Dinge und ist am Ende doch derjenige, der entscheidet, wie es mit der Welt weitergeht.
Die Geschichte an sich ist bereits sehr bedrückend, was diejenigen wissen, die den Manga gelesen oder den Anime gesehen haben. „Tsuki no Senshi“ allerdings gelingt es, auflockernde Momente in die Dramatik zu bringen und hatte einige Lacher auf ihrer Seite. Auch schafften sie es durch raffinierten Einsatz der Leinwände und darauf projizierter Ausschnitte aus dem Anime den fast unmöglich scheinenden Eindruck zu erwecken, dass die Charaktere auf der Bühne wirklich in ihren Riesenrobotern sitzen. Die Handlung wird durch Tanzeinlagen untermalt, bei denen die Crew nicht nur japanische, sondern auch Lieder aus den Charts und allgemein bekannte Songs benutzt.
Es war eine tolle Erinnerung an meine frühen Manga-Jahre, da zu Beginn das Titellied der Serie gespielt wurde, das ich noch heute auswendig mitsingen kann – hach ja, Memories …
Später am Abend gab es schließlich noch „Space Pirate Captain Harlock“ (Uchū Kaizoku Kyaputen Hārokku), einen Computeranimierten Science-Fiction-Film, der mitunter an „Final Fantasy – The Spirits Within“ erinnerte. Ein junger Mann schließt sich der Piratencrew des berüchtigten Captain Harlock an, der einen eigenen Plan verfolgt, um die gesamte Galaxie wieder in ihre Ausgangslage zu versetzen. Die Animationen waren atemberaubend, die Weltraumschlachten gigantisch, und es machte großen Spaß, das allgemeine Prusten zu hören, als eine obligatorische Duschszene der weiblichen Hauptfigur gezeigt wurde, die mit dem Handlungsverlauf so rein gar nichts zu tun hatte. Auch die sehr dramatischen Wirbel mit seinem Mantel machten Harlocks Auftritte zwischendurch ein wenig amüsant – etwas, das nicht von der Großartigkeit des Filmes insgesamt ablenkte.
Rechtschaffen kaputt verließen dann die meisten das Kino – inzwischen war es 23.00 Uhr – und die Hardcore-Leute blieben noch für einen weiteren Film.
Damit schließe ich meinen Report und freue mich jetzt schon auf die nächste Messe, auf der es wieder ein ausgeprägtes Rahmenprogramm gibt!