Haemmerle_2014Monja Hämmerle hat im Schirner-Verlag ein Buch über den Hula-Tanz veröffentlicht. Für Lazy Literature hat sie sich die Zeit für ein paar Fragen dazu genommen. (Fotos: Copyright Monja Hämmerle)

Sie haben im Schirner-Verlag ein Buch über Hula-Tanz veröffentlicht. Wie kam es dazu, dass Sie sich für Hula interessiert haben?

Mein Interesse für Hula erwachte, nicht wissend, was er eigentlich ist und bedeutet. Nach meiner Ausbildung zum Lomi Lomi Nui Practitioner hatte ich das Bedürfnis, mehr über Hawai’i, seine Kultur und seine Spiritualität zu erfahren. Die Lomi Lomi Nui ist eine rituelle Massage, die den Prinzipien der Hawaiischen Lebensphilosophie entspringt. Sanft wird der Körper zu den Klängen hawaiischer Musik mit warmen Ölen geknetet und bewegt, schenkt ihm neue Kraft und Schönheit und weckt die Lebensfreude! Dieses Heil- und Reinigungsritual vermittelt dir ein Gefühl der Ganzheit von Körper-Seele-Geist und das tiefe Bewusstsein: Ich bin richtig!

Mir war und ist es wichtig, die Lomi Lomi in Dankbarkeit und Respekt Hawai’i gegenüber auszuführen, und aus diesem Empfinden heraus, ahnte ich vage, dass da der Hula eine entscheidende Rolle spielt, um ein Gefühl für Hawai’i zu bekommen. Durch den Hula entwickelte ich einen tieferen Bezug zu Hawai’i, begann mich auch mit der Kultur, der Philosophie und der Sprache zu beschäftigen.

In dem Buch beschreiben Sie auch Traditionen in Hawai’i und verschiedene Mythen und Rezepte. Wie kam es zu dieser faszinierenden Mischung?

In diesem Buch habe ich einiges von dem zusammengetragen, was es Wissenswertes über Hula gibt. Da aber Hula ein getanzter Ausdruck einer lebendigen Kultur ist, gehört selbstverständlich auch ein bisschen Wissen über Hawai’i mit dazu. Ich habe mich auch gefragt, was ich alles wissen wollte, als ich mit Hula tanzen angefangen habe. Es gab nämlich bisher kein deutsches Buch über Hula, und das Internet gab damals auch noch nicht soviel her. Da hat sich in der Zwischenzeit viel getan.

Da Hula fest in der Spiritualität Hawai’is verankert ist, habe ich auch einige Mythen hinzugefügt. Hula ist aber auch ein lebendiger Bestandteil des hawaiischen Alltags und wird bei jeder Gelegenheit getanzt, so auch bei den häufigen Lū’au, darum die Rezepte.

Haemmerle_2014_02Was gefällt Ihnen am Hula besonders und an Hawai’i?

Nachdem ich endlich (endlich, weil ich schon längere Zeit eine Gelegenheit suchte, Hula tanzen zu lernen) meiner Lehrerin Andrea Lani Grießer begegnet war, und die ersten Hula-Choreographien tanzen lernte, merkte ich, dass da noch viel mehr dahintersteckt. Hula ist viel mehr als ein Tanz, er ist Lebensinhalt und getanztes Gebet, eine Lebensart, die dein ganzes Sein umfasst; Körper, Geist und Seele! Meditation in Bewegung, und gleichzeitig bringt er dich mit einer ganzen Palette von Gefühlen in Kontakt. Da jedes Lied ein anderes Thema behandelt, und du dich beim Tanzen ganz damit verbindest, bietet Hula eine Möglichkeit, sich mit vielen Gefühlsebenen auseinanderzusetzen. Das fühlt dann auch der Zuschauer. Wenn du dich ganz auf Hula einlässt, dann kann er alles für dich sein.

An Hawai’i fasziniert mich vor allem das gelebte Aloha. Aloha, diese Lebensphilosophie von Respekt und Achtung. Ich hatte einmal einen hawaiischen Gast und wir flochten gemeinsam Armreifen aus Palmblättern. Ungeduldig rief ich aus, dass ich einen Fehler gemacht hätte. Aber er sagte nur: „Oh, no! You did just another way!“ (Du hast es nur auf eine andere Art gemacht.) Dahinter war ein tiefer Respekt zu spüren, es ist Ok so. Es gibt kein Falsch!

Gibt es schon ein neues Buchprojekt, an dem Sie arbeiten und falls ja, welches? Falls nein, was steht bei Ihnen als nächstes an?

Ein neues Buchprojekt gibt es noch nicht. In diesem Jahr möchte ich noch meine Ausbildung zur Schwitzhüttenleiterin abschließen. Auch sind Seminare und Workshops geplant, sowohl Huna & Hula, als auch Lomi Lomi Nui betreffend. Nächstes Frühjahr gibt es ein Retreat auf Mallorca mit den Themen Huna & Hula. Alle Informationen dazu findet man auf meiner Homepage www.hausdeswirkens.com

Haemmerle_2014_03Wie kommen Sie an neue Informationen und Techniken, was den Hula angeht? Reisen Sie regelmäßig nach Hawai’i?

Im Austausch mit meiner Hulafamilie tauche ich immer tiefer in das Thema Hula ein. Neue Choreographien lerne ich bei verschiedenen Lehrern, darunter auch Hawaiianer, die in immer grösserer Zahl Europa besuchen und uns in Workshops ihr Wissen weitergeben. Aber im Moment geht es für mich nicht hauptsächlich darum neue Choreographien zu lernen, sondern das bereits Gelernte zu vertiefen und zu trainieren. Ich tanze fast täglich Hula, schaue mir immer wieder Videos an, um meine Technik zu verfeinern. Zusätzlich ermöglicht mir das, mich immer tiefer mit dem Hula zu verbinden.
Nach Hawai’i will ich dann, wenn meine Kinder groß genug sind, und ich mir wirklich Zeit nehmen kann.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Schirner-Verlag?

Die Zusammenarbeit wurde hauptsächlich durch Jeanne Ruland lanciert. Sie wurde von Heidi Schirner gefragt, ob sie wen wisse, der ein Buch über Hula schreiben würde. Sie hat mich vorgeschlagen, und wir kamen zusammen.

Haben Sie Empfehlungen für Ihre Leser und Neugierige auf den Hula, wie man am besten einsteigen oder was man am besten lesen sollte?

Ein Einstieg in Hula funktioniert nur mit einem Lehrer. Dazu habe ich eine Liste im Buch für den deutschsprachigen Raum. Wer in seinem Gebiet nicht fündig wird, darf sich gerne an mich wenden. Ich bin, wenn möglich, bei der Suche behilflich. Eine andere Möglichkeit sind die DVD’s von RealHula, die einen fundierten Unterricht bieten; sowohl für die Basics, die Schritte, als auch für ganze Choreographien. Diese kann man im Internet bestellen.
Wie bereits erwähnt, gibt es vorläufig auf deutsch nur mein Buch „Hula – Tanz der Seele“ zu diesem Thema. Auf englisch würde ich vor allem „Kumu Hula – Roots and Branches“ von Dr. I. W. Stagner empfehlen, welches viel Grundwissen vermittelt. Das Buch „The Art of the Hula“ von Allen Seidel, ebenfalls auf englisch, bietet zusätzliche Informationen, viele Originaltexte aus der Zeit der Entdeckung Hawai’is, aber auch wunderschöne Bilder fürs Auge.

Welches besondere Erlebnis verbinden Sie mit dem Hula?

Letztes Jahr habe ich mit einer Hulafreundin an einem Workshop mit Keali’i Reichel in Wien teilgenommen. Das ist wohl der berühmteste Sänger und Kumu Hula (Lehrer) von Hawai’i. Mehrere Jahre nacheinander hat sein Halau (Schule) Preise am Merrie Monarch Festival abgeräumt. Zum Abschluss dieses Tages setzte er sich mit einer Gitarre in die Mitte und begann die ersten Akkorde von Kawaipunahele anzuschlagen. Ohne zu Zögern traten meine Bekannte und ich nach vorn und tanzten neben ihm Kawaipunahele! Das ist ein unbeschreibliches Erlebnis!

Möchten Sie Ihren Lesern noch etwas mitteilen?

Egal aus welchem Grund du dich fürs Hula tanzen interessierst, dieses Thema sollte mit Liebe und Respekt gehandhabt werden. Ob du nur ein bisschen tanzen willst, weil dir die weichen Bewegungen gut gefallen, oder ob du tiefer eintauchen willst: Aloha ist der Schlüssel!
Wir werden niemals so perfekt Hula tanzen, wie eine Hawaiianerin, die es schon von Kind auf bei der Grossmutter gelernt hat. Aber das braucht es auch nicht. Wichtig ist das Gefühl, das beim Hula verkörpert wird, dass es Spaß macht, und einem Zufriedenheit vermittelt. Und wenn es dann auch wie Hula ausschaut, dann ist es perfekt!

Vielen Dank für das Interview.