Anne Gracie ist die Autorin der wunderbaren historischen Liebesroman-Serien „Perfect“ und „Devil Riders“, von denen erstere bereits auf deutsch beim Cora- und Mira-Verlag erschienen sind. (Fotos: Copyright Anne Gracie)
Danke, dass Sie sich die Zeit für das Interview nehmen.
Vielen Dank für die Einladung. Ich weiß es wirklich zu schätzen.
Ihre Fans wissen es vielleicht nicht, aber Sie besitzen Bienen. Wie geht es ihnen und wie in aller Welt quetschen Sie die Arbeit daran in Ihren vollen Terminkalender?
Leider muss ich mitteilen, dass ich die Bienen abgeben musste, da der Platz, an dem ich Sie verwahrte, neben einem Nachbarn lag, der allergisch auf Bienen reagierte. Er war so besorgt wegen ihnen, dass ich sie an einen anderen Imker abgeben habe. Ich hatte nur zwei Bienenstöcke, daher gab es nicht viel Arbeit, außer bei der Erntezeit, und dann waren die Resultate die Mühe wert. *g* Ich habe es geliebt, meinen eigenen Honig zu haben, den ich essen oder an Freunde verschenken konnte. Es war zudem ein köstlicher Honig, viel leckerer als alles, was man kaufen kann.
Auf Ihrer Homepage schreiben Sie über Georgette Heyer. War sie die erste historische Liebesromanautorin, die Sie gelesen haben? Erinnern Sie sich an den ersten Liebesroman, den Sie gelesen haben?
Wahrscheinlich war sie es. Ich war elf Jahre alt, als ich ihre Bücher das erste Mal sah und danach gab es kein Zurück mehr. Ich habe auch Mary Stewart ungefähr in diesem Alter gelesen – meine Schwester arbeitete in einer Bücherei und brachte mir die aussortierten Bücher mit nach Hause. Aber ich habe an sie nicht als Liebesromane gedacht und lange Zeit dachte ich nicht einmal daran, einen Liebesroman zu lesen, weil ich dachte, ich würde sie nicht mögen. Ich habe erst dann angefangen, Liebesromane zu lesen, als Freunde sie mir empfahlen und ich zu schreiben begann. Ich war sofort in meinem Element. Daher kam ich erst ziemlich spät dazu, Liebesromane zu lesen.
Was hat Sie an diesem Genre angezogen, so dass Sie sich entschlossen, Ihre Romane darin zu schreiben?
Ich mag das Abenteuer, ich mag die Handlungsorte im Regency, was bedeutet, dass ich Szenen in Ballsälen spielen lassen kann, auf Schlachtfeldern oder in Heißluftballons. Ich mag es auch, Geschichten zu schreiben, die historisch sehr genau sind, aber bei denen die Historie so in die Geschichte gewoben sind, dass es die Leser nicht merken. Ich liebe es, wenn mir jemand schreibt und sagt: „Normalerweise mag ich keine historischen Liebesromane, aber ich habe Ihr Buch gelesen und es geliebt.“ Für mich ist das das höchste Lob.
Zudem liegt es teils auch daran, dass ich, als ich begann zu schreiben, versuchte, ernsthafte zeitgenössische Liebesromane zu schreiben (weil ich keine andere Art kannte). Dann fand ich heraus, dass die Verleger Liebesromane aus der Regency-Zeit veröffentlichten, und dachte: „Oh, ich bin mit Georgette Heyer aufgewachsen. Ich kann das auch schreiben.“ Und so versuchte ich es und verkaufte das erste Buch, und dann entdeckte ich, dass es ein sehr beliebtes Genre war, weshalb ich darin blieb. Ich schrieb tatsächlich eine zeitgenössische Komödie und hatte viel Vergnügen damit. Aber die historischen Liebesromane halten mich so beschäftigt, dass ich keine Zeit habe, mehr zu schreiben.
Ich liebe den Humor in Ihren Romanen. Wie kommen Sie auf diese geistreichen Dialoge?
Wie liebenswürdig, das zu sagen! Vielen Dank. Ich wünschte, ich könnte behaupten, es sei das Resultat eines besonders klugen Prozesses, aber in Wahrheit bin ich tief in mir drin sehr flapsig – ich hatte immer Ärger in der Schule, weil ich lachte oder Witze machte, wenn ich eigentlich ernst sein sollte – und wenn die Chemie zwischen den Charakteren stimmt, fließt es einfach. Ich höre die ganze Zeit Teile von Gesprächen zwischen den Charakteren und ich schreibe sie nieder, wo auch immer ich bin, damit ich sie nicht vergesse.
Ihre vier Bücher der „Perfect“-Serie beinhalten sehr unterschiedliche Helden: von leicht und lustig bis zu dunkel und gefährlich – es gibt für jeden Leser ein Modell. Haben Sie mit einer der Figuren Schwierigkeiten gehabt oder waren sie alle einfach zu schreiben?
Ich habe sie eigentlich nie als „Modelle“ gesehen, was es einfacher macht. Jeder Charakter kommt beim Schreiben zu mir – manchmal stolzieren sie komplett fertig auf die Seite, wie Gideon in „Ein köstliches Spiel“ (The Perfect Rake), ein andermal muss ich in ihrer Vergangenheit graben, um herauszufinden, wie sie ticken.
In Deutschland ist die Übersetzung von „The Perfect Kiss“ als „Ein verbotener Kuss“ erschienen, das letzte Buch der „Perfect“-Serie. Was war der einprägsamste Moment, an den Sie sich beim Schreiben des Buches erinnern?
Ich hatte viel Spaß dabei, dieses Buch zu schreiben, da ich mit einigen Gruselelementen spielen konnte – der mysteriöse Fremde, die Graue Dame, alter Aberglauben auf dem Land, etc. – was ich sehr genossen habe. Aber im eigentlichen Schreiben des Buches begriff ich gegen Ende, dass ich mich mit der Handlung in eine Ecke getrieben hatte und nicht wusste, wie ich es richten konnte. Die Deadline kam immer näher, weshalb ich schließlich meine Lektorin anrief und sagte: „Ich stecke fest! Kannst du mir helfen?“ (was ich normalerweise nie tue!). Und sie las es und sagte: „Hmmm… Ich verstehe, was du meinst.“ Aber sie wusste auch nicht, wie man das Problem lösen könnte. Ich beendete das Buch, war aber nicht glücklich damit. Und dann – zwei Wochen, bevor die Überarbeitung eingereicht werden sollte – wusste ich plötzlich, was falsch war und überarbeitete die ganze zweite Hälfte des Buches in zwei Wochen. Es hat mich fast umgebracht, und meine Hände taten am Ende sehr weh, aber es klappte. Meine Lektorin las es und mailte mir: „Hurra! Ich liebe es!“
Für „Stolen Princess“ erstellten Sie eine Collage. Ist das eine Technik, die Sie anderen angehenden Autoren empfehlen würden? Benutzen Sie diese Technik bei neuen Büchern?
Ich habe Collagen für ungefähr die Hälfte meiner Romane erstellt. Das erste Mal hörte ich von dieser Technik von meiner Freundin Barbara Hannay, aber zu diesem Zeitpunkt dachte ich nicht, dass es für mich klappen würde. Die erste Collage, die ich erstellte, war in Wahrheit eine Art des Zeitvertreibs. Es handelte sich dabei um „Ein verbotener Kuss“ und ich liebte es. Seit damals erstelle ich Collagen für meine Geschichten. Ich stelle sie nicht immer auf meine Webseite, weil sie manchmal zu viel der Geschichte verraten, aber ich arbeite gerade an einer für mein nächstes Buch.
Ich glaube nicht, dass es wichtig ist, ob man ein neuer Autor oder ein erfahrener ist. Collagen funktionieren für einige Leute und für andere nicht. Ich schlage vor, dass man es ausprobiert, wenn man sich dafür interessiert, aber wenn nicht sollte man sich keine Sorgen machen.
Auf Ihrer Webseite gibt es eine Landkarte mit den Heimatorten der Web-Besucher. Sie stammen aus der ganzen Welt. Erhalten Sie Fanpost aus fremden Ländern? Wie bleiben Sie mit Ihren Fans in Kontakt?
Ich erhalte Post von Lesern aus der ganzen Welt. Es ist wundervoll. Einige von ihnen lesen die Bücher in der Übersetzung, manche in englisch. Ich bin sehr beeindruckt von den Leuten, die englisch als Zweit- oder Drittsprache beherrschen und meine Bücher lesen können.
Ich erhalte E-Mails von Lesern, und bin auch auf Twitter und Facebook zu finden.
Für Ihren neuen Roman „Bride by Mistake“ planen Sie eine Blog-Tour. Was genau ist das und was können die Fans von Ihren Online-Besuchen auf den verschiedenen Blogs erwarten?
Es ist eine virtuelle Tour, auf der ich auf verschiedenen Seiten blogge, um mein Buch verschiedenen Menschen vorzustellen und sie hoffentlich daran zu interessieren, es zu kaufen. Die Tour nähert sich jetzt ihrem Ende, aber man kann immer noch die Blogs besuchen. Jedes Blog ist etwas anders – ich würde die Menschen nicht mit dem gleichen Ding langweilen wollen – und die meisten beinhalten einen kurzen Abschnitt des Buches, aber erneut: nicht den gleichen. Und auf jedem Blog verlose ich eine Ausgabe.
In Ihren „Devil Riders“-Büchern sind die Helden sehr gute Freunde und helfen den jeweils anderen. Wie wichtig ist Ihnen eine solche Verbindung in Ihren Fortsetzungsromanen und Büchern?
Wenn Sie fragen, für wie wichtig ich Freundschaften im Leben halte – sie sind äußerst wichtig. In Büchern mag ich es, wenn die Charaktere Freunde haben, da die verschiedenen Freunde verschiedene Eigenschaften des Charakters widerspiegeln. Ich genieße es, einen Helden mit seinen Freunden interagieren zu lassen, da es sich von seinem Verhalten gegenüber der Heldin unterscheidet. Zudem glaube ich, dass man aus den Freunden einige Rückschlüsse auf den Menschen ziehen kann.
Aber obwohl die Bücher durch Freundschaften oder Familien verbunden sind, versuche ich aus jedem Buch einen Einzelroman zu machen. Als Leser mag ich es nicht, wenn ich ein Buch in die Hand nehme und es zu viele Anspielungen auf Ereignisse und Figuren aus anderen Büchern oder einen großen Informations-Klumpen darüber gibt, was davor war. Daher erscheinen die anderen Charaktere in einer Serie nur in meinen Büchern, wenn es einen Grund für sie gibt, dort zu sein.
„Bride by Mistake“ besitzt eine unabhängige Heldin und einen Soldaten-Helden, der erwartet, dass sie gehorcht. Was können die Leser von dem Roman erwarten und wird er der letzte der Serie sein? Haben Sie bereits ein neues Projekt im Sinn?
Als erstes stellt sich Bella nicht als die sanfte, gehorsame Braut heraus, die Luke erwartet. *g* „Bride by Mistake“ ist eine Geschichte über eine Vernunft/Unvernunft-Ehe, aber auch ein Road Trip (sie reisen durch Spanien), ein Abenteuer und eine Geschichte darüber, sich der Vergangenheit zu stellen, und handelt von Liebe und Vergebung.
Es ist das Letzte der Serie, obwohl ich immer noch gerne Marcus‘ Geschichte schreiben würde – er ist ein Charakter, der in anderen Geschichten auf unerwartete Weise auftauchte. Er interessierte mich und viele Leser haben geschrieben und nach seiner Geschichte gefragt, aber er ist nicht im Vertrag enthalten und mein Verleger ist sehr daran interessiert, dass ich die neue Serie beginne, die ich vorgestellt habe, daher schreibe ich momentan daran. Sie handelt von vier jungen Frauen, die sich in London in Abenteuer stürzen.
Danke für Ihre Zeit. Da die „Perfect“-Serie schon in Deutschland übersetzt wurde, hoffe ich sehr, dass wir auch die „Devil Riders“ lesen dürfen.
Das hoffe ich auch, Julia. Vielen Dank für das Interview und danke für das Lesen meiner Bücher.
Das englische Original-Interview ist hier zu finden.