Buergel_2013Ilona Bürgel hat ein sehr interessantes Buch mit dem Titel „Schokologie“ geschrieben. Ihr ungewöhnlicher Ansatz macht natürlich neugierig auf die Frau, die hinter dem Werk steckt. Höchste Zeit, ihr ein paar Fragen zu stellen. (Foto: Copyright Ilona Bürgel)

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.
Ursprünglich haben Sie das autobiografische Gedächtnis, also die Erinnerung an die eigene Vergangenheit, erforscht. Wie konnten Sie das in Ihrer Zeit in der Wirtschaft einsetzen und hat es Ihnen beim Schreiben des Buches auf irgendeine Weise geholfen?

Auf jeden Fall. Denn wir sagen zwar alle oft „alles beginnt im Kopf“, doch viel zu selten nehmen wir das auch ernst. So ist es inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen, dass wir genauso gut arbeiten und leben wie wir uns fühlen. Wir erleben das täglich, doch wir investieren nicht in uns. Die Beziehung zu unserer eigenen Vergangenheit bestimmt dabei, was wir von der Zukunft erwarten. Erinnern wir uns bevorzugt an unsere Erfolge? Dann sind wir eher optimistisch, Gleiches in der Zukunft zu erreichen. Bestimmen uns die Misserfolge des Lebens? Dann trauen wir uns Neues weniger zu und stehen uns mit sich selbst erfüllenden Prophezeiungen selbst im Wege. Dies ist auf individueller Ebene genauso wie auf wirtschaftlicher.

Mitarbeiter brauchen gute Nachrichten genauso wie Familien. Die Wissenschaft hat sogar ein Verhältnis von 3:1 erforscht, damit wir gesund und Teams und Beziehungen in Takt bleiben. Das heißt, auf ein negatives Gefühl oder Ereignis müssen drei positive folgen, um die Wirkung auszugleichen.

Meine Vision ist es, dass Menschen so gut für ihren Geist wie für ihren Körper sorgen. Dafür arbeite und schreibe ich, und das eigene Testen der von mir beschriebenen und vermittelten Phänomene nützt natürlich auch mir.

Was an Schokolade ist für Sie die wichtigste Eigenschaft, die sie auch für Sie zum perfekten Vergleich für Ihre Theorie gemacht hat?

Das wir sie uns sofort gönnen. Wir kämen nie auf die Idee, zu sagen „wenn die Kinder aus dem Haus sind, esse ich wieder Schokolade“. Wir fahren vielleicht sogar nachts zur Tankstelle, wenn das Verlangen all zu groß ist. Hier und Jetzt sind die Prinzipien, die wir im Alltag gar zu gern vergessen. Es ist eine Illusion, dass unser Leben unendlich ist.

In Ihrer Literaturangabe finden sich Größen der Positiven Psychologie neben Autoren aus der spirituellen Szene. Wie verbinden Sie diese beiden Bereiche für sich selbst?

Ich habe den großen Vorteil, dass ich eine klassische universitäre Psychologieausbildung genossen habe und mich außerdem mit den neuen Richtungen in der Psychologie auskenne. Fundierte Wissenschaft wird also immer mein Ausgangspunkt sein. Doch ich schaue mir auch an, was es für neue Ideen und Trends gibt. Dies vor allem deshalb, weil ich gern den Weg durch den Dschungel an Angeboten erleichtern möchte. Ich teste Theorien, die mich fachlich überzeugen, selbst und mit meinen Klienten und wähle nach den Kriterien „alltagstauglich“, „einfach“, „schnell“ und „angenehm in der Anwendung“ aus. Das sind die Kriterien, die mir persönlich wichtig sind, und nur das gebe ich auch weiter.

Buergel_SchokologieNachdem Sie nun eines Ihrer Herzensprojekte umgesetzt haben, was ist Ihre nächste Idee, auf die sich Ihre Leser freuen dürfen?

Das nächste Buch ist in Arbeit und wird sich mit dem Thema „Wohlbefinden als Wirtschaftsfaktor“ befassen, denn noch viel zu oft höre ich von Unternehmern, dass Wohlbefinden etwas für die Freizeit sei. Kein Wunder, dass immer weniger Menschen gern arbeiten.

Sie halten zahlreiche Vorträge. Was daran gefällt Ihnen am besten?

Dass ich Erkenntnisse der Gehirnforschung und Positiven Psychologie, die vielen Menschen noch nicht vertraut sind, weitergeben kann und wir dabei alle viel Vergnügen haben. Mit liegt es am Herzen, Menschen an sich selbst zu erinnern und ein Denken in Möglichkeiten und mit Selbstfürsorge vorzuleben.

Sie sind auch Ernährungspsychologin. Was darf man sich unter diesem Beruf vorstellen und wie hat er Ihnen bei der Entwicklung des neuen Buches geholfen?

Der Begriff des ganzheitlichen Denkens ist leider etwas abgenutzt, doch er sagt gut aus, worum es mir geht. Körper und Geist gehören zusammen. Wer Karriere machen will, muss nicht nur geistig, sondern auch körperlich fit sein, das geht beim Essen los. Umgekehrt kann auch niemand sich gut fühlen, der zwar exzellent und ausgewählt isst, aber den Kopf voller Sorgen und Zweifel hat. Ich schaue also immer auf beiden Ebenen und habe durch diese Arbeit Erfahrung auf beiden Ebenen, was Menschen schwer oder leicht fällt, wenn sie etwas in ihrem Leben erreichen wollen.

Sie arbeiten auch im Expertenteam des Magazins „Fit for Fun“ mit. Wie gestaltet sich Ihre Arbeit dort und was macht Ihnen dort am meisten Spaß?

Ich bin sehr froh über die enge Zusammenarbeit mit den Medien, weil ich hier einfach mehr Menschen erreiche. Ich werde zu speziellen Themen von Motivation bis mentalen Erfolgsstrategien angefragt. „Fit for Fun“ ist ein modernes Magazin für Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Das gefällt mir.

Auch für die Online-Variante des Focus sind Sie tätig. Wie finden Sie neben all Ihren anderen Tätigkeiten die Zeit, auch das noch zu schultern?

Indem ich das lebe, was ich sage, also wirklich gut für mich sorge. Ich leiste sehr viel und habe das Privileg, Dinge zu tun, die ich gerne tue. Ich sorge für eine sehr gute körperliche und geistige Balance durch täglichen Sport, Meditation, wenig Zeitdruck und viel dunkle Schokolade.

Möchten Sie Ihren Lesern noch etwas mitteilen?

Tun wir nicht länger so, als ob es uns gut geht, sondern sorgen wir ab sofort dafür, dass es uns gut geht. Investieren Sie in sich selbst. Regt sich bei Ihnen hier die Sorge, ein Egoist zu sein? „Gut für sich sorgen“ heißt nicht, schlecht für andere zu sorgen. Es ist überhaupt erst einmal die Voraussetzung dafür, dass wir etwas zum Abgeben haben.

Vielen Dank für das Interview.