Kompakt

Mitten auf dem belebten Wiener Brunnenmarkt wird ein Kind seiner Mutter entrissen – Emma Roth ermittelt in einem packenden Fall, der niemanden kalt lässt.

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Erika Urban – Emma Roth und die fremde Hand
Autor Erika Urban
Verlag Styria
Erschienen Mai 2015
ISBN 978-3-222-13503-3
Seitenanzahl 173 Seiten

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Inhalt

Die Lokalpolitikerin Carla Wolf gehört politisch dem eher rechten Lager an und familiär bildet sie einen Teil des einflussreichen Wolf-Clans. Als ihr mitten auf dem Wiener Brunnenmarkt die kleine Tochter aus der Hand gerissen wird – ersetzt durch ein Roma-und-Sinti-Kind –, bildet das erst die Spitze des Eisbergs. Emma Roth macht sich mit ihrem Team auf die Suche nach Marie. Dass die Kommissarin jedoch selber mit einem Fall der Kindesentführung in ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat und der Polizeichef ein guter Freund der Familie Wolf ist, erleichtert die Ermittlungen nicht gerade. Außerdem wäre da noch der Handkiller, der Wien in Atem hält …

Stil und Charaktere

Emma Roth ist keine vorbildliche Kommissarin: Sie raucht, säuft und sucht sich bei zu viel Stress schon mal Amüsement für eine Nacht … Mit den Folgen dieser Eskapaden wird der Leser gleich zu Anfang bekannt gemacht: „Ja, sie hatte es gestern wieder übertrieben. Es hatte so harmlos angefangen. Ein kleiner Absacker nach einer anstrengenden Wochenendschicht. Allein versteht sich, denn mit ihren Kollegen verband sie wenig – und vor allem nicht die Lust an hochprozentigen Getränken, französischen Zigaretten und dunklen Bars. Dann war da dieser Kerl gewesen, Mitte vierzig, Typ Banker, aber ganz attraktiv. Zusammen waren sie in einer Kneipe gelandet, wo sie sich völlig in Zeit und Raum verloren hatten. Der Rest war Dunkelheit.“ (S.8)

Trotzdem besitzt sie ein gutes Herz und tritt für das Gute im Menschen ein. Dass Emma Roth selbst kein einfaches Schicksal hatte, zeigt die Autorin im Lauf der Lektüre auf. Während eines Frankreichurlaubs wurde die Familie ebenfalls Opfer einer Entführung, woran diese schließlich zerbrach. Aber gerade die Ecken und Kanten machen die Kommissarin ‚menschlich‘. Mit ihrer Fähigkeit, am besten im Kaffeehaus nachdenken zu können, ist sie außerdem ur-wienerisch, denn was wäre der Wiener ohne sein(e) Stammlokal(e) …

Dass ein Beisl aber nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Prokrastinieren da sein kann, beweist Emmas Kollege Karl Rotten. Der lässt nämlich lieber andere arbeiten und ruht sich dann auf deren Lorbeeren aus. Erika Urban stellt den Unsympathler gelungen dar und spricht ihm zumindest ein Fünkchen Sympathie zu. Der Aufsteiger will eigentlich hoch hinaus und wird dabei immer wieder von der taffen Emma überflügelt. Da diese jedoch nicht in der Gunst des Polizeichefs Tomschak – der selbst durch Protektion an seinen jetzigen Posten kam – steht, profitiert allein Karl Rotten von seinen Verbindungen.

Dieses typisch österreichische Phänomen der ‚Freunderlwirtschaft‘ bzw. des ‚Vitamin B‘ baut die Autorin auch an einer weiteren Stelle ein. Die Familie Wolf ist ebenfalls nicht unschuldig, denn Carlas Ex-Mann wird für sein Anders-Sein zum Außenseiter verteufelt. Und wer Einfluss hat, kann diesen in der Wiener Gesellschaft auch geltend machen.

„Emma Roth und die fremde Hand“ bietet neben dem herrlichen Wiener Flair und der lässig-sympathischen Kommissarin ein packendes Thema, das wohl jeden berührt. Erika Urban greift für ihren Krimi nicht auf Blut und Schießereien zurück – na gut, ein wenig bei dem dramatischen Finale – , sondern auf den Alptraum einer jeden Familie.

Aufmachung

Das Taschenbuch zeigt auf der Front den verlassenen Brunnenmarkt bei Nacht, die Rückseite mit dem Klappentext ist in schwarz gehalten.

Die Handlung startet mit einem Prolog aus der Sicht Carla Wolfs und wird dann in insgesamt 12 Kapitel unterteilt. Diese sind nicht nummeriert, sondern mit der Zeit der Vermisstendauer überschrieben. Erika Urban erzählt konstant aus der dritten Person. Zwischendrin wechselt sie aber auch die Perspektive, was durch einen Absatz mit vier Sternchen deutlich gekennzeichnet ist. Zwei Schlussanzeigen für aktuelle Krimis des Verlags bilden das Ende.

Ähnliche Titel

„Tödliches Rendezvous“ (Beate Maxian – Krimi); „Taxi für eine Leiche“ (Edith Kneifl – Krimi); „Kommt Zeit, kommt Mord“ (Peter Wähle – Krimi); „Schnitzerllust“ (Hermann Bauer – Krimi)

Herzlichen Dank an Styria für das Rezensionsexemplar.

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