Vor einigen Monaten waren ein paar Menschen in Deutschland ein wenig überrascht, dass sie E-Mails erhielten, in denen von einer neuen Convention die Rede war. Es ging um eine speziell auf Gay Romance ausgerichtete Zusammenkunft von Autoren, Verlegern und anderen Interessierten.

Wer bisher noch nicht vom Genre Gay Romance gehört hat, hier eine kurze Erklärung: Es handelt sich um Liebesromane mit einem Happy End, in deren Mittelpunkt ein homosexuelles Paar steht. Zielgruppe sind meist Frauen, die sich die Abenteuer der beiden Frauen oder beiden Männer, die die Protagonisten des Romans stellen, verfolgen dürfen.

Die Euro Pride Con hat sich nun zum ersten Mal im Sheraton am Arabellapark zusammengefunden und damit in München den Grundstein für eine Gay Romance-Convention gelegt, die nächstes Jahr schon in Berlin stattfinden soll – was bedeutet, es gab genügend Interessenten für eine erste Zusammenkunft, die weitere Kreise ziehen wird.

Leerer Saal EPC 2015

Ruhe vor dem Sturm – oder Ansturm

Nach einer etwas chaotischen Vorbereitung und einem Veranstaltungskalender, von dem niemand so recht wusste, was genau eigentlich geboten sein wird, war ich gespannt, was mich nun wirklich erwarten würde. Nichtsdestotrotz war ich frohen Mutes, als ich heute Morgen das Haus verlassen habe und hingefahren bin. Es ging um 8.00 Uhr mit dem Empfang der Gäste los, die sich melden konnten und ihre fröhlich-regenbogenfarbenen Umhängenamensschilder erhalten haben. Das Sheraton hat dabei für wirklich grandiose Verpflegung gesorgt: süße Stückchen und Kaffee, Tee und Salzgebäck.

Gut gestärkt ging es in den Tag mit einem Willkommensgruß, danach teilten sich die Anwesenden in einen deutschen Raum und einen englisch sprechenden Raum, wo es jeweils unterschiedliche Veranstaltungen gab. Da wir nur zu viert waren, hatten wir eine richtig kuschelige deutsche Runde, bei der wir uns mal über die Szene und die Veröffentlichungen unterhalten konnten.

Anschließend gab es einen Vortrag von Andrew Grey, der Gay Romance-Lesern von den deutschen Übersetzungen bekannt sein dürfte, die beim Cursed-Verlag erscheinen. Er brachte uns alle zum Lachen und bewegte uns durch seine Aufrufe: „Accepting who you are is making the world a better place.“ (Übersetzung: Sich selbst zu akzeptieren, so, wie man ist, macht die Welt zu einem besseren Ort) Als er schließlich meinte: „If you want to change the world, talk to the ladies, because women change the world.“ (Übersetzung: Wenn du die Welt verändern willst, sprich mit Frauen, denn Frauen verändern die Welt), hatte er den Applaus auf seiner Seite. Obwohl auch einige Männer unter den Teilnehmern waren – mehr, als ich erwartet hätte –, bestand der Großteil tatsächlich aus Frauen. Andrew betonte, dass Geschichten das seien, was uns vorantreibt und was wir als Erbe hinterlassen. Während in den früheren Jahren dieses Erbe im homosexuellen Liebesromanbereich nicht vorhanden war, gibt es nun eine bunte Vielfalt an Romanen, die auf die Leser warten.

Voller Saal EPC 2015

Rege Teilnahme, als Andrew Grey spricht

Es war faszinierend, mit all diesen unterschiedlichen Akzenten an einem Tisch zu sitzen und den Amerikanern, Engländern, Neuseeländern, einer Dame aus Brüssel und den Italienern zu lauschen, denn gemeinsame Sprache war natürlich englisch, so dass man sich in lebhaften Diskussionen verlor. Der Tag brauste regelrecht an uns vorbei, denn wir hatten so viel Spaß!

In der Mittagspause gingen einige zum Christopher Street Day in die Innenstadt und nahmen an der Parade teil. Der andere Teil suchte sich ein Restaurant und verbrachte die Zeit in der herrlichen Sonne und bei spannenden Gesprächen mit ebenso spannenden Menschen.

Gestärkt ging es weiter mit einem Panel über Covergestaltung und danach einem Panel über die Entwicklung der italienischen und der deutschen Gay Romance-Szene. Hier war die Beteiligung besonders rege und die Fragerunde fast zu kurz angesetzt, da viele sich dafür interessierten. Währenddessen gab es auch wieder im deutschen Raum einige Veranstaltungen, an denen die deutsch sprechenden Gäste teilnahmen, wobei es sich um Schauplätze im Gay Romance handelte und vor allem der Vor- oder Nachteil von deutschen Handlungsorten versus amerikanische Handlungsorte besprochen wurde.

Weitere Gespräche standen an, denn wenn man schon mal die Gelegenheit hat, alle Verlage dieses Genres auf einem Fleck zu haben, ging es um Kooperationen, den Austausch von Informationen und die Diskussion über die Gewinnung neuer Leser. Neben einigen Verlagen, die man als Gay Romance-Leser kannte, gab es auch Neuentdeckungen wie „Ylva„, einen Verlag für lesbische Literatur.

Abschließend fand das große Buffet statt, bei dem man noch einmal mit allen Kontakt schließen konnte, mit denen man sich austauschen wollte. Das Essen war hervorragend, die Crew des Hotels ausgesprochen freundlich und überaus kompetent, die Gesellschaft hervorragend – und nun freue ich mich auf Tag zwei der Euro Pride Con!