Peter Taylor ist der Autor eines wundervollen Buches namens „Projektmanagement für Faulenzer“ (The Lazy Project Manager) und „The Lazy Winner“. Obwohl er über Faulheit schreibt, hat er die Anstrengung auf sich genommen, ein paar Fragen für Lazy Literature zu beantworten. (Foto: Copyright Rebecca Dawe Photography)
Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
Es ist mir ein Vergnügen – danke, dass Sie an mich gedacht haben.
Was an dem Wort „faul“ fasziniert Sie?
Es ist eine gute „Schlagzeile“, die Menschen neugierig auf das macht, was man zu sagen hat. Es scheint konträr zu allem zu sein, was richtig sein sollte, weshalb viele ein wenig mehr darüber wissen wollen: Was genau meine ich damit, faul zu sein, und wie kann das auf positive Art umgesetzt werden?
Aber sehr rasch habe ich „produktiv“ zu dem „faul“ hinzugefügt, da ich auf keinen Fall über wirkliche Faulheit spreche, was implizieren würde so wenig wie möglich zu tun, Arbeit zu vermeiden und nicht das zu erreichen, was erledigt werden muss. Ich spreche von effektiven Tätigkeiten und dem Erreichen von Erfolg durch einen angemessenen Aufwand – indem man eben klüger und nicht härter arbeitet.
Wann begann Ihr Interesse an professioneller Faulheit?
Eigentlich begann alles mit einer Beleidigung durch meinen Manager. Zu der Zeit arbeitete ich an einem Trainingsprogramm für unsere Projektmanager, die sich über ganz Europa verteilten. Eine der üblichen Fragen war: „Wie schaffen Sie es, so gelassen zu wirken und zugleich ein großes Projekt mit hundert weiteren Unterprojekten zu leiten?“ Dazu kam noch die simple Beobachtung, dass ungefähr halb der Projektmanager ziemlich erfolgreich waren, aber vernünftige Arbeitszeiten hatten – 40 Stunden pro Woche oder so -, und die andere Hälfte genauso erfolgreich war, aber 50-70 Stunden-Wochen arbeiteten. Ich war von diesem Verhalten fasziniert.
Ich war auf der Rückreise von Milan, Italien, und reiste mit meinem Manager. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir über die letzten 15 Jahre hinweg gemeinsam in drei verschiedenen Firmen gearbeitet und er kannte mich sehr gut. Als wir uns über das unterhielten, was wir im Leben tun wollten, erwähnte ich, dass ich gerne schrieb und Präsentationen/Reden hielt und das Spaß machen könnte. Er stimmte mir zu, dass ich darin vermutlich sehr gut wäre, aber dass ich zu „faul“ dafür sei.
Und da war es – eine Beleidigung? Vielleicht, aber es war mehr eine Erkenntnis, da er den Schlüssel gefunden hatte, um meine Herangehensweise an meine Arbeit und mein Leben zu beschreiben.
Aus diesen beiden Quellen stammte „Projektmanagement für Faulenzer“ und die Welt der „produktiven Faulheit“.
Die Frage, ob ich schon immer „professionell faul“ gewesen bin, kann ich vermutlich mit Nein beantworten. Sicherlich arbeitete ich anfangs beim Projektmanagement hart und ausdauernd, aber nachdem ich ein großes Dreijahresprojekt abgeschlossen hatte, blickte ich zurück und sann über die Anstrengungen nach, die ich auf mich genommen hatte, um das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Ich begriff, dass sehr viel von dem, was ich getan hatte, nicht notwendig gewesen war, und ich oftmals Arbeit für mich selbst geschaffen hatte, die entweder nicht wirklich wichtig gewesen war oder die andere hätten für mich tun können – und das, um ehrlich zu sein, vermutlich besser als ich.
Ihr Buch „Projektmanagement für Faule“ ist ein sehr praktischer Führer für Projektmanager, die klüger arbeiten wollen. Wie denken Sie über andere Veröffentlichungen über „Faulheit“, wie beispielsweise „Einfach liegen lassen“ (The Art of Procrastination) von John Perry, „The Lazy Way to Success“ (The Lazy Way to Success) von Fred Gratzon und Bücher von Tom Hodgkinson?
Freds Buch habe ich gelesen, nachdem „Projektmanagement für Faulenzer“ veröffentlicht wurde, und habe mich sehr amüsiert. Es ist lustig und respektlos und jedes Buch, das mit der Warnung erscheint „Dieses Buch enthält Ideen, die gefährlich für Ihre aktuelle Lebensführung sein könnten.“ muss es wert sein zu lesen.
„Einfach liegen lassen“ habe ich nicht gelesen, aber eine rasche Überprüfung hat ergeben, dass es einen ironischen Stil zu haben scheint, daher werde ich mir das später wohl etwas genauer ansehen. Ich liebe Brian Tracys Bücher und besonders „Eat that Frog“ (Eat that Frog), das komplett davon handelt, nicht zu faulenzen.
Und Toms Bücher sind witzig, besitzen aber einen leicht anderen Blickwinkel auf das Thema „Faulheit“.
Insgesamt glaube ich, dass wir konditioniert werden zu glauben, dass Anstrengung und noch mehr Anstrengung für alles benötigt wird, und das frisst unsere Leben bis zu dem Punkt auf, an dem es keine wirkliche Balance mehr gibt und auch kein wirklicher Nutzen mehr aus unserem Einsatz gezogen werden kann.
Alle Bücher, Präsentationen, Workshops, Artikel oder Diskussionen, die die Leute dazu bringen, anders zu denken, müssen etwas Gutes sein.
Was hat Sie dazu gebracht, „The Lazy Winner“ zu schreiben, worin Ihre Erkenntnisse auf das Privatleben übertragen werden? (Lesen Sie hier eine kostenlose Leseprobe des englischen Buches.)
Als ich auf immer mehr Events überall auf der Erde sprach, baten mich die Menschen, die das ganze „Faulheits“-Konzept mochten, um mehr Hinweise, wie man „faul“ sein konnte, und auch ob es nur auf das Projektmanagement anwendbar ist.
Das ist natürlich nicht der Fall. Ich habe nur zufällig ein Projektmanagement-Buch geschrieben, weil ich ein Projektmanager war. Daher luden mich meine Verleger, basierend auf dem Erfolg von „Projektmanagement für Faulenzer“, ein, ein zweites Buch zu schreiben, das schließlich den Titel „The Lazy Winner“ (Der faule Gewinner) erhielt – Wie man mehr mit weniger Aufwand erreicht und Erfolg in der Arbeit und im Privatleben hat, ohne herumzurennen wie ein kopfloses Huhn oder 100 Arbeitsstunden zu investieren!
„Projektmanagement für Faulenzer“ wurde als ein Führer beschrieben, um „sich selbst effektiv zu managen, während man Projekte managt“. „The Lazy Winner“ handelt davon, sich selbst effektiv zu managen, um das eigene Leben erfolgreich zu managen – mit einer Balance zwischen Arbeit und Privatleben und all den anderen Anforderungen, die es da draußen gibt und die auf einen zukommen.
In Deutschland war Timothy Ferriss mit „Die 4-Stunden Woche“ (The 4-Hour Workweek) lange Zeit auf den Bestsellerlisten vertreten. Warum glauben Sie hat sich das Interesse an Zeitersparnis und Faulheit in den letzten Jahren erhöht?
Interessanterweise ist Deutschland ebenfalls einer meiner größten Märkte. Tatsächlich wurde „Projektmanagement für Faulenzer“ 2010 ins Deutsche übersetzt und verkauft sich weiterhin gut sowohl in der original englischen und der übersetzten deutschen Version. Das hat mich anfangs ein wenig erstaunt, da es nicht besonders „deutsch“ zu sein scheint, oberflächlich betrachtet, aber vielleicht gibt es unter der Oberfläche eine geheime Rebellion, „faul“ zu sein?
Der Anstieg des Interesses auf diesem Gebiet entstammt normalerweise der Erkenntnis, dass es mehr im Leben gibt als Arbeit – eine starke Arbeitsethik aus den 80er/90er Jahren vielleicht – und dass, obwohl die Arbeit getan und gut getan werden muss, um die Karriere voranzubringen, es andere, genauso wichtige Aspekte für ein glückliches Leben gibt.
Aber das ist nicht besonders neu. Ich wurde ein wenig von Robert Heinleins Kurzgeschichte „The Tale of the Man Who Was Too Lazy to Fail“ (erschienen in „Die Leben des Lazarus Long“ (Time Enough For Love)) von 1973 inspiriert. Es ist eine lustige Geschichte, die lose auf einigen seiner persönlichen Erfahrungen in der US Naval Academy beruht. In der Geschichte begreift ein junger Officer, dem eine bestimmte Aufgabe übertragen wird, dass die mühsame Art, in der die Menschen diese bisher ausübten, kurzsichtig gewesen ist. Also findet er Abkürzungen, um seine Arbeit leichter zu machen, weil er so unglaublich faul ist, aber da er seine Arbeit besser und schneller erledigt, wird er wieder und wieder befördert.
Wie hat die „Faulheit“ Ihr eigenes Leben beeinflusst?
Ich habe das Gefühl, dass sie mir erlaubt hat, einige Dinge zu tun, die ich schon immer tun wollte – schreiben und auf der ganzen Welt Reden halten – und dabei sowohl meine Familie finanziell zu unterstützen als auch all meinen Vater/Ehemann-Pflichten nachzukommen, die mein Leben lebenswert machen.
Sie hat mir also erlaubt, gelassener gegenüber Herausforderungen und den schwierigen Momenten zu sein, denen wir uns alle von Zeit zu Zeit stellen müssen.
Wie finden Sie die Zeit, Bücher zu schreiben, während Sie ein sehr geschäftiges Leben leben?
Die Antwort darauf ist: „Produktive Faulheit“ funktioniert!
Ich durchdenke meine Bücher, bis ich mich zum Schreiben hinsetze und habe daher normalerweise drei oder vier Buchprojekte gleichzeitig laufen. Wenn ich schreibe, schreibe ich sehr schnell (und muss dann schreiend durch den Überarbeitungsprozess gezerrt werden – ich sollte zu diesem Zeitpunkt all meinen Verlegern/Herausgebern danken, dass sie es mit mir aushalten).
Da ich sehr viel reise, gibt es immer Zeit im Flugzeug oder in einem Flughafen, um meine Gedanken zusammenzustellen. Ich habe inzwischen auch mit einigen großartigen Leuten rund um den Globus eine Schreibpartnerschaft begonnen, um die schöne Last zu teilen.
Lesen Sie in Ihrer Freizeit oder bevorzugen Sie Hörbücher, um Zeit zu sparen? Was sind Ihre Lieblingstitel?
Ich lese „richtige“ Bücher und eBooks, höre aber auch Hörbücher – es hängt davon ab, wo ich bin und was ich tue. Hörbücher sind beispielsweise großartig beim Reisen.
Ich werde momentan darum gebeten, zahlreiche Wirtschaftsbücher zu rezensieren und das macht Spaß, aber zum Vergnügen lese ich Thriller.
Jo Nesbo ist derzeit einer meiner Favoriten mit seiner Serie um Harry Hole.
Ich liebe auch den „freien“ eBook-Marketing-Ansatz, den Amazon praktiziert. Ich habe das mit meinen eigenen Büchern gemacht. Ein neues Buch erscheint und wird für eine bestimmte Zeit kostenlos angeboten, bevor es einen Preis erhält. Wenn man sich aber regelmäßig die Top 100 der kostenlosen Downloads ansieht, kann man einige großartige Schnäppchen machen – und es erlaubt einem, neue Autoren auszuprobieren. Der Vorteil ist, dass es ein Buch bekannt macht und man oft loszieht, um andere Bücher des Autors zu kaufen – daher ist es eine für beide Seiten vorteilhafte Situation.
Was können wir Leser zukünftig von Ihnen erwarten?
Ich habe gerade ein ganz anderes Buch namens „The Thirty-Six Strategems: A Modern Interpretation of a Strategy Classic“ geschrieben. „Die 36 Strategeme“ sind ein chinesischer Aufsatz, der eine Reihe von strategischen Kniffen vorstellt, die in der Politik, im Krieg und im Privatleben benutzt werden – sehr oft auf unorthodoxe Weise. Ich habe diese Aufsätze aktualisiert, um sie auf das moderne Leben und den Erfolg anzuwenden.
Abgesehen davon arbeite ich an einem zweiten Kinderbuch nach „The Dance of the Meerkats“ und drei neuen Projektmanagementbüchern – „Strategies for Project Sponsorship“, „Project Branding“ und „Delivering Successful PMOs“ -, die alle 2013 erscheinen werden. Und schließlich wird mein erstes selbstveröffentlichtes Buch über Projektmanagementspaß mit dem Titel „Project Management Fun“ hoffentlich auch in diesem Jahr erscheinen.
Danke für Ihre Zeit!
Vielen Dank.