Laura LayLaura Lay ist eine Autorin, die sich einen Namen mit erotischen Novellen gemacht hat. Unter ihrem Pseudonym erscheinen diverse literarische Erotikerzählungen, die hoch gelobt wurden. Für Lazy Literature stand sie Frage und Antwort. (Fotos: rechtes Autorenfoto-Copyright Michael Schuster/pixelio; Slide-Copyright Pavstern/pixabay)

Du schreibst erotische Erzählungen. Wie kam es zu dieser Genre-Wahl?

Laura Lay ist ein Pseudonym. Ich schreibe unter meinem Realnamen in anderen Genres.

In den letzten Jahren zwar vorwiegend All-Age-Thriller und Fantasy, aber nicht nur das, sondern auch realistische Entwicklungsromane und Kurzgeschichten, sogar eine Sammlung mit Liebesbriefen ist dabei.

Erst vor ca. fünf Jahren habe ich mich verstärkt in den Jugend- bzw. All-Age-Bereich hineingeschrieben. Ich möchte die erotischen Texte durch das Pseudonym „Laura Lay“ schlicht abgrenzen, damit meine jüngeren Leser/innen nicht plötzlich zu einem Buch greifen, nur weil mein Name darauf steht, das aber für ihr Alter nicht geeignet ist.

Kurz gesagt ist es wohl einfach so, dass ich immer wieder verschiedene Formen und Inhalte schreibe, um mich künstlerisch herauszufordern. Gute Erotik zu schreiben ist (anders als man vielleicht denkt) ziemlich schwer. Man kippt leicht in ein ungutes Extrem ab: ins Plump-Vulgäre oder ins Verhuscht-Säuselnde. Die Kunst ist, die Balance finden. Und zu halten.

Beim Schreiben von erotischen Texten besteht die Herausforderung für mich darin, eben nicht über Sex zu schreiben, sondern über das, was die Erotik in meinen Augen ausmacht: die Verführung. Das Prickeln. Und das bedeutet, dass die Figuren nicht auf Geschlechtsteile reduziert werden, sondern dreidimensional sind, eine Geschichte haben, ein Kopf und ein Herz, einen Hintergrund. Ohne eine Geschichte kann es keine Verführung geben. Sex schon, aber eben keine Erotik.

Deine Erzählungen werden von Dir selbst verlegt. Weshalb hast Du Dich für diesen Weg entschieden?

Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber es ist ein Experiment.

Unter meinem Realnamen veröffentliche ich ja in großen Publikumsverlagen, habe mein Stammpublikum – die Leser/innen kaufen meine Bücher, ganz einfach schon deshalb, weil da mein Name draufsteht.

Ich wollte herausfinden, ob die Leser/innen meine Texte auch mögen würden, wenn sie nicht wissen, wer sie geschrieben hat. Kurz gesagt: Ob der Text auch allein bestehen kann, ob er Sogkraft hat.

Als das Frauenmagazin PETRA „Das Geheimnis der Flamingofrau“ zu einem der elf heißesten Buchtipps für den Sommer 2013 wählte (u.a. neben „Dublin Street“ und „fire after dark“), war ich ziemlich baff. Ich habe nämlich keine Werbung gemacht. Da stand für mich dann plötzlich fest: Wow, die Erzählungen werden tatsächlich bemerkt, auch ohne einen Verlag mit großem Budget im Rücken, sie funktionieren also, sie haben Kraft.

Deshalb habe mich jetzt auch entschieden, sie auch im Print zugänglich zu machen. Meine Agentin wird versuchen, einen guten Verlag dafür zu finden.

Es gibt ja einige deutschsprachige Autorinnen im Erotikbereich. Hast Du Kontakt zu anderen Autorinnen oder tauschst Du Dich mit anderen Autoren aus?

Ich hatte kurz Kontakt zur (sehr netten) Aveleen Avide, um sie zu fragen, ob es überhaupt sinnvoll ist, sich mit einem Band von Erzählungen an Verlage zu wenden. Aus dem nicht-erotischen Bereich weiß ich, dass Verlage große Scheu vor kurzen Formen haben – sie wollen keine Erzählbände, sondern Romane.

Ich hoffe jetzt einfach mal, dass die vielen positiven Lesermeinungen, die es bisher zu den Erzählungen gibt, eine gewisse Überzeugungskraft auf die Verlage ausüben.

Ansonsten: Nein. Ich habe (noch) keinen Kontakt zu anderen deutschsprachigen Erotikautorinnen. Meine Erzählungen sind auch irgendwie keine Erotikgeschichten im ganz engen Sinne – das heißt: Im Vordergrund steht nicht der Sex, sondern eher eine (möglichst interessante) Geschichte, und die Erotik, die dringt einfach nach und nach mit ein. Sie ist eine Mitspielerin, aber nicht zwingend die Hauptfigur.

Wie klappt das mit dem Schreiben von erotischen Szenen – gibt es bestimmte Inspirationen, die Du nutzt, wie Musik oder anderes?

Das ist eigentlich genau wie beim Schreiben jeder anderen Szene: Ich brauche da keine besondere Stimmung, sondern Konzentration. Konzentration ist das A und O – die Voraussetzung für gute Texte. Wenn man nicht oberflächlich schreiben möchte, ist das Wichtigste, sich hochkonzentriert in die jeweilige Szene hineinzuversetzen. Nur dann schreibt man ernsthaft und logisch und „behauptet“ die Gefühle nicht nur. Das ist natürlich viel anstrengender, als sich einfach auf Klischees zu verlassen – aber wer sagt, dass Schreiben leicht ist? 😀

Welche Bücher/Comics/Hörbücher empfiehlst Du immer wieder gerne oder hast du als letztes gelesen?

Im erotischen Bereich empfehle ich sehr gern „Der Liebhaber“ von Marguerite Duras und „Lulu – die Geschichte einer Frau“ von Almudena Grandes. Beide Autorinnen sind hervorragende Erzählerinnen.

Im nicht-erotischen Bereich hat es mir Joyce Carol Oates angetan, die ganz wunderschöne und sprachlich sehr farbige Erzählungen und Romane für Erwachsene und auch Jugendliche geschrieben hat.

Hörbücher höre ich leider nicht – die verhindern irgendwie meine eigene Geschwindigkeit. Und bei Comics kenne ich mich bedauerlicherweise nicht aus, aber im Bereich der Graphic Novel empfehle ich Alison Bechdel mit „Fun Home“ und „Wer ist hier die Mutter“.

Was sind Deine nächsten Projekte, auf die sich Deine Fans freuen dürfen?

Es werden noch einige erotische Erzählungen im E-Book-Format folgen. Gerade eben habe ich eine fertiggestellt: „Das Geschöpf seiner Träume“. Jetzt muss der Text nur noch von meiner Layouterin gestaltet und das Cover erarbeitet werden.

Aber wie gesagt: Ich möchte die Texte auch als Erzählband in einem Publikumsverlag veröffentlichen und hoffe sehr, dass es klappt. Und ich schreibe mittlerweile an einer etwas umfangreicheren erotischen Prosaform: an einem erotischen Mystery-Roman.

Vielen lieben Dank für das Interview.