Kompakt

Nach Robert Goolricks faszinierendem Erstling „Eine verlässliche Frau“ fällt es hier schwer, Interesse für die Charaktere aufzubringen. Seine poetische Sprache allerdings hat sich nicht geändert, was das Buch dennoch anziehend macht, bis zum überraschenden und dramatischen Schluss.

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Goolrick_Ein wildes Herz Originaltitel Heading out to wonderful
Autor Robert Goolrick
Übersetzung Judith Schwaab
Verlag btb
Erschienen Oktober 2012
ISBN 978-3-442-75374-1
Seitenanzahl 352 Seiten

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Inhalt

Virginia, 1948. Charlie Beale lässt sich in der kleinen Stadt Brownsburg nieder, wo er anfangs wie ein Außenseiter behandelt wird, bis er langsam Anschluss an die Gemeinde findet. Da er ein begabter Metzger ist, arbeitet er schon bald bei Will Haislett, der die örtliche Metzgerei betreibt, bis zu dem Tag, an dem er die schöne Sylvan Glass kennen lernt, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Sylvan ist jedoch bereits mit einem älteren Mann verheiratet. Es kommt zu einer leidenschaftlichen Liebe, die den kompletten Ort ins Unglück stürzt.

Stil und Charaktere

Einleitend wird der Leser von einem Ich-Erzähler begrüßt, der die Ereignisse später als allwissender Erzähler auftritt und immer wieder Andeutungen von großem Unheil macht. Der Roman selbst gliedert sich in zwei Teile – „Der Mann, der sündigt“ und „Der Gefangene der Sünde“.

Charlie Beale ist und bleibt ein rätselhafter Mann, dessen Reichtum nie so recht erklärt wird, mit dem er sich das Stück Land nahe Brownsburg kauft. Sein Einleben in seine neue Umgebung und seine daran anschließende Entwicklung vom Eigenbrötler hin zu jemandem, der in die Gemeinde einbezogen wird, wird nachvollziehbar beschrieben. Dennoch bleibt immer ein gewisser Abstand zwischen ihm und dem Leser, der ihn wie einen wissenschaftlichen Laborversuch beobachtet, bei dem er nicht emotional berührt wird. Sylvan Glass träumt von einem Leben in einer größeren Welt, ist aber durch ihren Mann an die kleine Stadt gefesselt. Sie wirkt oberflächlich und bleibt ebenfalls eine Figur, die dem Leser nicht nahe kommt. Der einzige, dem das gelingt, ist Sam Haislett, den Charlie ins Herz schließt. Seine Geschichte ist es, die schließlich doch noch an das Buch fesselt.

Bereits in seinem ersten Buch, „Eine verlässliche Frau“, fiel Robert Goolricks poetische Sprache ins Auge. Seine Beschreibungen der damaligen Zeit und der Einstellungen der Bewohner wird durch seine lyrischen Ausarbeitungen in ein geradezu malerisches Bild gesetzt: „Jeden Tag jener ersten Woche spazierte er, scheinbar ohne Plan und Ziel, durch die Straßen der Stadt. Wenn er an jemandem vorbeikam, nickte er ihm höflich zu, doch sprach mit keiner Menschenseele. (…) Er blickte in die Gesichter der Menschen, und die schauten verstohlen zurück, und wenn er dann später im Dunkeln am Fluss lag, sah er sie wieder vor sich, all diese Gesichter, und er fragte sich, ob das wohl Menschen seien, die er gerne kennen lernen wollte.“ (S. 21)

Gegen Ende nimmt die Handlung an Fahrt auf und gipfelt in einem dramatischen Höhepunkt, doch bis dahin plätschert die Geschichte ruhig vor sich hin, was es etwas anstrengend macht, den Lebensläufen zu folgen, für die man sich großteils nicht erwärmen kann. Wer allerdings einen Blick in die damalige Gesellschaft werfen und als Beobachter des Dramas, das sich unweigerlich ereignen wird, fungieren will, ist hier gut aufgehoben.

Aufmachung

Das orange Hardcoverbuch wurde mit einem Schutzumschlag versehen. Die vordere Umschlagklappe gibt eine ausführlichere Inhaltsangabe wider als die Rückseite, die hintere zeigt ein Foto und eine knappe Vita des Autors. Das Buch gliedert sich in 31 Kapitel und einen Epilog. Eine Danksagung des Autors beendet das Werk.

Ähnliche Titel

„Eine verlässliche Frau“ von Robert Goolrick (Roman); „Gute Geister“ von Kathryn Stockett (Roman)

Herzlichen Dank an den btb-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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