Gayle Callen ist eine umtriebige Autorin von Liebesromanen, die unter einigen Pseudonymen vor allem Trilogien schreibt und sich dabei mühelos von mittelalterlichen zu historischen bis hin zu zeitgenössischen Romanen bewegt. (Foto: Copyright Jim Callen)

Danke, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.

Gern geschehen! Danke, dass Sie an mich gedacht haben.

Ich habe gerade den ersten Roman in Ihrer Serie „Scandalous Lady“ beendet – „Ein verführerischer Akt“ (In Pursuit of a Scandalous Lady) – und darin einige wundervolle neue Helden und Heldinnen vorgefunden. Wie sind Sie auf das Thema gekommen, eines skandalösen Portraits und eines gestohlenen Diamanten?

Der Roman entstand aufgrund eines Gesprächs, das ich mit meinem Verleger hatte. Ich hatte vorgeschlagen, ein Buch einer Trilogie über eine Künstlerheldin zu schreiben, die ein besonderes Portrait zeichnet, und mein Herausgeber fragte, ob wir eine Trilogie um das Portrait entwickeln könnten, so dass der Leser die Wahrheit um das Bild erst im letzten Band erfährt. Um die drei Bücher zu verbinden, kam uns die Idee, dass niemand weiß, wer das mysteriöse Model ist. Und weil ich wirklich ein abenteuerliches erstes Buch schreiben wollte, dachte ich darüber nach, was in dem Gemälde einen Bösewicht dazu bringen konnte, unseren Helden und die Heldin zu jagen – und der gestohlene Diamant war als Idee geboren!

Wie erschaffen Sie Ihre Charaktere und Geschichten? Was kommt zuerst?

Oft kommt mir zuerst die Idee zu einer Geschichte, wie bei dem skandalösen Gemälde. Eine Trilogie entwickelte sich, weil ich schon immer ein Buch über eine Gouvernante schreiben wollte (wie Jane Eyre). Dann musste ich herausfinden, weshalb die Heldin sich selbst versorgen muss, und bevor ich’s mich versah, hatte sie drei Schwestern, die auch Arbeit brauchten, weil ihr Vater sich selbst getötet hatte. Ich frage mich selbst solange „Warum?“, bis ich die Handlung herausgefunden habe.

Welche Autoren beeinflussen Sie in Ihrem Schreiben am meisten?

Während ich aufwuchs habe ich sehr viel Fantasy wie J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“ (Lord of the Rings) und Frank Herberts „Dune“ (Dune) gelesen und sehr viele Teile von Gene Roddenberrys Star Trek-Serie gesehen. Ihre brillanten Ideen inspirierten mich, meine eigenen Science-Fiction-Geschichten in der High School zu schreiben. Aber der erste historische Liebesroman, den ich jemals gelesen habe, war „Shanna“ (Shanna) von Kathleen E. Woodiwiss. Ich habe mich in das ganze Genre verliebt und mich entschlossen, von nun an darin zu schreiben. Ich habe auch Fern Michaels damals gelesen und später Loretta Chase und Susan Elizabeth Phillips, um nur ein paar zu nennen. Sie inspirieren mich immer noch!

Wie behalten Sie den Überblick bezüglich der Fakten, Helden, ihrer Geschichten und verschiedenen Details? Haben Sie ein Notizbuch oder etwas ähnliches, wenn Sie eine Trilogie schreiben?

Ich habe Computerdateien von jedem meiner Charaktere, in denen ihre Ziele, Motivationen und Konflikte für das Buch enthalten sind, wie auch ihre ungewöhnlichen Eigenheiten. Ich fasse auch jedes Kapitel zusammen, während ich schreibe (ein Absatz für jede Szene), um mich selbst an all die wichtigen Punkte des Buches zu erinnern – wer hat was gesagt, welchen Hinweis habe ich benutzt, etc. Das hilft mir sehr, wenn es Zeit für die Überarbeitung ist. Ich erstelle auch eine lange Datei der Charaktere, die ich für all meine Bücher benutze, und behalte damit den Überblick, in welchem Buch sie vorkommen, in welchem Kapitel sie das erste Mal auftauchten und ihr Aussehen.

Sie schrieben eine Geschichte über Sir Geraint in „Knights of the Round Table – Geraint“ unter dem Namen Gwen Rowley. Wie sind Sie auf diese Pseudonym gekommen und was hat Sie besonders an den Rittern der Tafelrunde interessiert? Werden Sie jemals wieder über sie schreiben?

Der Herausgeber kam auf mich zu, ob ich nicht ein Buch der Gwen Rowley Trilogie schreiben wolle. Sie wollten sie alle sechs Monate herausgeben, daher hatten sie einen anderen Autor, der das erste und das dritte Buch schrieb. Sie wandten sich an mich, weil sie wussten, dass ich mittelalterliche Romane geschrieben habe – sechs davon in meinem eigenen Namen zu Beginn meiner Karriere und kürzlich sechs weitere als Julia Latham. Aber der Herausgeber schuf den Namen Gwen Rowley und behielt die Rechte daran. Ich glaube nicht, dass sie weitere Bücher herausgeben wollen, aber wenn sie es tun, hoffe ich, dass sie sich wieder an mich wenden. Ich liebe die Tatsache, dass diese Mythologie in verschiedenen Teilen der britischen Geschichte weiterlebt. Ich bin mit der Lektüre von Mary Stewarts Merlin-Serie aufgewachsen, wie auch anderer Bücher um Arthur. Ich war begeistert davon, einen der Originalcharaktere, Geraint, nehmen zu können, dessen Geschichte nie weiter ausgebaut worden war, und meine eigene Version zu schreiben.

Natürlich kann jedes Buch als Einzelroman gelesen werden. Aber es ist dennoch sehr interessant, dass Sie dazu neigen, Trilogien zu schreiben. Was daran lässt Sie diese besondere Anzahl von Büchern wählen?

Ich vermute, ich mag Trilogien, weil ich als Autor jedes Mal eine Menge Arbeit in die ganze Welt stecke, in der meine Charaktere leben. Ich denke mir immer, wenn ich schon die ganze Arbeit auf mich nehme, will ich so viele Bücher daraus machen, wie ich kann. Und ich weiß, dass die Leser gerne frühere Charaktere wiedertreffen, daher macht das umso mehr Spaß. Trilogien sind ein ziemlicher Standard in der Literatur, daher habe ich das einfach genutzt. Ich schrieb tatsächlich vor „Scandalous Lady“ eine Trilogie über all die Männer in der Familie, daher ist es technisch gesehen so, dass ich sechs Bücher in der Serie geschrieben habe. Ich habe es einfach zwei Trilogien genannt, weil ich keine Ahnung habe, wie ich sechs Bücher nennen soll!

Auf Englisch startet mit „Return of the Viscount“ eine neue Trilogie, die im August 2012 erscheinen wird. Können Sie uns etwas über den Inhalt und die Helden erzählen, die wir treffen werden?

Nachdem ich die Trilogie um die „Scandalous Lady“ geschrieben hatte, die sich auf die Frauen konzentrierte, wollte ich mich auf drei Männer konzentrieren. Ich wollte Männer, die sich so nah standen wie Brüder, und was bringt Männer näher zusammen als die Arbeit im Militär? Aber sie mussten Ex-Soldaten sein oder zumindest die Fähigkeit haben, sich von der Armee zu trennen, daher entschloss ich mich, ihnen ein schreckliches Geheimnis zu geben, das sie sich schuldig fühlen lässt und sie dazu bringt, Buße tun zu wollen. Im ersten Buch stimmt unser Held, Michael, zu, Cecilia, die Tochter seines verstorbenen Commanders, zu heiraten, obwohl er sie nie zuvor gesehen hat. Ich mochte die Tatsache, dass das Buch damit beginnt, dass die Ehefrau ihren Mann zum ersten Mal trifft! Ich gab dem Ganzen einen Gothic-Tonfall, da sie sich fragt, ob ihr neuer Ehemann versucht, sie umzubringen…

Was haben Sie gedacht, als Sie informiert wurden, dass Ihre Bücher ins Deutsche übersetzt werden?

Ich war so aufgeregt! Obwohl ich bisher 27 Bücher geschrieben habe, ist die „Scandalous Lady“-Reihe die erste Trilogie, die auf deutsch veröffentlicht wird. Ich weiß, was für großartige Leser und Fans in Deutschland leben, weil andere Autoren oft darüber sprechen. Daher war ich sehr aufgeregt, endlich meine Arbeit einem deutschen Publikum präsentieren zu können. Ich hoffe, Ihr mögt alle meine Bücher! Zudem bin ich halb deutsch und Familienmitglieder haben unsere Vorfahren zurück bis zum 17. Jahrhundert in Ihrem Land verfolgt.

Sie schreiben über Valentine Valley unter dem Namen Emma Cane, genauer einen Roman über Cowboys und ein historisches Dorf namens Valentine. Der Roman „A Town called Valentine“ wurde im Februar 2012 veröffentlicht. Wie hat das alles begonnen und was bevorzugen Sie: einen Cowboy oder einen Viscount?

Ohh, zwingen Sie mich nicht zu wählen! Ich mag wirklich alle Arten von Männern, Cowboys und Viscounts. Ihre Unterschiede machen es aufregend für einen Autor und hoffentlich auch für die Leser. Die Emma Cane-Bücher entstanden, nachdem mein Herausgeber sich entschloss, dass mittelalterliche Romane sich zu schwer in der derzeitigen Wirtschaftslage verkaufen, daher konnte ich sie nicht mehr als Julia Latham schreiben. Als ich sie fragte, was ich stattdessen schreiben könne, schlugen sie mir paranormale Liebesgeschichten oder Kleinstadtgeschichten vor. Ich mag Vampire nicht besonders, aber ich hatte einige Kleinstadtgeschichten von Debbie Macomber und Susan Elizabeth Phillips gelesen, daher habe ich mich daran versucht. Ich hatte wirklich Spaß daran, eine zeitgenössische Stadt in Colorado zu entwickeln, dem Staat, in dem mein Sohn lebt, und moderne Charaktere zu schreiben, die Auto fahren und sich per Handy verständigen. Zu meiner Freude hat der Herausgeber das Buch gekauft! Ich habe schon den zweiten Valentine-Roman geschrieben und habe einen Vertrag über einen dritten und vierten.

Könnten Sie Ihren historischen Liebesromanleserinnen einige der Gründe sagen, weshalb sie mit „A Town called Valentine“ beginnen sollten?

Ich glaube, dass „Romantik“ eine ganz eigene Sprache ist, egal ob es in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft spielt. Ich schreibe immer noch die gleiche Art von Buch unter welchem Namen auch immer, in dem Held und Heldin Konflikte haben, weil sie sind, wer sie sind, statt aufgrund der Situationen, in denen sie sich befinden. Daher glaube ich, dass meine historischen Liebesromanleserinnen meine zeitgenössischen Romane ebenfalls mögen würden.

Was für Bücher würden Sie empfehlen? Und welche liegen auf Ihrem Nachttisch?

Einige meiner absoluten Lieblingsbücher sind Loretta Chases „Lord of Scoundrels“ und Susan Elizabeth Phillips „Nobody’s Baby But Mine“. Der eine ist ein historischer, der andere ein zeitgenössischer Liebesroman. Alles der beiden Autorinnen ist wundervoll. Ich habe gerade ein E-Book beendet: „Taken by the Cowboy“ von Julianne MacLean. Ich habe es wirklich sehr genossen!

Vielen Dank für das Interview!