Kate Pearce schreibt erotische historische Liebesromane (z.B. die „House of Pleasure“-Reihe), die einem den Atem mit jeder Seite, die man umblättert, rauben. Zusätzlich ist es ihr gelungen, einen verhassten Feind in einem ihrer Bücher in einen Helden zu verwandeln. Für diesen Geniestreich bewundere ich sie immer noch. (Foto: Copyright Jax Cassidy@Jaxadora Designs)

Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.

Danke, dass Sie mich teilnehmen lassen. 🙂

Sie sind eine der wenigen Autorinnen, denen es gelingt, sexy Szenen kombiniert mit großartigen Plots zu schreiben. Wie begann Ihre Idee für „House of Pleasure“?

Es war wirklich ziemlich seltsam. Es gab eine Diskussion in Form einer Mitteilung in einer Regency Online Community über britische Schiffe, die von berberischen Piraten überfallen wurden und bei denen die Frauen in die Sklaverei entführt wurden. Ich dachte darüber nach und fragte mich, was wäre, wenn es zwei Jungen gewesen wären, die entführt worden waren? Wie würden sie in einem türkischen Bordell überleben und was würde passieren, wenn sie als Erwachsene gerettet und zurück nach England gebracht werden würden? Und dann tauchte Lord Valentin Sokorvsky in meinem Kopf auf, rasch gefolgt von seinem Freund, Peter Howard, und ich begann das erste Buch „Simply Sexual“ zu schreiben.

Zu dieser Zeit gab es nicht sehr viel, das in diesem Format veröffentlicht wurde, daher hatte ich keine Ahnung, ob ich in der Lage sein würde, ein solches Buch zu verkaufen, in dem Elemente einer ehemaligen sexuellen Beziehung zwischen diesen beiden Männern enthalten waren. Es beinhaltete auch, dass einer dieser Männer, Peter, den anderen immer noch liebte, was alle möglichen Arten von Spannung in der Handlung erzeugte. Ich bin tatsächlich sehr stolz darauf, dass ich eine der ersten Autorinnen gewesen bin, die homosexuelle Liebesszenen zwischen zwei Männern in meinen traditionell veröffentlichten New York-Büchern einbauen konnte. 🙂

Ihre Charaktere sind sehr getrieben, aber statt nur gequälte Helden zu haben, haben Sie auch gequälte Heldinnen. Fallen Ihnen solche Themen leicht?

Ich glaube, dass sie es müssen, weil alle meine Charaktere aus meinem Kopf zu springen scheinen, eine Ladung Probleme im Gepäck. *lol* Ich liebe es, die Schichten meiner Charaktere freizulegen und wirklich tief in ihre Köpfe einzutauchen. Für mich müssen erotische Liebesromane und erotische Romane eine mentale wie auch eine körperliche Seite besitzen. Sex ist ein Spiel, das im Kopf stattfindet, ein Machtspiel und eine physische Aktivität, aber er ist auch sehr emotional.

Hätten Sie gedacht, dass die Leser mehr von Ihrer Serie haben wollen würden, so dass Sie viele Romane über all die Helden schreiben können, indem Sie sie durch das „House of Pleasure“ miteinander verbinden?

Um ehrlich zu sein, bin ich sehr dankbar, dass mein Verleger und mein Herausgeber es mir erlaubt haben, diese Bücher weiterzuschreiben. Ich war in der Lage, alle möglichen Arten von Helden und Heldinnen zu erforschen. Mein Herausgeber hat noch nicht mal gezuckt, als ich ihm sagte, dass ich ein Buch über den rätselhaften Schurken, Lord Minshom, als Helden schreiben wollte (obwohl die Frage, wie heldenhaft er wirklich ist, zur Diskussion offen ist). Das „House of Pleasure“ diente als perfekter Ort, um neue Charaktere einzuführen und sie langsam über die Bücher hinweg wachsen zu lassen, bis ich sie wirklich besser kennen lernen will, damit ich ein ganzes Buch über sie schreiben kann.

Im Februar erschien der nächste Teil der „House of Pleasure“-Serie. Könnten Sie uns ein wenig darüber erzählen, um uns neugierig darauf zu machen?

„Simply Carnal“ handelt von Christian Delornay, Helenes Sohn, der seit Buch Nummer drei mit dabei ist, als er als nerviger 18-Jähriger auftauchte, der seine Mutter hasste. Christian war schwierig kennenzulernen und ich brauchte ungefähr drei Viertel des Buches, um ihn endlich selbst zu verstehen und dann machte alles Sinn. *lol*

In „Simply Carnal“ trifft er eine Frau namens Elizabeth, die genauso geschickt darin ist, ihre Vergangenheit zu verbergen wie er, und Sex dazu benutzt, das zu bekommen was sie will, während sie keinerlei emotionale Verstrickungen verlangt. Natürlich ist Christian neugierig auf so eine Frau und entschlossen, alle ihre Geheimnisse aufzudecken. Während er das tut, stellt er fest, dass er mehr über sich selbst preisgibt, als er jemals geplant hatte. Als er die Wahrheit über Elizabeths Vergangenheit herausfindet, wird er dazu gezwungen, sich mit seinen eigenen Dämonen auseinanderzusetzen, herauszuarbeiten, was Liebe ist, und endlich die wahre Bedeutung der Liebe seiner Mutter zu ihm zu verstehen.

Im Moment sind Ihre Bücher noch nicht ins Deutsche übersetzt worden. Wie würden Sie Ihre Serie für einen deutschen Leser beschreiben, der sie noch nicht kennt?

Das ist eine schwere Frage. Die Serie spielt im London der Regency-Zeit, aber nicht in den Ballsälen und Gesellschaftsballsälen, die man von Georgette Heyer her kennt, sondern in einer verborgenen Welt von Sex und unerlaubten Beziehungen. Sie ist hoffentlich gut recherchiert (ich bin Britin), sehr gefühlvoll und heiß wie die Hölle.

Wie recherchieren Sie für Ihre historischen Liebesromane?

Ich habe das Glück, dass ich knapp außerhalb von London aufgewachsen bin, daher habe ich ein ganz gutes Wissen von vielen der Orte, über die ich schreibe. Das hilft sehr, wenn ich versuche, mir eine besondere Szene vorzustellen. Ich besitze auch einen Abschluss in Geschichte, daher weiß ich, wie ich Dinge herausfinde, und ich liebe es, Recherche zu betreiben. Das Internet ist großartig für eine rasche Antwort, aber ich hocke auch stundenlang über meinem „A-Z of Regency London“ von Richard Horwood und vielen anderen Recherche-Büchern. Ich gehöre auch einer außergewöhnlichen Romance Writers of America Untergruppe von Spezialisten über die Regency-Zeit, die sogenannte „Beaumonde“, an, wo, wenn man eine Frage über irgendwas hat, was „Regency“ betrifft, garantiert von jemandem auf dieser Liste eine Antwort erhalten wird.

Es gibt einige wirklich heftige Folterszenen in Ihren Büchern. Wie schreiben Sie diese?

Für mich wird jede Sexszene von den Bedürfnissen eines Charakters diktiert. Beispielsweise mag es James aus Buch Nummer zwei, „Simply Sinful“, sexuell dominiert und bestraft zu werden, und ich musste diese Seite von ihm zeigen, so dass seine Frau und Peter ihn verstehen würden. Ich sage mir nie selbst: „Oh, über welchen für einen extremen sexuellen Akt kann ich jetzt schreiben?“ Für mich kommt es immer aus den Charakteren heraus, und dann gehe ich los und recherchiere, was ich benötige. Manchmal muss ich mich nach den Meinungen von denjenigen erkundigen, die solche Akte im wahren Leben durchführen, um die Details richtig hinzubekommen. Ich gehe nicht los und erlebe alles selbst. Dafür habe ich nicht die Zeit. *lol*

Manchmal, wenn ich eine Szene schreibe, die sehr emotional und schmerzhaft ist, kann es schwer sein, aber ich muss dem treu bleiben, was der Charakter will. Lord Minshom war schwer zu schreiben, aber es musste so geschrieben werden. Ich mag es nicht, meine Bücher als BDSM oder M/M (Anm.: Bezeichnung für Romane über die Beziehung zwischen zwei Männern) oder was auch immer zu klassifizieren, weil es, wenn jemand erstmal ein Label auf etwas geklebt hat, es einfacher für jemand anderen ist, dir zu sagen, dass du alles falsch gemacht hast. Ich glaube, dass eine gute Sexszene, die etwas beinhaltet, was man als Leser ungemütlich findet, sehr befreiend und interessant sein kann.

Haben Sie Schreibrituale?

Ich verbringe viel zu viel Zeit im Internet und mit E-Mails, bevor ich schreibe. Dann lese ich normalerweise das, was ich am Vortag geschrieben habe, und berichtige die Fehler. Dann versuche ich, ein Minimum von tausend Wörtern zu schreiben, normalerweise mehr. Währenddessen lektoriere ich, füge hinzu und richte es, bis es so sauber ist, wie ich es hinbekomme. Meist mag ich es, wenn ich Bonbons nahe bei mir stehen habe, besonders Jelly Beans, die ich von meiner am wenigsten gemochten Farbe bis zu meiner Lieblingsfarbe esse. Sie beruhigen mich. Das andere, was ich tue, wenn ich mich hinsetze um zu schreiben, ist, dass ich mir selbst sage: „Mach es besser“, was ziemlich selbsterklärend ist. 🙂

Sie haben Henry VIII. in Ihrer „Tudor Vampire Chronicles“-Serie mit Vampiren verbunden. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Das war auch etwas Seltsames. Ich wurde gefragt, ob ich über Tudor-Vampire schreiben könnte, und natürlich sagte ich: „Sicherlich“, weil Schriftsteller eben so dämlich sind. *lol* Ich habe die Politik der Tudors als Teil meines Abschlusses studiert, daher befand ich mich auf bekanntem Terrain mit den Tudors. Ich entschloss mich, beim Verweis auf die walisischen Wurzeln der Tudor-Familie das Element der Druiden in die Geschichte einzufügen, die die Feinde der Vampire sind, und eine besondere druidische Familie, die Llewellyns, verantwortlich für die Sicherheit der Tudor-Dynastie zu machen. Das Schreiben hat mir großen Spaß gemacht!

Was für neue Projekte haben Sie geplant? Und was für Projekte gibt es für Sie, die Sie unbedingt eines Tages erreicht haben wollen?

Ich habe einen meiner Lieblingsliebesromane aus dem Regency, „Educating Elizabeth“, an Weihnachten auf allen digitalen Plattformen in Eigenveröffentlichung herausgegeben. Es war damals eines meiner Lieblingsbücher, das irgendwie das Ziel bei allen traditionellen Verlagen verfehlte, und es war großartig, es erneut in die Hand zu nehmen und es in die Welt hinaus zu entlassen. Ich plane, den zweiten Teil der Serie im Sommer als Eigenveröffentlichung herauszugeben.

Ich freue mich sehr, bekanntgeben zu können, dass ich eine Krimiserie für Kensington Publishing schreiben werde, die in der Regency-Zeit spielt! Hier ist die Ankündigung:

Eine Serie von Regency-Kriminalgeschichten, die im Dorf Kurland St. Mary angesiedelt sind, von Kate Pearce, die als Catherine Lloyd schreibt. Eine scheue Jungfer und ein bettlägeriger Held der Napoleonischen Kriege müssen zusammenarbeiten, um zu beweisen, dass in ihrem kleinen, friedlichen Dorf ein Mord begangen wurde, und dann den Fall lösen.

Ich weiß, dass das nicht viel preisgibt, aber das erste Buch beinhaltet unsere resolute Heldin, Miss Lucy Harrington, des Pfarrers älteste Tochter, und Major Robert Kurland, ehemals von den 10th Royal Hussars (Anm.: ein Kavalerieregiment der britschen Armee von 1715 bis 1969) und verwundet, als er sich bei Waterloo heldenhaft verhalten hat. Major Kurland ist ans Bett gefesselt und besitzt wenig Möglichkeiten, sich zu bewegen, weshalb Miss Harrington diejenige ist, die einen großen Teil der Detektivarbeit in dem ruhigen Dörfchen, das sich an das Herrenhaus anschließt, übernehmen muss. Stellen Sie es sich so vor, dass „Das Fenster zum Hof“ (Rear Window) auf eine junge Miss Marple trifft, und Sie haben die Idee verstanden. Und es wird eine kleine Romanze darin geben. Das erste Buch ist vorläufig für Herbst 2013 geplant. 🙂

Aber keine Sorge, falls Sie Liebesromane Kriminalfällen vorziehen. Ich werde nicht aufhören, als Kate Pearce zu schreiben – komplett mit all den ungezogenen Details!

Auch bin ich gerade dabei, ein paar neue erotische historische Liebesromane bei Kensington einzureichen. Daher bin ich sehr beschäftigt und sehr glücklich das zu tun, was ich tue.

Eines Tages, das verspreche ich Ihnen, werde ich diesen historischen Roman über Katherine Swynford (Anm.: Begründerin des Hauses Beaufort, Trägerin des Hosenbandordens, deren Familie später das Haus Tudor begründete) schreiben.

Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich freue mich bereits auf „Simply Carnal“ und „Simply Voracious“, das im Juli 2012 erscheinen wird.

Danke, dass Sie an mich gedacht haben. Es war mir ein Vergnügen. 🙂

Das englische Original-Interview ist hier zu finden.