Kompakt

Glauben mal anders: Diese Biografie einer unkonventionellen Pastorin zeigt, dass Kirche auch modern und lebensnah sein kann. Nadia Bolz-Webers „Church for all Sinners and Saints“ ist das Ergebnis einer spannend zu lesenden, spirituellen Achterbahnfahrt.

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Nadia Bolz-Weber – Pastrix
Autor Nadia Bolz-Weber
Verlag Jericho Books
Erschienen September 2013
ISBN 978-1-45552-708-3
Seitenanzahl 224 Seiten

Inhalt

Aufgewachsen in einem fundamentalistisch christlichen Elternhaus hatte Nadia Bolz-Weber als Teenager nur eines im Sinn: Rebellion. Doch als das Leben ihrer musikalischen Idole Wirklichkeit wurde, entpuppt sich das Idyll eher als Hölle: Alkohol- und Drogenmissbrauch, kommunenhaftes Hippie-Dasein und ein sinnfreies Vor-Sich-Hin-Vegetieren – bis sie einer Freundin zum Trotz zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker geht und bei ihnen bleibt. Dort entdeckt sie den Glauben wieder, weiß jedoch nicht so recht, wie sie darauf reagieren soll.

Obwohl sie negative Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht hat, wird Nadia wieder neugierig darauf, wer sich hinter Gott verbirgt und versucht sich in mehreren christlichen Lehren. Bei den Lutheranern wird sie durch ihren Mann Matthew schließlich fündig und gründet 2008 die „Church for all Sinners and Saints“, eine Missionsgemeinde der ELCA (Evangelical Lutheran Church in America) in Denver.

Stil und Verständnis

Ich wurde auf die Geschichte von Nadia Bolz-Weber über einen ZEIT-Artikel namens „Kirche muss seltsam sein“ aufmerksam. Das Interview entstand anlässlich des evangelischen Kirchentages und der aktuellen Veröffentlichung ihrer Biografie auf Deutsch. Diese erschien im Mai beim Brendow-Verlag unter dem Titel „Ich finde Gott in den Dingen, die mich wütend machen. Die Pastorin der Ausgestoßenen“.

Aus der Lust am Englischen heraus entschloss ich mich zu dieser Version und habe es beim Lesen nicht bereut. Nadia Bolz-Weber schreibt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Sie besitzt eine richtige Schnodderschnauze: Sie sagt, was sie denkt, und scheut sich nicht, eigene Fehler zuzugeben – und von diesen hat sie trotz ihrer Tätigkeit als Pastorin einige: „Suddenly, in that moment, all I could think was: What the hell am I doing? Seminary? Seriously? With a universe this vast and unknowable, what are the odds that this story of Jesus is true? Come on, Nadia, it’s a fucking fairy tale. And in the very next moment I thought this: Except that throughout my life, I’ve experienced it to be true.“ (S. XVI)

Ihre Achterbahnfahrt beschreibt sie nicht chronologisch, sondern thematisch: Angefangen über ihr erstes Treffen bei den Anonymen Alkoholikern und der Wende, die das in ihrem Leben ausgelöst hat, das erste Treffen mit ihrem Ehemann Matthew, den sie als Einhorn bezeichnete, bis hin zum ersten Treffen mit der Lutherischen Kirche, in der sie sich zum ersten Mal spirituell Zuhause gefühlt hat. Und die vielen ersten Male werden mit ihrem Entschluss, Pastorin zu werden, nicht weniger.

Der Titel des Buches – Pastrix – ist eigentlich ein Pejorativ, der positiv konnotiert wurde: „1). A term of insult used by unimaginative sections of the church of define female pastors. 2). Female ecclesiastical superhero: Trinity from The Matrix in a clerical collar. „What on earth was that noise?“ „A pastrix just drop-kicked a demon in the seventh circle of hell!“ 3). Cranky, beautiful faith of a Sinner & Saint.“ (NewWineskinsDictionary.com)

Die Beschreibungen passen zu der ungewöhnlichen Pastorin, die menschlich, sympathisch und so lebensnah rüberkommt, dass man beim Lesen beinah ihre Stimme im Ohr hört. Ihre Erlebnisse laden zum Lachen, Weinen oder Nachdenken ein und machen vor allem klar: Gott ist da, auch wenn das Dunkel gerade überhand nimmt und kein Mensch perfekt ist, erst recht nicht die Pastorin … Wer also Lust auf Entdeckungsreise mit dem Glauben hat und sich noch dazu in Richtung LGBTQ interessiert, trifft mit Nadia Bolz-Weber auf eine spannende Persönlichkeit und eine ebenso faszinierende Biographie.

Aufmachung

Das gelbe Hardcover besitzt einen Schutzumschlag, dessen Design an das mittelalterlicher Schriften angelehnt ist. Auf der Rückseite befinden sich eine Erläuterung des Titel-Nomens sowie drei Zitate.

Der Inhalt setzt sich aus einem Vorwort, 19 Kapiteln und einer Danksagung zusammen.

Ähnliche Titel

„Salvations on the Small Screen?: 24 Hours of Christian Television“ (Nadia Bolz-Weber – Sachbuch); „Nachtgedanken eines Beichtvaters“ (Tomás Halík – Sachbuch); „In meinem Herzen Feuer“ (Johannes Hartl – Sachbuch); „Gott braucht dich nicht“ (Esther Maria Magnis – Sachbuch)

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