Micaela Jary 01Micaela Jary hat sich mit „Sehnsucht nach Sansibar“ in die Herzen ihrer Leser geschrieben. Aktuell steht „Das Bild der Erinnerung“ in den Regalen der Buchhandlungen, aber da gab es noch einige andere Romane, zu denen es natürlich viele Fragen zu beantworten gilt. Glücklicherweise hat Jary sich die Zeit für Lazy Literature genommen. (Foto: Copyright Rossiegraphie)

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.
Sie sind Teil des Autorenkreises DeLiA und im Syndikat. Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus?

Es ist erstmal wie der Kollegenkontakt im Geschäft, Büro, Firma. Wir tauschen uns via Mailingliste oder Facebook aus, manchmal auch am Telefon. Da kann man dann durchaus sehr viel Zeit mit virtuellem Quatschen vertrödeln. Aber es ist eine wunderbare Möglichkeit für einen einsam an seinem Schreibtisch arbeitenden Autor, sich mit Kollegen auszutauschen. Und das nicht nur, um den neuesten Branchenklatsch zu erfahren, sondern auch, um sich mal gegenseitig auf die Schulter zu klopfen, auch zu trösten, Recherchefragen zu beantworten, Tipps zu geben. Ohne den Rat einer inzwischen sehr berühmten Kollegin etwa wäre ich niemals zu der wunderbaren Literaturagentin gekommen, die mich seit inzwischen vier Jahren vertritt.

Ihre Faszination gilt vor allem Süd- und Ostafrika. Was begeistert Sie daran besonders?

Die Weite, die Farben, die Landschaft, natürlich die unglaubliche Tierwelt. Mich berühren die Menschen, ihre Gelassenheit. Die oftmals so andersartige Kultur fasziniert mich.

„Sehnsucht nach Sansibar“ war ein Love & Landscape-Roman. Nun begeben Sie sich mit „Das Bild der Erinnerung“ in gänzlich andere Gefilde. Was daran hat Sie so sehr angesprochen, dass Sie diesen Roman unbedingt schreiben mussten?

Das Genre gefällt mir, dieser zeitliche Wechsel der Handlungsebenen hat etwas. Außerdem erschien mir diese Verbindung aus Vergangenheit und Gegenwart eine vortreffliche Möglichkeit, mich mal mit einer Geschichte zumindest zweitweise im Jetzt aufzuhalten.

Wie kamen Sie ursprünglich auf die Idee, Cornwall und das Berlin der Nachkriegszeit miteinander zu verbinden?

Jary_Museum

Die Autorin im Alliierten-Museum

Cornwall war der Wunsch meines Verlags. Ursprünglich hatte ich diesen Teil der Geschichte in der Provence angesiedelt. Ich stimmte dem Änderungswunsch nach erstem Zögern zu, weil die Geschichte mit einem britischen Besatzungsoffizier schließlich besser funktionierte. Franzosen hatten historisch doch noch ein ganz anderes Verhältnis zu uns Deutschen. Dennoch gab es auch zwischen deutschen Mädchen und französischen Soldaten oder Offizieren Liebesverhältnisse. Aber das war halt alles schwieriger und auch das Fraternisierungsverbot fiel später.

Sie sind derzeit an der Arbeit an einer Familiensaga. Können Sie Ihren Lesern schon ein klein wenig darüber verraten oder ist das alles noch ein Geheimnis?

Es ist ein Geheimnis bis zum Erscheinen des nächsten Goldmann Programms, was im Dezember der Fall sein wird. Aber ich kann eine kleine Geschichte zu diesem Roman erzählen: Es ist eine Geschichte, die ich schon einmal mit 16 oder 17 Jahren geschrieben habe und die damals nicht veröffentlicht wurde. Natürlich gehe ich heute routinierter an die Arbeit und es stimmt auch nicht alles 1:1 überein, aber sehr viel. Insofern schließt sich hier gerade ein Kreis.

Was an Lesungen ist für Sie der beste Moment?

Der schönste Moment ist der, wenn ich das Gefühl habe, dass ich die Zuhörer erreiche. Wenn beispielsweise an der richtigen Stelle gelacht wird. Und dann natürlich der Applaus, das ist doch klar.

Erhalten Sie viel Leserpost und beantworten Sie sie alle?

Ich versuche, Leserpost so rasch wie möglich zu beantworten, aber ich bin leider kein Büro-Genie und etwas chaotisch in solchen Dingen. Allerdings weiß ich nicht, was viel Leserpost ist. Wahrscheinlich erhalte ich nur wenige Briefe. Anfragen verteilen sich heute ja auch ein bisschen, viel läuft inzwischen über Facebook, da bin ich durchaus mit Leserinnen und Buchbloggerinnen „befreundet“ und der Austausch geht schneller und einfacher.

Sie haben unter dem Namen Gabriela Galvani „Die Hüterin des Evangeliums“ und „Die Seidenhändlerin“ geschrieben. Wird es von Ihnen weitere historische Romane geben oder liegen die derzeit auf Eis?

Ich habe auch unter meinem richtigen Namen historische Romane geschrieben, darunter meinen – wie ich finde – zweitbesten Roman „Die Pastellkönigin“. Vor geraumer Zeit hatte ich das Gefühl, ich bin ausgebrannt, ich mag nicht mehr. Aber heute denke ich öfter mal wieder daran und finde auch zufällig immer mal wieder einen schönen historischen Stoff, der mich reizen würde. Leider sind die Verlage im Moment nicht so überzeugt von diesem Genre, so dass ich wohl noch eine Warteschleife drehen muss.

Möchten Sie Ihren Lesern noch etwas mitteilen?

Zunächst möchte ich mich bei allen meinen Leserinnen und Lesern für ihr Interesse an meinen Romanen bedanken. Und ich hoffe sehr, dass wir noch lange eine Einheit bilden. Denn das sind wir – ohne Leser würde ich nicht schreiben. Ich bin nicht der selbstvergessene Autor, der für die Schreibtischschublade schreibt und eine Befriedigung allein aus dem Prozess des Schreibens gewinnt. Ich muss schon auch wissen, dass da draußen – also außerhalb meines Arbeitszimmers – irgendjemand ist, der sich an meinen Texten erfreut und davon unterhalten wird. Dafür arbeite ich!

Vielen Dank für das Interview.