Kompakt:

Mehr oder weniger lose zusammenhängend, mehr oder wenig seltsam – dieser autobiographische Roman ist definitiv anders, aber lesenswert!

Bewertungwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.com

Markart – Ich halte mir diesen Brief wie einen Hund
Autor Mike Markart
Verlag Edition Keiper
Erschienen September 2014
ISBN 978-3-902901-48-4
Seitenanzahl 224 Seiten

Zur Leseprobe.

Inhalt

Im letzten Teil seiner autobiografischen Trilogie schreibt Mike Markart in 71 unterschiedlich langen Episoden über den Abschied von Marina, Erlebnisse aus seiner Kindheit und den ganz normalen Alltag als Schriftsteller.

Stil

Was unterscheidet einen Roman von einer Biographie? Formal ist er eine Erzählung in Versen oder Prosa – eine fiktionale, die sich dadurch von faktualen Werken, die ein Geschehen wirkgetreu abbilden, unterscheidet. Inwiefern Wahrheit und Wunsch bei Mike Markhart aufeinander treffen, erschließt sich nicht, aber das tut dem Lesegenuss keine Abbruch. Wirklichkeit und Phantasie sind bei ihm miteinander verschmolzen, wie bereits in den ersten Kapiteln klar wird.

Seit dem 17. Jahrhundert begleitet seine Familie ein seltsames Wesen, die kleine Frau, die der Erzähler einmal sogar persönlich sieht – allerdings flitzt sie bei seinem Anblick so schnell unter die Bücherregale, dass eine weitere Inspektion gar nicht möglich ist. Nach diesem Erlebnis zu Anfang, dem noch Geschichten über die Mutter und die Familienchronik vorangehen, berichtet der Ich-Erzähler von dem Dasein als Schriftsteller und dem ganz normalen Alltag.

„Denn ich will einfach meine Arbeit machen und mich nicht abbringen lassen durch Meinungen, die anderen gehören. Schließlich habe ich jetzt endgültig aufgehört, Bücher anderer Autoren zu lesen. Ich habe meinen Plan und den setze ich um. Und ich will mich keinesfalls an anderen orientieren. In letzter Zeit haben nämlich alle vorgegeben, auf unvernünftig hohe Berge zu steigen, nur um einen aufregenden Plot zustande zu bringen. Schreiben ist einfach. Denn lügen kann jeder! Ich schreibe aber über Dinge, die wahr sind. Und zur Sinnsuche muss ich nicht irgendwo hin.“ (S.22)

Diese persönliche Wahrheit, wird vom Autor in 71 mal kurzen, mal langen Episoden geschildert – mehr oder weniger chronologisch, nicht immer zusammenhängend und nicht immer weiß man, wer die anderen Personen, denen man begegnet, eigentlich sind. Der Leser begibt sich dadurch aber auf eine Reise, die sich an den Worten des Erzählers orientiert und diese genießt. Denn Markart schreibt in seinem eigenen Stil, ist kein „Wortverschwender“ (S.23). Er besitzt einen trockenen Humor sowie einen nach innen gewandten Blick, der sich nicht um Äußerlichkeiten kümmert, sondern oftmals in Gedanken versinkt. Das langsame Erzähltempo kommt einem bedächtige Vorankommen Satz für Satz gleich, das sich um das Ich und seine Bedürfnisse dreht.

Bezeichnend dafür ist jenes Zitat, das auch auf der Buchrückseite als Ausschnitt präsentiert wird: „Ich bin niemals nur ich alleine gewesen in dieser Zeit mit Marina. Ihr wird es wahrscheinlich nicht anders ergangen sein, vermute ich, selbstverständlich nicht. Aber ich muss mich darum kümmern, wie es mir geht. Schließlich bin ich die einzige Person, deren Nähe ich verbindlich ertragen muss, bis mein Leben irgendwann zu Ende ist.“ (S.64)

Das erzählende Ich gibt viel von sich preis und bindet den Leser durch diese Intimität in seine Lebenswirklichkeit mit ein. Kosten Sie Markarts Worte, denn diese sind ein ungewöhnlicher Genuss …

Aufmachung

Das Taschenbuch besitzt ein schlichtes Cover, das gut zum Inhalt passt. Dieser startet gleich beim Aufschlagen des Buches und umfasst 71 nummerierte Kapitel. Der Klappentext liefert ein kurzes Zitat und erläutert den Werk-Zusammenhang des Buches.

Ähnliche Titel

„Magritte“ (Mike Markart – Roman); „Der große Bellaviri“ (Mike Markart – Roman)

Herzlichen Dank an Edition Keiper für das Rezensionsexemplar.